Als NGO, die sich für umweltverträgliche Mobilität und hohe Verkehrssicherheit einsetzt, betont der VCÖ die Notwendigkeit eines fehlertoleranten Verkehrssystems. Eine kurze Unachtsamkeit oder ein falscher Schritt wegen körperlicher Gebrechen darf nicht mit schwersten Verletzungen bestraft werden. Das kann vor allem durch niedrigeres Tempo erreicht werden. Aber der Kfz-Verkehr hat sich auch viel Platz vom öffentlichen Raum genommen, durch Verkehrsberuhigung soll den Menschen wieder mehr Platz, etwa in Form breiter Gehsteige oder Shared Space, gegeben werden, die ebenfalls die Verkehrssicherheit erhöhen.
Ablenkung ist im Straßenverkehr vor allem wegen der generell wachsenden Verbreitung von Smartphones ein zunehmendes Problem. Das betrifft sowohl die Eigenverantwortung von Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad, als auch hinter dem Steuer eines Fahrzeuges unterwegs sind. Allerdings sind das Gefahrenpotenzial und die Fremdgefährdung durch Ablenkung am Steuer ungleich größer als unachtsames zu Fuß Gehen.
Verkehrssicherheit heißt für den VCÖ, dass Unfälle erst gar nicht stattfinden. Jede Maßnahme, die einen Unfall verhindert, erspart auch, über die Milderung der Unfallfolgen nachzudenken. Die Konzentration auf Minderung von Unfallfolgen macht derzeit blind für das Kernproblem: Wir haben zu viele Unfälle im Straßenverkehr. Die Verkehrssicherheit wird nur steigen, wenn wir Unfälle verhindern. Und die Maßnahmen dafür sind bekannt: Herunter mit dem Tempo, kein Alkoholkonsum beim Autofahren, Vermeidung all dessen, was die Aufmerksamkeit beim Fahren reduziert.
In Österreich passiert bereits jeder achte tödliche Verkehrsunfall wegen Ablenkung. Ablenkung ist die am stärksten zunehmende Unfallursache. Die Nutzung von Mobiltelefonen hat auch im Auto in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Mit Smartphones wird beim Autolenken nicht nur telefoniert, sondern auch im Internet gesurft. Mit fatalen Folgen. Während des Telefonierens steigt das Unfallrisiko um das Vier- bis Fünffache, beim Schreiben von SMS oder der Eingabe einer Adresse im Navigationsgerät steigt das Unfallrisiko bis auf das 23-fache. Die Zahl der Verkehrsstrafen für Handynutzung am Steuer ist jedoch im Vergleich sehr gering. Für Österreich fordert der VCÖ, dass die Kontrollen verschärft und Handynutzung am Steuer ein Vormerkdelikt („Punkteführerschein“) wird.
Ein Beispiel des VCÖ verdeutlicht die Folgen der Nutzung des Mobiltelefons während des Autolenkens: Ein aufmerksamer Autofahrer hat bei Tempo 50 auf trockener Fahrbahn einen Anhalteweg von 24 Metern. Wer mit dem Handy telefoniert, hat einen um ein Drittel längeren Anhalteweg (32 Meter). Nach 24 Meter hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 36 km/h. Wer ein E-Mail oder SMS schreibt oder im Internet surft, hat einen mehr als doppelt so langen Anhalteweg (52 Meter). Wer unachtsam oder im Blindflug ein Fahrzeug lenkt, spielt mit dem eigenen Leben und dem Leben anderer Russisches Roulette.