Welche Möglichkeiten bieten digitale Technologien für die Stau-Warnung? Und wie werden diese in Ihrem Bundesland genutzt, bzw. sollten genutzt werden?
Digitale Technologien spielen für die Stauwarnung eine große Rolle. Dies betrifft sowohl die Erhebung, Aufbereitung und Kommunikation von Verkehrsdaten als auch die Möglichkeit zur frühzeitigen Stauprognose auf Basis von Erfahrungswerten. Nordrhein-Westfalen ist auf einem guten Weg: 2015 wurde die Verkehrsleitzentrale in Leverkusen eingeweiht. Im Internet sind Baustellen, Prognosen etc. einfach einsehbar. Über die in den letzten Jahren massiv ausgebauten dynamischen Verkehrszeichen kann auch optisch vor Ort schnell vor Staus gewarnt werden. Aufgrund des stetigen Wandels auch in der technologischen Entwicklung ergeben sich immer neue Herausforderungen. Eine davon ist es, die verschiedenen Datenquellen unter Beachtung des Datenschutzes zu verschneiden und zu verfeinern.
Welche Rolle spielen rundfunkbasierte Technologien für die Verkehrssicherheit und die Stauvermeidung?
Rundfunkbasierte Technologien sind für die Kommunikation von Verkehrswarnungen oder Staus im Wesentlichen über das Radioprogramm wie auch durch Übertragung in Navigationsgeräte interessant. Sie dürften sich mit anderen (digitalen) Technologien ergänzen.
In einzelnen Bundesländern gibt es ein ausgeklügeltes Baustellenmanagement für Autobahnen. Wie ist das in Ihrem Bundesland? Bzw. wie sollte es sein?
Nordrhein-Westfalen verfügt als in großen Teilen dicht besiedelter Ballungsraum über ein engmaschiges Verkehrsnetz und komplexe Verkehrsströme. Hinzu kommen die verschiedenen Baulasten für Straßen und die verschiedenen Finanzierungswege sowie die Wechselwirkungen mit anderen Verkehrsträgern. Baustellenmanagement ist hier schwierig. Es ist gut, dass Straßen.NRW die Bundesfernstraßen betreut. Die Pläne der Bundesregierung für eine eigene Autobahngesellschaft würden bedeuten: Noch ein Player im Spiel, weniger Synergien, mehr Abstimmungsprobleme.
Das Baustellenmanagement in Nordrhein-Westfalen entwickelt sich. Ich sehe hier noch Verbesserungsmöglichkeiten. Die dafür notwendigen Prozesse werden nun in die Arbeit von Straßen.NRW implementiert. Es finden beispielsweise Regionalkonferenzen zur Abstimmung der Baustellenplanung statt. Dies gilt es auszubauen. Die u. a. dafür notwendigen Stellen wurden in den letzten Jahren wieder erhöht. Ein Ziel sollte es sein, während Bauarbeiten an Straßen Alternativen z. B. im Umweltverbund (ÖPNV, Rad) stärker einzubeziehen und noch einmal besonders zu fördern.
Im kommenden Jahr geht das automatische Notrufsystem eCall an den Start. Die anfallenden Daten könnten auch zur Stauvermeidung genutzt werden – wie stehen Sie dazu?
E-Call wurde durch die Europäische Union mit der Begründung der schnellen Hilfe bei Unfällen eingeführt. Die weiteren Potenziale der technischen Infrastruktur waren dabei Gegenstand von Debatte und Warnungen. Entsprechend sehe ich jede Initiative zur Ausweitung der E-Call-Funktionen sehr kritisch. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und Datenschutz hat dabei Priorität.