Vom Marketing bis zum Stadtrundgang per App verändert die Digitalisierung den Städtetourismus. Welche digitalen Angebote sind derzeit Ihre wichtigsten? Bzw.: Welche herausragenden Projekte planen Sie in nächster Zukunft?
Nach wie vor ist unsere klassische Online-Präsenz, unsere Website mit Konzentration auf Content, unser wichtigstes digitales Medium. Ergänzt werden die dort auffindbaren Informationen und Buchungsmöglichkeiten durch eine Vielzahl an Social Media-Angeboten: Facebook, Instagram, Twitter, YouTubes, Pinterest, Google+ sowie einem eigenen Blog. Hinzu kommen Online-Newsletter, Bannerschaltungen, Online-Aktionen wie Wettbewerbe etc. Im Sommer werden wir ein neues Angebot an 360°-Videos veröffentlichen, die einen ganz neuen Einblick in die Stadt bieten. Zudem arbeiten wir gemeinsam mit Partnern in der Stadt am Ausbau des freien WLANs in Bremen.
Gerade der Tourismus zu klassischen Sehenswürdigkeiten spricht oft ältere Zielgruppen an. Über welche digitalen Wege sprechen Sie diese an?
Immer mehr ältere Zielgruppen nutzen die Online-Kommunikation, zur Vorbereitung einer Reise und vor Ort über mobile Geräte. Das bedeutet, dass sie sich auch über unsere klassischen digitalen Kanäle wie Website und Online-Newsletter informieren. Eine spezielle digitale Ansprache für ältere Zielgruppen haben wir nicht, auch weil das Durchschnittsalter unserer Besucher bei 42 Jahren liegt.
Das Bundesverkehrsministerium plant nach Medienberichten ein bundesweites E-Ticket für den ÖPNV. Inwieweit kann das den Städte-Tourismus voranbringen? Bzw.: Schadet es eventuell sogar, weil es Hürden für bestimmte Zielgruppen schaffen könnte?
Grundsätzlich ist der Anlass für eine Städtereise ein spezielles Event, eine Ausstellung, eine Sehenswürdigkeit o.ä. Die Auswahl der Destination wird nicht danach erfolgen, ob es ein E-Ticket für den ÖPNV gibt. Dies kann jedoch den Servicefaktor vor Ort erhöhen und damit positiv im Kopf des Reisenden gespeichert werden. Es ist aber wichtig, auch Alternativen wie Hardtickets beizubehalten, um keine Zielgruppen auszuschließen. ÖPNV-Tagestickets werden weiter nachgefragt.
Mit Share-Plattformen erwächst den Hotels Konkurrenz durch Privatübernachtungen. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Stadt?
Durch digitale Plattformen werden gewerbliche wie private Angebote umfassend sichtbar und buchbar. Die Plattformen selbst können helfen, Auslastungen zu erhöhen und ein erweitertes Angebot für den Nutzer leicht zugänglich zu machen - das ist positiv. Eventueller Wohnraumentzug wäre negativ.
Doch welche Angebote genau sind der Sharing Economy zuzurechnen? Wo sind die Trennlinien zwischen gewerblicher und privater Vermietung zu ziehen? Über die Notwendigkeit, die Sharing Economy gesetzlichen Regularien zu unterwerfen wird zurzeit diskutiert. Es kristallisiert sich bei Politik und Verbänden jedoch die übereinstimmende Meinung heraus, dass für alle Marktteilnehmer, die vergleichbare Dienstleistungen anbieten, die gleichen Spielregeln gelten müssen.
Es gibt in Deutschland für die Vermietung von Ferienunterkünften bereits eine Reihe von Vorschriften und Auflagen. Privatvermietung spielt sich demnach nicht in einem gesetzesfreien Raum ab. Es fehlt allerdings – und das ist ein berechtigter Kritikpunkt – an der konsequenten Durchsetzung bzw. am Vollzug geltender Vorschriften.