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Gastbeitrag10.07.2024

Wie es um die digitale Kompetenz in Österreich bestellt ist

Und was verbessert werden sollte

Mag. Julia Bock-Schappelwein - Ökonomin, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Quelle: WIFO/ Alexander Mueller Mag. Julia Bock-Schappelwein Ökonomin Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
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Julia Bock-Schappelwein sieht in Sachen der digitalen Kompetenz in Österreich einiges zu tun. Sie nennt Zahlen und ordnet diese ein. Der nachstehende Gastbeitrag basiert auf den Ausführungen in der Publikation "Arbeitsmarkt und Beruf 2030. Rückschlüsse für Österreich. AMS report 173. Wien", die die Autorin gemeinsam mit Andrea Egger veröffentlicht hat.





Auf Grundlage der Daten von Eurostat zum Niveau digitaler Kompetenzen auf individueller Ebene lässt sich ablesen, wie weit fortgeschritten die Digitalisierung in Österreich ist bzw. welcher Aufholbedarf besteht. Im Jahr 2023 gaben nur 1,6% der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 64 Jahren in Österreich an, über keine digitalen Kompetenzen zu verfügen, weitere 3,3% hatten höchstens limitierte digitale Kompetenzen, d.h. zusammengefasst hatten 4,9% dieser Altersgruppe höchstens limitierte bzw. gar keine digitalen Kompetenzen, wobei keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennbar erscheinen (Männer 4,8%, Frauen 5,0%). Unter beschäftigten Personen war dieser Anteil mit 3,7% erkennbar niedriger.

Im internationalen Vergleich lag Österreich damit merklich unter dem EU-27-Durchschnitt von 7,7%; am geringsten fiel der Anteil der Bevölkerung, die über höchstens limitierte bzw. gar keine digitalen Kompetenzen verfügen, in den Niederlanden und in Finnland aus, gefolgt von Irland, Kroatien, Schweden und Dänemark. Österreich lag an 11. Stelle; mit Abstand am höchsten war der Anteil mit 24,3% in Rumänien, gefolgt von Bulgarien (16,0%) und Italien (12,0%). Deutschland lag mit 7,3% an 17. Stelle.

Differenziert nach formalem Ausbildungsniveau waren Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren mit niedriger formaler Bildung deutlich überrepräsentiert; in Österreich gaben 16,4% an, über höchstens limitierte bzw. gar keine digitalen Kompetenzen zu verfügen, im Gegensatz zu 1,7% unter gleichaltrigen Personen mit hoher formaler Ausbildung.

Im internationalen Vergleich lag Österreich unter Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren mit niedriger formaler Bildung im Mittelfeld an 15. Stelle; am niedrigsten ist dieser Anteil abermals in den Niederlanden und Finnland, gefolgt von Dänemark, Kroatien und Schweden mit Werten zwischen 1,5% und 7,4%; am höchsten in Rumänien, Zypern und Bulgarien. Deutschland lag mi t17,1% an 18. Stelle.

Der qualifikationsspezifische Anpassungsbedarf hängt maßgeblich davon abhängt, in welchem Maße sich Arbeitsinhalte durch den Einsatz digitaler Technologien oder auch die Ökologisierung der Wirtschaft verändern. Gerade vor dem Hintergrund technologischer bzw. ökologischer Transformationsprozesse können Kompetenzanforderungen je nach Ausmaß der Veränderungen der Arbeitsinhalte sehr differenziert ausfallen. Das Spektrum reicht nach den vorliegenden Befunden von Kompetenzanforderungen, die sinken, über solche, die gleichbleiben oder sich nur leicht verändern bis hin zu solchen, die einem massiven Wandel unterliegen. Vielfach geht es darum, spezifische neue Kompetenzen zu schulen.

Größerer Anpassungsbedarf ist bei gänzlich neuen Berufen zu erwarten. Zudem ergibt sich (Re-)Qualifizierungsbedarf für Arbeitskräfte, deren Berufsfelder ganz wegbrechen. Gleichsam gilt es aber auch zu berücksichtigten, dass bereits vorhandene berufliche Kompetenzen mit Blick auf die Anforderungen einer Ökologisierung zu verbessern sind. Gemeinsam ist den vorliegenden Befunden, dass in einem von Digitalisierung und Ökologisierung geprägten Umfeld ein Bündel aus fachspezifischen, fachübergreifenden, sozialen und digitalen Kompetenzen gefragt ist.

Ausreichende "erweiterte" Basisqualifikationen sind daher eine Grundvoraussetzung, und insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Veränderungsgeschwindigkeit, mit der sich der Wandel vollzieht, kontinuierliche Aus- und Weiterbildungsaktivitäten. Besonderes Augenmerk sollte im Sinne des Erhalts der Beschäftigungsfähigkeit auf diejenigen Arbeitskräfte gelegt werden, die bisher eher selten daran teilgenommen haben wie etwa formal gering qualifizierte Personen oder ältere Arbeitskräfte. Daher gilt es die Weiterbildungsneigung mit zunehmendem Alter und unter formal gering qualifizierten Personen zu stärken. Es braucht, wie von Bock-Schappelwein et al. (2023) aufgezeigt, u.a. arbeitsmarktnahe Qualifizierung, Stiftungsmodelle oder auch Kooperationsprojekte.

Außerdem muss der Zugang zu und die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung so gestaltet sein, dass insbesondere diejenigen Gruppen von Arbeitskräften erreicht werden, die bisher wenig oder gar nicht an beruflicher Weiterbildung teilgenommen haben. Dafür sind geeignete institutionelle Rahmenbedingungen, Weiterbildungsformate und Finanzierungsinstrumente unabdingbar, weshalb institutionelle Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die es Menschen mit unterschiedlichen Lernbiographien und in verschiedenen Lebensphasen ermöglichen, an beruflicher Weiterbildung zu partizipieren. Daher ist eine Anpassung der bestehenden Instrumente zur Existenzsicherung während einer Aus- und Weiterbildung erforderlich. Gleichzeitig bedarf es eines Erstausbildungssystems, das ausreichend „erweiterte“ Basisqualifikationen vermittelt, die die Grundlage für weiterführende Aus- und Weiterbildungswege darstellen (Bock-Schappelwein, 2024).

Da Aus- und Weiterbildung vorausschauend geplant werden muss, ist zudem das frühzeitige Erkennen von Trends in den Qualifikationsanforderungen unerlässlich. Eine kontinuierliche Analyse der in den Stellenausschreibungen geforderten Kompetenzen könnte hier ein wichtiges und zeitnahes Element darstellen.

Literatur

Bock-Schappelwein, J. (2024). Berufliche Weiterbildung in einer sich wandelnden Arbeitswelt. Herausforderungen im Umgang mit Digitalisierung, Ökologisierung der Wirtschaft und demographischem Wandel. In: Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs. Ausgabe 51, S.28-36. https://erwachsenenbildung.at/magazin/ausgabe-51

Bock-Schappelwein, J. & Egger, A. (2023). Arbeitsmarkt und Beruf 2030. Rückschlüsse für Österreich. AMS report 173. Wien.

Bock-Schappelwein, J., Egger, A., Liebeswar, C., & Marx, C. (2023). Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen im Hinblick auf die Ökologisierung der Wirtschaft. Ökojobs gegen Arbeitslosigkeit? WIFO-Gutachtenserie. Wien.

Bock-Schappelwein, J., Firgo, M., Kügler, A. & Schmidt-Padickakudy, N. (2021). Digitalisierung in Österreich: Fortschritt, digitale Skills und Infrastrukturausstattung in Zeiten von COVID-19, WIFO-Monatsberichte (6), S. 451-459.

GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) (2013). Berufsbildung für die grüne Wirtschaft. Bonn und Eschborn.

Vona, F., Marin, G., Consoli, D., & Popp, D. (2015). Green Skills. NBER Working Paper Series 21116.

Wendland, F. A. (2022). Identifikation von Schlüsselberufen der Transformation auf Basis der EU-Taxonomie. IW-Report 22/2022. Köln.

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