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Virtual Reality und Wirklichkeit verschmelzen vermutlich in zehn Jahren

Was das für unsere Gesellschaft bedeutet

 Prof. Dr. Frank Steinicke, Leiter des Instituts für Human Computer Interaction an der Universität Hamburg Quelle: Universität Hamburg Prof. Dr. Frank Steinicke Leiter des Instituts für Human Computer Interaction Universität Hamburg 17.05.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Prof. Dr. Frank Steinicke, Leiter des Instituts für Human Computer Interaction an der Universität Hamburg sieht "ganz spannende Fragen für unsere Gesellschaft" aufziehen. Hintergrund sind technische Fortschritte wie Brain-Computer-Interfaces oder Augmented/Virtual Reality.







Ein Schwerpunkt auf der Entwicklerkonferenz F8 von Facebook war Gedanken-gesteuerte Kommunikation. Was würde es bedeuten, wenn ein Unternehmen Zugriff auf unsere Gedanken bekäme?
Bereits seit Anfang der 1970er Jahre wird an sogenannten Brain-Computer-Interfaces, kurz BCIs, geforscht. Tatsächlich sind solche Systeme auch bereits im Einsatz und erlauben beispielsweise die Steuerung von Rollstühlen oder die einfache Texteingabe. Allerdings können mit den unterschiedlichen aktuell verfügbaren Technologien eher nur einfache Kommandos realisiert werden, insbesondere wenn die Sensoren lediglich an der Kopfhaut und nicht im Gehirn direkt angebracht sind. Das Auslesen von komplexen Gedanken von beliebigen Benutzern wird also noch nicht so bald möglich sein.

Als einen der Vorzüge preisen die Entwickler, dass verschiedensprachige Menschen leichter kommunizieren könnten. Wie könnte sich Kommunikation entwickeln, wenn Sprache nicht mehr nötig wäre?
Sprache wird auch weiterhin in unserer Gesellschaft relevant sein. Allerdings wird sich die Art und Weise der Kommunikation auch zukünftig verändern und entwickeln. Wir erleben ja bereits seit Jahren, dass ein Teil der Kommunikation über digitale Medien wie Email, Chat oder Sprachnachrichten bzw. -erkennung verläuft. Zukünftig wird dann sicherlich auch in Teilen über BCIs kommuniziert. Ganz verschwinden wird das gesprochene Wort aber natürlich nicht.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete Augmented/Virtual Reality. Was bedeutet es für die Gesellschaft, wenn ein Soziales Netzwerk den Computer verlässt und seine AGB für eine sich vermischende virtuelle und reale Welt gelten?
Das werden ganz spannende Fragen für unsere Gesellschaft werden, insbesondere wenn es um das Thema Authentizität geht. Beispielsweise können wir heute davon ausgehen, dass vermutlich bereits in 10 Jahren virtuelle Objekte und Welten nicht mehr von realen Objekte und der realen Welt unterschieden werden können. Für solche Szenarien müssen wir als Gesellschaft sicherlich Regeln und Umgangsformen definieren, die sich dann auch wieder durch technische Lösungen umsetzen lassen können.

Wie entwickeln sich die berüchtigten Facebook-Filterblasen in diesem Szenario?
Ich glaube, der Einfluss neuer Technologien wie VR/AR auf Filterblasen ist eher gering. Tatsächlich hat sich in verschiedenen Untersuchungen auch gezeigt, dass beispielsweise personalisierte Suchen bei Google das Suchergebnis nur gering beeinflussen. Deutlich problematischer sehe ich in sozialen Netzwerken eher den Echokammer-Effekt, bei dem mein Kontakt mit Gleichgesinnten zur Verengung meiner Sicht auf die Welt führt. Das passiert aber natürlich auch in der realen Welt, aber da kann ich andere Menschen und Meinungen nicht einfach wegklicken. Jede neue Technologie bietet aber natürlich nicht nur Risiken, sondern vor allem auch Chancen und wir können aus Fehlern lernen. Ich denke, dass gerade solche Dienstleistungen, Produkte und Services in einer digitalen Welt immer relevanter werden, die unsere Menschlichkeit und sozialen Bedürfnisse erfüllen.

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