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Interview09.10.2025

Nürnberg und die smarteste Verwaltung Deutschlands

Wie sich Nürnberg bei der Digitalisierung an der Sicht der Nutzenden orientiert

Olaf Kuch - Leiter des Direktoriums Bürgerservice, Digitales und Recht, Stadt Nürnberg Quelle: Stadt Nürnberg/ Giulia Iannicelli Olaf Kuch Leiter des Direktoriums Bürgerservice, Digitales und Recht Stadt Nürnberg
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"Wir freuen uns sehr, Platz 1 in der Kategorie Verwaltung des Smart City Indexes erreicht zu haben", erklärt Nürnberger Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch. Er berichte, was in der Stadt dafür getan wird, wie wichtig die Vernetzung mit anderen Kommunen ist - und formuliert klare Erwartungen und Wünsche an Land und Bund.





Ihre Stadt gehört zu den smartesten in Deutschland - welche Digitalisierungs-Projekte haben Sie zuletzt vorangetrieben?
Wir freuen uns sehr, Platz 1 in der Kategorie Verwaltung des Smart City Indexes erreicht zu haben. Die digitale Transformation der Verwaltung ist nicht nur ein Anliegen sondern eine Notwendigkeit. Die Herausforderungen vor denen Kommunen stehen, wie klamme Kassen, der Fachkräftemangel oder der anstehende ganz generelle Mangel an Mitarbeitenden durch den demografischen Wandel, müssen abgefedert werden. Denn an der Aufgabenfülle der Kommunen ändert sich ja nichts. Digitalisierung bietet hierfür großes Potenzial. Nicht nur, um technologisch auf aktuelle Anforderungen reagieren zu können. Sondern vor allem auch, um Strukturen und Prozesse zu hinterfragen und ggf. neu zu denken. Daher ist das mir zugeordnete Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation zuständig dafür, städtische Rahmenbedingungen für die digitale Transformation voranzutreiben. Dazu erproben wir neue Technologien, prüfen ihre Einsatzpotenziale für die gesamte Verwaltung und schaffen darauf basierend entsprechende Strukturen. So setzen wir uns gerade intensiv mit dem Thema Daten und deren Nutzung auseinander. Sei es durch das bei uns eingeführte Datenmanagement oder durch die Diskussion um Digitale Zwillinge und ihre Potenziale. All dies geht nur in Gemeinschaft und engem Zusammenschluss mit anderen Dienststellen, der IT, dem Personalamt oder den Interessenvertretungen. Aber auch im Gesamtkonzern Stadt Nürnberg mit unseren Eigenbetrieben und Tochterunternehmen wird Digitalisierung zur Effizienzsteigerung genutzt. Sei es durch unterstützenden KI-Einsatz in Schule, Pflege und Medizin. Oder sei es durch den Einsatz von bots bei den Verkehrsbetrieben, der Stadtplanung und dem Sozialamt.

Zentral ist, dass wir als Stadtverwaltung mit mehr als 12.000 Mitarbeitenden in mehr als 70 Dienststellen konzertiert vorgehen. Dafür ist das Direktorium für Bürgerdienste, Digitales und Recht gegründet worden und dafür ist das Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation mir zugeordnet. Zusammen decken wir die strategischen und konzeptionellen Strukturen für die Stadt Nürnberg ab und orientieren uns dabei vor allem an einem – der Sicht unserer Nutzenden. Dazu nutzen wir die unterschiedlichsten Beteiligungsformate im Konzern. Das Feedback zu unseren Online-Angeboten ist für die Verbesserung ebenso wichtig, wie online-Beteiligung für Planungsprojekte. Dies führt oft zu einem Wechsel unserer bisherigen Vorgehensweisen, hat uns aber in Bezug auf schlanke, nutzerfreundliche Prozesse auch dahin gebracht, wo der Index uns nun platziert hat.

Welche Projekte wollen Sie als nächstes angehen?
Wir denken weniger von Projekt zu Projekt, sondern eher in Strukturen und Prozessen. Was müssen wir ändern, damit die Rahmenbedingungen für alle so gestaltet sind, dass wir unsere Dienstleistungen effizient, effektiv und nutzendenzentriert anbieten können. Natürlich erproben wir in Projekten neue Technologien, Methoden oder Formen der Organisation. Doch all dies muss immer darauf einzahlen die digitale Transformation der Stadtverwaltung voranzutreiben. Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein.

Wie vernetzen Sie sich auf dem Weg zur Smart City mit anderen Kommunen?
Wir treiben das Thema Digitalisierung seit mehr als 25 Jahren voran – unter den Namen eGovernment, netcity, Digitalisierung, Transformation oder eben auch smart city. Mir ist es eher wichtig, was können wir für die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner leisten, wo kann Digitalisierung uns hierbei unterstützen. Der Austausch mit anderen Kommunen und Institutionen ist hierbei enorm wichtig. Manchmal reicht ja schon ein Wechsel der Blickrichtung und das ermöglichen uns die Austausche. So kooperieren wir zum Beispiel mit den Kommunen Augsburg und München, da wir zum Teil die gleiche IT-Infrastruktur einerseits und ähnliche Herausforderungen andererseits haben. Darüber hinaus sind wir selbstverständlich sehr aktiv in Gremien wie dem bayerischen oder deutschen Städtetag. Auf Grund unserer Expertise wurden wir in die Zukunftskommission des Freistaats Bayern berufen und tauschen uns auch eng mit dem Bayerischen Digitalministerium aus. All dies auch mit dem Ziel, die kommunale Sichtweise, Problemstellungen auf Bundes- und Landesebene sichtbar zu machen. Denn die Kommunen sind diejenigen, die rund 80% aller gesetzlichen Vorgaben vor Ort ausführen und erklären müssen. Wir vernetzen uns zudem mit unseren Eigenbetrieben und Töchtern, tauschen uns aus, nutzen nach. Im Stab der Dienststellenleitung des Amts für Digitalisierung und Prozessorganisation ist die Vernetzung innerhalb der Konzerntöchter und Eigenbetrieben angesiedelt. Denn auch hier steckt enorm viel Potenzial für Verbesserungen. 

Welche weitere Unterstützung würden Sie sich bei Ihren Maßnahmen von Land, Bund und EU wünschen?
Wir könnten längst mehr als wir dürfen; es ist dringend nötig, dass Bund und Land ihre Fachgesetze weiter so anpassen, dass digitale Lösungen möglich werden. Zudem muss überdacht werden, ob die dezentrale Verwaltungsstruktur, die ja aus analogen Zeiten stammt und kurze Wege „zum Amt“ ermöglichen sollte, noch so zeitgemäß ist. Bei Dienstleistungen oder Produkten, die deutschlandweit oder landesweit gleich sind, wären zentrale Portallösungen, betrieben und gewartet vom Bund/Land wesentlich effektiver als über das OZG alle Kommunen, ungeachtet ihrer Größe und Leistungsfähigkeit zu Insellösungen zu zwingen. 

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