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Wie Pflegeroboter helfen könnten, die Lücke bei Pflegekräften zu schließen

Über Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von Technik in der Pflege

Martina Röder - Vorsitzende des Deutschen Pflegeverbandes e.V. Quelle: Neanderklinik Harzwald Martina Röder Geschäftsführerin Deutscher Pflegeverband 02.07.2020
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"Wenn Versorgung und Körperpflege automatisiert werden, können Pflegekräfte von diesen Tätigkeiten entlastet werden und haben mehr Zeit für das Gespräch mit den einzelnen Menschen", sagt die Vorsitzende des Deutschen Pflegeverbandes, Martina Röder. Sie führt selbst die Neanderklinik Harzwald und kennt die Chancen und Grenzen von technischen Hilfsmitteln aus der Praxis.







Welchen Beitrag können digitale Assistenzsysteme bei der Pflege leisten?
Von extremer Wichtigkeit ist es, technischer Assistenzsysteme zu strukturieren und deren Nutzen bzw. Potenziale für die Pflege anhand geeigneter Kriterien zu nutzen. Im Fokus der Betrachtung stehen dabei die Bedarfe pflegebedürftiger Personen im Hinblick auf den Erhalt bzw. die Wiedergewinnung ihrer Selbstständigkeit und ihrer Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens. Dabei werden personenbezogene Merkmale, z. B. Soziodemografie oder Technikakzeptanz, einbezogen sowie kontextuelle Faktoren, die Aspekte der Wohn-, Lebens- und Versorgungssituation umfasst.

Es werden Nutzenbelege und Erfahrungen mit digitalen Assistenzsystemen in der Pflege zusammengetragen, systematisiert, diskutiert und ausgewertet, z.B.:
• Charakterisierung von digitalen Assistenzsystemen für die Pflege
• Erschließung und Auswertung zum Nutzen digitaler Assistenzsysteme
• Modellierung des Nutzungskontextes für den Einsatz digitaler Assistenzsysteme in der Pflege
• Identifikation und Betrachtung guter Praxis unterschiedlicher Versorgungssettings
• Spiegelung der Zwischenergebnisse in Expertenworkshops
• Entwicklung bzw. die Umsetzung digitaler Assistenzsysteme für die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen

Für eine Reihe von Tätigkeiten in der Pflege gibt es inzwischen Roboter. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich aus der Robotik in der Pflege?
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis zum Jahr 2030 um rund 50 Prozent steigen, rund 3,4 Millionen Menschen werden dann auf fremde Hilfe angewiesen sein. Gleichzeitig werden rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlen. Spezielle Pflegeroboter könnten helfen, diese Lücke zu schließen.

Wer hilft uns, wenn wir hilflos sind? Es gibt Dutzende Prototypen und mehrere Produkte, die im Testbetrieb in die Pflegeheime, Altenheime und Betreuungseinrichtungen. Die Robotik will die ambulante und stationäre Pflege mobiler Patienten sowie die stationäre Pflege bettgebundener Patienten erleichtern. Dies kann durch verschiedene unterstützende und auch robotische Systeme möglich werden. Dazu zählen Logistikroboter, Reinigungsroboter, Roboter zur Unterstützung von Therapie und Diagnose sowie gegebenenfalls intelligente Pflegehilfsmittel. Wenn Versorgung und Körperpflege automatisiert werden, können Pflegekräfte von diesen Tätigkeiten entlastet werden und haben mehr Zeit für das Gespräch mit den einzelnen Menschen.

Die Diskussionen zum Thema Pflegerobotik werden von Hoffnungen, aber auch von Ängsten begleitet: Gehofft wird auf eine einfache und ständig verfügbare Unterstützung, wie sie z.B. bereits in Japan umgesetzt wird. Gleichzeitig besteht die Angst vor dem Verlust des menschlichen Elements in der Pflege sowie vor dem Ersatz von Pflegepersonal durch Roboter.

Ein hervorragendes Praxis Beispiel, unter anderem, ist der Einsatz von Mobility Monitoren. Mit dem Analyse- und Informationsinstrument, mit welchem die Bewegungsfreiheit eines Bewohners/ Patienten ermittelt werden kann. Weiter dienen diese Informationen der Auswertungen zur Unterstützung der Dekubitusprophylaxe.

Ein Auslösen des Schwesternrufes beim Sitzen oder Verlassen des Bettes dient gleichzeitig der Umsetzung des Werdenfelser Weges, d.h. freiheitsentziehende Maßnahmen fallen hierdurch weg.

Die Darstellung des Schlafprofiles, des Aufstehverhaltens und der gesamten Mobilitätsdaten lassen sich am Computer mittels Mobility Care Manager Software darstellen und auswerten.

Zahlreiche Verwaltungsvorgänge lassen sich in Software-Systemen abbilden. Inwieweit kann sich aus Ihrer Sicht der damit verbundene Investitions-, Prozessanpasssungs- und Schulungsaufwand auszahlen?
Im Rahmen der Entbürokratisierung und Effizienz der Datenverarbeitung steht auch der Verwaltungsbereich vor neuen Herausforderungen. Digitalisierung und neue Software Systeme bieten die Möglichkeit, zeitnahe Erfassungen und optimierte Datenauswertungen zu erhalten. Eine Vernetzung zwischen Pflegedaten und Verwaltungsdaten bieten statistische Auswertung und eine verbesserte Prozessanalyse. Das Ziel der Verbesserung der Pflegequalität geht mit einer optimierten Auswertung der Organisation einher.

Wie sollte das Pflege-Fachpersonal insgesamt auf dem Weg in die Digitalisierung begleitet werden?
Es ist wichtig, die Mitarbeiter vom Nutzen der eingeführten Software durch Schulungen und verständliches Nutzungserlebnis der Software zu überzeugen. Nur so profitieren Sie im vollem Umfang von der Digitalisierung Ihrer Pflege.

• Die alltägliche Pflege wird zugunsten einer intensiveren Zuwendung entlastet
• Durch den Einsatz mobiler Endgeräte wird mobiles, agiles Arbeiten möglich
• Auf Wissen und Informationen rund um Pflege und Versorgung kann schneller zugegriffen werden
• Soziale Beziehungen untereinander, aber beispielsweise auch zu Angehörigen werden besser gepflegt
• Der Pflegeberuf wird durch die eingesetzte IT attraktiver und der/die MitarbeiterIn kann IT-Kompetenzen erfolgreich einbringen

Die Digitalisierung bringt die Veränderung von Prozessen, Arbeitsweisen und Tätigkeiten mit sich, aber auch Zeiteinsparungen und mehr Effizienz.

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