Experten befürchten, dass es durch Location-based Games zu einer Zunahme von Verkehrsunfällen kommt. Was raten Sie Verkehrsteilnehmern?
Bereits heute stellt die Ablenkung durch Smartphones ein grob unterschätztes Sicherheitsrisiko im Verkehrsgeschehen dar. Darauf macht der ARCD durch seine aktuelle Kampagne „Lass dich nicht APPlenken!“ (www.arcd.de/nichtapplenken) aufmerksam. Diese Ablenkung zählt zu den häufigsten Unfallursachen, denn wer ständig auf ein Display starrt, übersieht und überhört rasch das Verkehrsgeschehen rundum. Von den übrigen Verkehrsteilnehmern kann man zwar erwarten, dass sie auf der Straße Rücksicht auf Schwächere nehmen; aber unlogisches, verkehrsgefährdendes Verhalten und nicht zu erwartende, falsche Reaktionen von derart ins Spiel vertieften, ihre Umgebung nicht mehr wahrnehmenden Menschen lassen sich durch erhöhte Aufmerksamkeit nicht vollständig wettmachen. Zudem befürchtet der ARCD, dass auch Autofahrer diesem Spiel verfallen und sich während der Fahrt mit virtuellen Szenen statt mit dem realen Verkehrsgeschehen beschäftigen – was jeglicher Sorgfaltspflicht entbehrt und das Unfallrisiko potenziert. Auch wenn das Spielvergnügen noch so verlockend sein mag, heißt es daher für alle Fahrzeugführer, egal ob im Auto, auf dem Motorrad oder Fahrrad: Hände weg vom Smartphone und Location-based Games! Und wer zu Fuß unterwegs ist, muss sich immer wieder vergegenwärtigen, in welcher realen Umgebung und Situation er sich befindet, und sich dementsprechend achtsam verhalten! Denn die Straßenverkehrsordnung gilt auch für Fußgänger.
Bei Location-based Games werden die Spieler an für sie unbekannte Örtlichkeiten geführt. Wie lässt sich sicherstellen, dass (insbesondere junge Nutzer) nicht in Gefahr geraten?
Da gibt es keine absolute Sicherheit, weil im Eifer des Spiels erfahrungsgemäß häufig Grenzen überschritten und Gefahren unterschätzt werden. Der ARCD appelliert daher insbesondere an Eltern und Erzieher, ihrer Verantwortung für Kinder gerecht zu werden und die jungen Spieler auf ihrer Monsterjagd nicht allein zu lassen. Viel hängt natürlich von der jeweiligen persönlichen Reife ab. Aber es ist auf jeden Fall hilfreich, sich interessiert zu zeigen, gemeinsam mit ihnen ein solches Spiel anzugehen und über mögliche Gefahren und negative Folgen zu sprechen. Wenn nötig, sollten klare Verhaltensrichtlinien, wie etwa feste Spielzeiten, vereinbart werden.
Die Hype-App Pokémon Go hat eine USK-Empfehlung ab 6 Jahre. Wie sollten die jungen Nutzer auf das Spiel und etwaige Gefahren vorbereitet werden?
Eltern sollten sich zunächst einmal selbst mit dem Spiel vertraut machen – und es auch selbst installieren und einrichten. Und anschließend ihre Kinder über die möglichen Gefahren des Spiel aufklären – nicht nur in der vertrauten Umgebung, sondern auch im Hinblick auf die Erfassung von persönlichen Daten und Bewegungsprofilen sowie eventuell installierte Schadsoftware. Keinesfalls sollten Eltern die Kinder im ungeschützten Raum, wie etwa auf der Straße, oder gar allein in unbekanntem Gebiet spielen lassen – etwa in der Nähe von Gewässern, Baustellen oder Sperrgebieten.
Angesichts der Gefahren rund um den aktuellen Trend – braucht es neue gesetzliche Regulierungen?
Nein, die braucht es nicht – es genügt die Einhaltung der geltenden Gesetze. Pokémon-Fans sollten stets bedenken, dass bei durch die „Monsterjagd“ verursachten Schäden und Unfällen Regressforderungen auf sie zukommen können. Und das kann zum Beispiel bei Verkehrsunfällen sehr teuer werden. Zudem verlieren sie bei eigenen Verletzungen möglicherweise den Versicherungsschutz, bleiben also auf den Kosten sitzen.