Menue-Button
← FACHDEBATTE
Interview12.08.2016

Verbraucherschützer halten 69 € für DVB-T2 für hinnehmbar

Öffentlich-rechtliche Sender müssen jedoch frei empfangbar und kostenfrei bleiben

Dr. Katja Henschler, Referatsleiterin Telekommunikation/Elektronische Medien, Verbraucherzentrale Sachsen e.V. Quelle: Verbraucherzentrale Sachsen Dr. Katja Henschler Referatsleiterin Telekommunikation/Elektronische Medien Verbraucherzentrale Sachsen e.V.
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Dr. Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen räumt dem neuem DVB-T2 gute Zukunftschancen ein, da es sich "technologisch hochmodern gibt und die Privatsender hierüber empfangbar sind". Wie bei jedem anderen Übertragungsweg sieht sie aber Vor-und Nachteile.





Seit Mai 2016 läuft in vielen Regionen Deutschlands (u. a. auch in der Region Leipzig) der Pilotbetrieb für DVB-T2 HD. Wie schätzen Sie grundsätzlich die Fortführung der Fernsehterrestrik in Deutschland ein?
Wir schätzen die Fortführung als durchaus positiv und zukunftsfähig ein. Zum einen ist DVB-T eine beliebte wie preiswerte Übertragungsform. Dazu kommt, dass das neue DVB-T2HD im Standard  1080p50 sendet und damit den technologisch modernsten Standard mitbringt. Weder im Kabel noch via Satellit ist dies derzeit gegeben, wo bislang der Stand 720p50 gebräuchlich ist. Sofern die übertragenen Sendungen bereits selbst diese Bildschärfe mitbringen – d.h. nicht hochkonvertiert worden sind –, genießt der DVB-T2HD-Zuschauer derzeit den höchsten Bildgenuss.

Ab Juli 2017, so hat jetzt der Plattformbetreiber Freenet-TV bekannt gegeben, werden die privaten Programme nur gegen eine Jahresgebühr von 69 Euro zu empfangen sein. Was halten Sie von den Plänen im Sinne des Verbraucherschutzes?
Natürlich wäre für Verbraucher kostenfreies Privatfernsehen, das sich ja schon durch Werbung finanziert, wünschenswert. Aber letztlich sehen wir es dennoch als Bereicherung des DVB-T, dass die Privaten überhaupt diesen Übertragungswert unterstützen, und sei es nun als Pay-TV. Entscheidend aus Sicht des Verbraucherschutzes ist, dass die öffentlich-rechtlichen gebührenfinanzierten Sender unverschlüsselt und kostenfrei empfangbar sind. Da die überwiegenden Antennenfernsehen-Nutzer diesen Übertragungsweg nur für einen Zweit- oder Drittfernseher nutzen, ist es aus unserer Sicht auch hinzunehmen, dass die Jahresgebühr von 69 Euro für jedes Gerät zu berappen ist.

Kann unter diesen Umständen DVB-T2 ein Erfolg werden oder scheitert die Terrestrik?
Da sich das neue DVB-T2 technologisch hochmodern gibt und die Privatsender hierüber empfangbar sind, rechnen wir ihm gute Zukunftschancen ein.

Welcher Fernsehübertragungsweg ist aus Ihrer Sicht derzeit am verbraucherfreundlichsten? Welche Vor- und Nachteile haben Kabel, Sat, Internetfernsehen und DVB-T2?
Tatsächlich hat jeder Übertragungsweg Vor-und Nachteile. Man muss zunächst sehen, dass nicht alle Übertragungswege technisch überall möglich sind. Das Internetfernsehen hat – als Streaming bzw. Mediatheknutzung – den ungeheuren Vorteil, dass man das Breitband „sowieso“ hat und darüber ohne Zusatzkosten nun auch öffentlich-rechtliches Fernsehen sehen kann. Allerdings geht der Breitbandausbau aus unserer Sicht nicht schnell genug voran. Insoweit bedauern wir zugleich, dass die Bundesregierung statt des Kabelausbaus auf LTE-Internet setzt. Das ist, auch auf lange Sicht, sehr teuer für die Nutzer. Ländliche Gebiete sind damit gegenüber gut mit Breitband versorgten Gebieten regelrecht abgehängt von zeitgemäßem Medienkonsum.

Kabelfernsehen hat insbesondere für Mieter u. U. den Vorteil, dass eine Kabelgebühr bereits in der Miete enthalten ist. Zugleich sehen wir diese Tatsache als Nachteil für die wachsende Zahl von Mietern, die Fernsehen lieber nur noch über Internet schauen würde. Beim Kabelfernsehen muss man außerdem immer wieder mit steigenden Kabelgebühren rechnen.
Beim DVB-T wiederum haben sich über die letzten etwa 10 Jahre zweimal technologische Neuerungen ergeben, bei denen der Austausch vorhandener Geräte jeweils zwingend erforderlich wurde. Die von Verbraucherschützern geforderte Kompatibilität der Standards haben wir hier vermisst. Und schließlich: was die Bildqualität angeht, so bieten inzwischen alle Übertragungswege hohe Bildqualität.

UNSER NEWSLETTER
Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN
■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jasmin Maurer
medienpolitische Sprecherin der Piraten
Piraten Saarland

Jasmin Maurer, medienpolitische Sprecherin der Piraten im Landtag des Saarlandes
DVB-T | DVB-T 2

Saarländische Piraten betonen ■ ■ ■

Welche Gefahr durch die Gebühr für die Privaten droht

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jasmin Maurer
medienpolitische Sprecherin der Piraten
Piraten Saarland

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Daniel Schäffner
MdL
SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz

Daniel Schäffner, medienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion
DVB-T | DVB-T 2

DVB-T2 kann Terrestrik zukunftsfähig machen

Wie die SPD in Rheinland-Pfalz den Umstieg bewertet

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Daniel Schäffner
MdL
SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Michael Piazolo
Sprecher Freie Wähler
Landtag Bayern

Prof. Dr. Michael Piazolo, Sprecher für Hochschulpolitik und Medien bei der Fraktion Freie Wähler im Bayerischen Landtag
DVB-T | DVB-T 2

Freie Wähler sehen schleichende ■ ■ ■

Wie die Politik die DVB-T2-Einführung begleiten soll

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Michael Piazolo
Sprecher Freie Wähler
Landtag Bayern

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.