Vom Marketing bis zum Stadtrundgang per App verändert die Digitalisierung den Städtetourismus. Welche digitalen Angebote sind derzeit Ihre wichtigsten? Bzw.: Welche herausragenden Projekte planen Sie in nächster Zukunft?
Unsere wichtigste digitale Informationsquelle für Touristen ist unsere Webseite www.leipzig.travel. Angefangen von den Veranstaltungshöhepunkten über buchbare Reise- und Übernachtungsangebote gibt es hier alle touristisch relevanten Informationen in digital aufbereiteter Form. Zurzeit arbeiten wir an einem Relaunch. Um noch mehr über die Bedürfnisse unsere Zielgruppen zu erfahren, wurde vorab eine ausführliche Themen- und Keywordanalyse durchgeführt, die auf Basis von Suchanfragen im Internet erfolgte. So konnten wir herausfinden, welche Themenfelder bei Suchanfragen in Verbindung mit Leipzig im Mittelpunkt stehen. Die Ergebnisse fließen in die modernisierte und mit neuen Features ausgestattete Website ein.
Ein weiterer Punkt ist die zunehmende mobile Nutzung von Webangeboten. Eine optimale Darstellung auf Smartphone und Tablet ist heute unerlässlich. Die zukünftige Website basiert daher auf einer Mobile First Strategie. Auch unsere Leipzig Travel App wird überarbeitet und ergänzende Features erhalten, um dem Gast vor Ort einen Mehrwert zu bieten.
Ergänzend zu unseren klassischen Online-Marketing-Maßnahmen sind wir seit mehreren Jahren in allen wichtigen Social-Media-Kanälen vertreten. So betreuen wir auf Facebook eine der größten Leipzig-Fanseiten. Weiterhin agieren wir sehr aktiv bei Twitter und Instagram. Auch mit unserem YouTube-Kanal sind wir seit 2010 erfolgreich und veröffentlichen Videos, die Leipzig und die Region von allen Facetten zeigen.
Große internationale Resonanz erzielen wir im Bereich Influencer Marketing mit innovativen Formaten wie z. B. dem Social Travel Summit, der 2014 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Zentrale für Tourismus stattfand. Dabei trafen sich erstmals über 100 der wichtigsten internationalen Reiseblogger in Leipzig. Im Jahr 2016 veranstalteten wir gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen den weltweit ersten Video Summit. Zu Gast waren 60 nationale und internationale Video-Blogger, Snapchatter und YouTuber. Zusätzlich organisieren wir regelmäßig InstaMeets und laden Instagramer nach Leipzig ein. Mit Unterstützung der Influencer, die eine große Fangemeinde haben und ein großes Vertrauen bei ihren Followern genießen, erreichen wir eine große internationale Zielgruppe und es entsteht neuer Content über die LEIPZIG REGION, den wir gezielt im Storytelling einsetzen können.
Auch unsere Pressearbeit ist zu großen Teilen digital ausgelegt. In Zusammenarbeit mit den Nachrichtenagenturen dpa, Pressetext und mynewsdesk berichten wir über aktuelle Geschehnisse aus der LEIPZIG REGION auf eigens eingerichteten Online-Portalen. Die veröffentlichten Beiträge können von den Multiplikatoren mit nur einem Klick über die Social-Media-Kanäle weltweit verbreitet werden.
Gerade der Tourismus zu klassischen Sehenswürdigkeiten spricht oft ältere Zielgruppen an. Über welche digitalen Wege sprechen Sie diese an?
Auch junge Städtereisende interessieren sich für die klassischen Sehenswürdigkeiten, insbesondere, wenn sie zum ersten Mal in der Stadt sind. Natürlich sprechen wir seit mehreren Jahren auch ältere Zielgruppen auf digitalen Wegen an, denn diese werden zunehmend internetaffiner. Dies geschieht vor allem über unsere stets aktualisierte Website www.leipzig.travel und unsere zielgruppenspezifischen Newsletter, die wir auch im Zuge des Relaunches an die Bedürfnisse der älteren Zielgruppe anpassen werden.
Das Bundesverkehrsministerium plant nach Medienberichten ein bundesweites E-Ticket für den ÖPNV. Inwieweit kann das den Städte-Tourismus voranbringen? Bzw.: Schadet es eventuell sogar, weil es Hürden für bestimmte Zielgruppen schaffen könnte?
E-Ticket-Systeme umfassen sowohl Abonnenten-Chipkarten als auch Online-Tickets und Handytickets. Im Pendlerverkehr ist die Nutzung der Chip-Karte bereits üblich. Das Ziel des Bundesverkehrsministeriums ist, bis 2019 die Papiertickets im deutschen ÖPNV durch E-Tickets zu ersetzen. Geschehen soll dies durch eine Vernetzung der regionalen Verkehrsverbände und deutschlandweite Mobilitätsplattformen. Für Touristen sind besonders die Möglichkeiten, die ein Handyticket eröffnet, interessant. Da es z. B. auf den Stationen von vielen Flughäfen nur eine beschränkte Anzahl von Ticketautomaten gibt, entsteht durch die einfache Buchbarkeit von E-Tickets ein großer Mehrwert. Auch die Informationssuche wird vereinfacht. Ein einheitliches und leicht verständliches Ticketsystem fördert den Städtetourismus.
Mit Share-Plattformen erwächst den Hotels Konkurrenz durch Privatübernachtungen. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Stadt?
Share-Plattformen bieten eine Möglichkeit, eine spezielle Zielgruppe anzusprechen, die den direkten Kontakt zu Einheimischen suchen. Sie stellen eine Ergänzung zum vorhandenen gewerblichen Beherbergungsmarkt dar. Wer den Service, die Privatsphäre und die Standards im Hotel schätzt, wird auch weiterhin dort übernachten. Solange der private Wohnungsmarkt dadurch nicht eingeschränkt wird, schätzen wir die Nachfrage positiv ein. Denn jeder Gast trägt zur Wertschöpfung vor Ort in der Kultur, der Gastronomie und im Einzelhandel bei.