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Interview23.10.2025

„Hanni“ hilft mehrsprachig in Hannover

Wie smart Niedersachsens Landeshauptstadt ist - und noch werden will

Prof. Lars Baumann - Dezernent für Personal, Digitalisierung und Recht der Landeshauptstadt Hannover Quelle: Landeshauptstadt Hannover/ Ole Spata Prof. Lars Baumann Dezernent für Personal, Digitalisierung und Recht Landeshauptstadt Hannover
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Dipl.- Journ. Thomas Barthel
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"Die Digitalisierung gelingt nur im Zusammenspiel", sagt Hannovers Digitalisierungs-Dezernent Prof. Lars Baumann. Im föderalen Kontext ist er für ein klar umrissenes zentrales IT-Ökosystem.





Ihre Stadt gehört zu den smartesten in Deutschland - welche Digitalisierungsprojekte haben Sie zuletzt vorangetrieben?
Smart City ist eine gesamtstädtische und letztlich gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dafür braucht es Ressourcen, Organisationsstrukturen und Kompetenzen. Unsere Smart City-Strategie „Restart: #HANnovativ“ wurde partizipativ erarbeitet als Handlungsrahmen für die weitere Entwicklung in Hannover erstellt.

Wir freuen uns sehr, dass Kolleg*innen uns inzwischen auf unser „Hannover-Tempo“ bei der Verwaltungsdigitalisierung ansprechen. Auch, wenn viele Projekte und Maßnahmen erst jetzt sichtbar geworden sind: Diesen Fortschritt haben wir nicht innerhalb eines Jahres erreicht.

In Hannover wurde ein Digitalisierungsdezernat für die Verwaltungsdigitalisierung geschaffen und eine Task-Force, für die konsequente Umsetzung. Sowohl das Smart City-Team mit Stabstelle Smart City, als auch die Task-Force verbinden interne und externe Akteur*innen mit viel Leidenschaft für die Sache.

Wir verzeichnen kontinuierlich mehr Zugriffe auf unser Online-Angebot und stellen dabei immer mehr Verwaltungsleistungen digital zur Verfügung - von der Online-Wohnsitz-Ummeldung bis zur Online-Einbürgerung.

Seit März nutzen wir KI zur Unterstützung der Bearbeitung von Wohngeld, um
unvollständige Anträge und fehlende Nachweise zu erkennen und anzufordern, Eingangspost vorzubereiten und zur Ablage in der E-Akte zu klassifizieren. Im kommunalen Austausch mit den Städten Düsseldorf und Nürnberg sind wir unter den ersten Städten bundesweit, die dieses Produkt im Einsatz haben. Diese Art des intelligent document-Processing wollen wir auch in anderen Bereichen wie der Ausländerbehörde einsetzen und sind hierzu bereits in Gesprächen mit potentiellen Kooperationspartnern.

Neben der KI im Wohngeld nutzen wir einen Chatbot für Grundsteuerangelegenheiten - ebenfalls mit dem Ziel, Prozesse zu beschleunigen und zu vereinfachen. Zuletzt haben wir mit dem Chatbot „Hanni“ ein neues digitales Serviceangebot eingeführt, der Kund*innen der Stadt wichtige Fragen beantwortet und ihnen dabei hilft, sich im städtischen Service-Portal schnell zurechtzufinden - rund um die Uhr, mehrsprachig und intuitiv bedienbar.
 
Welche Projekte wollen Sie als Nächstes angehen?
Wichtig für uns ist, das Thema Smart Cities weiterhin voranzutreiben, ohne kritische Sicht zu verlieren, d.h. nicht alles umsetzen, was technisch machbar ist oder jedem Trend nachzulaufen. Eine Frage, die uns aktuell auch in Hannover umtreibt, ist die Verstetigung, Fortführung und Weiterentwicklung der Strukturen und Projekte. Dabei gilt es auch, unsere Strategie laufend anpassen an neue Entwicklungen und etwa das Thema KI noch stärker in den Blick zu nehmen.

Darüber hinaus ist es wichtig, Kooperationen und den Wissenstransfer zu intensivieren. Hierbei ist sowohl der Austausch mit der lokalen Wirtschaft und Wissenschaft, als auch mit anderen Kommunen relevant, um sich zur Übertragbarkeit von Lösungen auszutauschen und gemeinsam für gute Rahmenbedingungen gegenüber Land, Bund und EU einzusetzen.
 
Wie vernetzen Sie sich auf dem Weg zur Smart City mit anderen Kommunen?
Die Digitalisierung gelingt nur im Zusammenspiel. Wir stehen deshalb in engem Austausch mit anderen Kommunen, der Region Hannover und überregionalen Partnern.

Die geförderten Smart City-Kommunen sind über die Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) vernetzt, hier wird das gesammelte Wissen und Erfahrungen zusammengeführt und auch für nicht geförderte Kommunen zugänglich. Über das Web-Portal www.smart-city-dialog.de, Kongresse und Netzwerkveranstaltungen ist dies die zentrale Plattform für Austausch, Wissenstransfer und Zusammenarbeit. 

Ein eigener Aspekt kommunaler Zusammenarbeit und digitalen Transformation ist die gemeinsame Entwicklung kommunaler Dienstleistungen im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und darüber hinaus.

Im Verbund des Deutschen Städtetages setzen sich die Smart City Städte für die Umsetzung des Stufenplans in Form der Schaffung eines Marktplatzes und eines Kompetenzzentrums sowie die künftige Förderung von Entwicklungsgemeinschaften ein.

Diese Ansätze ermöglichen eine effiziente Ressourcennutzung, beschleunigen die Digitalisierung der Verwaltung und sorgen für einheitliche, nutzerfreundliche Angebote für Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaft und Wissenschaft. Als Smart City-Kommune bringen wir uns aktiv in diesen Prozess ein, indem wir unsere Expertise und Bedarfe in die Entwicklung einfließen lassen. Wichtig ist für uns, nicht nur Ergebnisse zu teilen, sondern auch gemeinsam an Lösungen zu arbeiten - etwa bei der Standardisierung von Schnittstellen, bei der Entwicklung gemeinsamer Datenstrategien oder beim Aufbau interoperabler Dienste.
 
Welche weitere Unterstützung würden Sie sich bei Ihren Maßnahmen von Land, Bund und EU wünschen?
Für sinnvolle IT-Standards ist eine Standardisierung der Prozesse nötig - und somit vorgeschaltet digital taugliche Gesetze. Viele Verwaltungsvorgänge sind noch immer auf Papierprozesse zugeschnitten. Erst wenn die rechtlichen Grundlagen konsequent digital gedacht sind, lassen sich echte Ende-zu-Ende-Digitalisierungen umsetzen.

Standardisierung ist entscheidend für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung: Sie fördert Effizienz, Interoperabilität und Bürgerfreundlichkeit. Im föderalen Kontext hilft ein klar umrissenes zentrales IT-Ökosystem, Kosten zu senken und die Umsetzung zu beschleunigen, indem es verbindliche Rahmenbedingungen schafft.

Gleichzeitig brauchen Kommunen langfristige Finanzierungssicherheit. Sobald digitalisierbare Verwaltungsaufgaben standardisiert und gebündelt betrachtet und umgesetzt werden können, reduzieren sich Redundanzen, Umsetzungszeiträume - und am Ende profitieren vor allem die Bürgerinnen und Bürger, die ihre Anliegen einfacher, schneller und transparenter erledigen können.

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