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Interview11.11.2025

Urbane Datenplattform als digitales Fundament in Leipzig

Wie die sächsische Metropole smart wird

Clemens Schülke - Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales, Stadt Leipzig Quelle: Stadt Leipzig Clemens Schülke Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales Stadt Leipzig
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
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"Smart City funktioniert am besten gemeinsam" sagt der Leipziger Digital-Beigeordnete Clemens Schülke. Er verweist auf das Projekt „Connected Urban Twins“, das Hamburg, Leipzig und München verbindet. Und er berichtet von vielen Digitalisierungs-Vorhaben in seiner Stadt. Von Bund und Land fordert er, Gesetze so zu formulieren, dass sie maschinenlesbar und ausführbar werden.





Ihre Stadt gehört zu den smartesten in Deutschland – welche Digitalisierungsprojekte haben Sie zuletzt vorangetrieben?
Ein Kernstück unserer Digitalen Agenda ist die Urbane Datenplattform. Sie ist das digitale Fundament, auf dem wir gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft neue Technologien wie Digitale Zwillinge und Künstliche Intelligenz nutzen.

Besonders sichtbar ist der Fortschritt bei der Digitalisierung der Verwaltung. Über das Serviceportal amt24.sachsen.de können Bürgerinnen und Bürger Anträge für fast alle Lebenslagen online stellen. Immer mehr dieser Angebote sind auch mobil in unserer Leipzig App verfügbar, die inzwischen über 40.000 Menschen nutzen.

Wichtig sind auch Projekte, die man von außen kaum sieht – zum Beispiel, wenn wir unsere internen Fachprogramme modernisieren und die elektronische Akte in allen Bereichen einführen. Dies sind wichtige Schritt, damit Verwaltungsprozesse künftig vollständig digital ablaufen können.

Auch bei der digitalen Infrastruktur setzen wir Maßstäbe. Wir investieren, um letzte Versorgungslücken im Breitbandnetz zu schließen, haben alle Schulen am Hochleistungsbreitband angeschlossen. Mit leipzig.freewifi bieten wir eines der größten freien WLAN-Netze Deutschlands. Sensoren liefern wertvolle Daten, um Verkehr besser zu steuern und Umweltfaktoren genauer zu analysieren. Die Verbindung aus Datenplattform, Digitalen Zwillingen – also digitalen Abbildern von Stadtteilen, Gebäuden oder Infrastrukturen – macht Leipzig zu einem Vorreiter für eine vernetzte, nachhaltige und lebenswerte Stadt.

Projekte wie die „Connected Urban Twins“ wären ohne Förderprogramme wie MPSC (Modellkommunen Smart City) und europäische Initiativen nicht möglich gewesen. Sie schaffen die Grundlage für eine moderne, datengetriebene Stadtentwicklung, von der Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen profitieren.

Mit dem Smart Infrastructure Hub in Leipzig, der Smart City Challenge und den SPARCS-Energieprojekten fördern wir Innovation und neue Geschäftsfelder und tragen zur EU-Mission „Klimaneutrale und Smarte Städte“ bei. Über digitale Plattformen und in unserem Smart City Lab fangen wir Ideen aus der Stadtgesellschaft ein.

Welche Projekte wollen Sie als nächstes angehen?
Wir werden das Zwillingsprogramm „Connected Urban Twins (CUT)“ weiter ausbauen. Digitale Zwillinge helfen, Planungen zu beschleunigen, den Klimaschutz voranzubringen und Infrastruktur smarter zu gestalten. Ein Wirtschaftszwilling soll künftig zeigen, wie sich der Standort Leipzig entwickelt und wo Handlungsbedarf entsteht.

In der Verwaltung setzen wir auf Low-Code/No-Code, Automatisierung und KI, um Verfahren einfacher und schneller zu gestalten – besonders bei Genehmigungen für Unternehmen.

Das bedeutet, dass Anwendungen ohne große Programmierung erstellt werden können. So können Fachabteilungen selbst digitale Lösungen entwickeln, ohne auf IT-Spezialistinnen und -Spezialisten angewiesen zu sein. Das spart Zeit und beschleunigt die Umsetzung. Gleichzeitig machen wir Leipzig „KI-ready“ und vernetzen Datenquellen. Mit KI wollen wir Wissen leichter zugänglich machen, Sachbearbeiter bei Anträgen entlasten, aber auch praktische Dinge organisieren, wie die automatisierte Zuordnung von Eingangspost zum richtigen Amt.

Der nächste große Schritt ist, dass wir digitale Ausweise direkt in die Leipzig-App und unsere städtischen Fachverfahren einbinden. So können Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen ihre Nachweise sicher auf dem Smartphone speichern und sich bei Online-Anträgen digital ausweisen. Mit dem Projekt „IDideal“ haben wir bereits wertvolle Erfahrungen nach dem europäischen Standard (EUDI Wallet) gesammelt und eine technische Basis geschaffen. Unser Ziel ist, dass die ersten digitalen Nachweise Anfang 2027 verfügbar sind – einfach, sicher und praktisch im Alltag.

Wie vernetzen Sie sich auf dem Weg zur Smart City mit anderen Kommunen?
Smart City funktioniert am besten gemeinsam. Ein gutes Beispiel ist „Connected Urban Twins“, das Hamburg, Leipzig und München verbindet. Hier entwickeln wir gemeinsam digitale Werkzeuge, die später auch anderen Städten zugutekommen.

Im Programm „Modellkommunen Smart City (MPSC)“ arbeiten wir eng mit den Gemeinden des Parthelandes zusammen. Gemeinsam entsteht ein Regionalzwilling, der Themen wie Energiewende, Flächennutzung und Mobilität über Gemeindegrenzen hinweg verknüpft.

Langjährige EU-Kooperationen wie „Triangulum“ und „SPARCS“ haben dafür den Weg bereitet – und Leipzigs Rolle als Vorreiterin für smarte Stadtentwicklung weiter gestärkt.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von Land, Bund und EU?
Smart City muss ein klarer Förderschwerpunkt bleiben. Digitale Technologien sind der Schlüssel zu modernen, nachhaltigen und bürgernahen Städten. Kommunen ohne eigene Fördermittel sollten Zugang zu erprobten MPSC-Lösungen bekommen. Außerdem braucht es mehr Mittel für Pilotprojekte und neue Technologien wie KI oder Edge Computing – also die Datenverarbeitung direkt dort vor Ort, wo Daten in Echtzeit verarbeitet und gleichzeitig geschützt werden müssen.

Bund und Länder müssen die Kommunen besser in den Blick nehmen. Hier liegen Chancen, die Aufgaben zwischen Bund und Kommune neu zu ordnen. Darüber müssen wir reden. Es ist nicht effizient, wenn jede Kommune das Rad neu erfinden muss. Die Digitalisierung muss bereits bei der Gesetzgebung mitgedacht werden: Gesetze müssen so formuliert sein, dass sie maschinenlesbar und ausführbar werden. Wir wollen „Law as Code“ als Standard.

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