Reichlich die Hälfte der Befragten des aktuellen Digitalisierungsmonitors sind mit den Online-Angeboten der Behörden zufrieden – wie bewerten Sie das?
Die öffentliche Verwaltung steht vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Dass die Hälfte der Befragten mit den Onlineangeboten zufrieden ist, ist grundsätzlich eine positive Grundstimmung. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass sich viele Bürger und Unternehmen noch nicht wirklich vorstellen kann, was online möglich ist. Daher ist die Erwartungshaltung eher gering. Wenn man sich andere Länder anschaut, erkennt man sehr gut vor welchen Herausforderungen die deutsche Verwaltung steht. Der eingeschlagene Weg ist der richtige, wenn er auch sehr steinig ist. Wir sehen gerade bei den Themen in der internen Verwaltung, wie z.B. der elektronischen Rechnung gute Fortschritte.
Auf der anderen Seite haben auch nur reichlich die Hälfte schon einmal Online-Angebote der genutzt. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Es ist wie beim Fussball, ohne Training klappt es nicht. Und es muss entsprechende Möglichkeiten zum trainieren geben. Es gibt noch nicht sehr viele Onlineangebote, die in das tägliche Leben eingebunden sind. Die Anzahl der Onlinedienste steigt, das Onlinezugangsgesetzt ist verabschiedet, die Verwaltung bewegt sich. Dazu wurde in den letzten Jahren sehr viel an den Voraussetzungen für nachhaltige eGovernment-Dienstleistungen gearbeitet. Diese Früchte können hoffentlich bald geerntet werden. Wir unterstützen aktuell viele spannende Projekte zum Zusammenspiel zwischen Behörden, Bürgern und Unternehmen. Es geht voran.
Über alle Altersgruppen hinweg wünschen sich die Befragten gebündelte Behördendaten – was spricht gegen die Verwaltung auf einen Mausklick?
Der Mensch ist ein Gewöhnungstier – wir sehen dies bei vielen Fragestellungen des täglichen Lebens. Egal ob es das Bargeld oder die Behördengänge betrifft. Wie oben beschrieben müssen zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden. Dies ist zum einen die IT-Infrastruktur, wie eine einheitliche Datenbasis über Länder, Kommunen und Behörden hinweg und die gesetzlichen Rahmenbedingungen. An beiden wird sehr intensiv gearbeitet. Es gilt hier der Schulterschluss zwischen Behörden, Bürgern und Unternehmen. Als Beispiel sei hier der elektronische Rechnungsaustausch angeführt. Das zentrale Portal der Bundesregierung geht hierzu am 27.11. live. Die Verwaltung ist quasi E-Rechnungs-Ready. Nun müssen auch die Unternehmen elektronische Rechnungen einliefern, zunächst freiwillig. Nur dann sind die Vorteile auf beiden Seiten zu heben. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass wir wegkommen müssen von perfektionistischen und final durchdachten Prozessen, die dann keiner nutzt. Des Weiteren sollten wir uns nicht immer schlechter machen, als wir sind.
Nur verschwindend wenige Bürger haben ein Lesegerät, um die elektronischen Funktionen des neuen Personalausweises vollständig zu nutzen. Wie kann die E-ID noch zum Erfolg werden?
Hier greift das Henne-Ei-Problem – ohne Nutzen für die Bürger ist keiner bereit, diese Funktion einzusetzen. Durch das Umdenken, die Funktion nun aktiv abwählen zu müssen, ist ein erster Schritt getan worden. Dazu werden aktuell auch Services entwickelt, wie Lesegeräte oder sonstige Hardware in den Prozessen obsolet werden. Als nächstes gilt es einen zentralen Nutzen für die Bürger zu identifizieren und zu kommunizieren. Wir hatten früher an der Uni ein Parkhaus, in das nur mit einer geladenen Geldkarte eingefahren werden konnte. Obwohl die Geldkarte nur gering genutzt wurde, steigen die Nutzungszahlen bei uns an der Uni stetig, da es einen konkreten Nutzen gab. Es gilt, die E-ID aktiv in das tägliche Leben zu integrieren und den Bürgern Szenarien aufzuzeigen, wann diese eingesetzt werden können. Die Digitalisierung hat fast immer auf beiden Seiten große Vorteile in Bezug auf Transparenz, Zeit und Kosten. Dies ist an konkreten Beispielen aufzuzeigen. Vor allem die Flexibilität und die Ortsunabhängigkeit ist schon ein wesentliches Argument für elektronische Dienste mit der E-ID.
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