Befürchten Sie, dass die Mannschaften der Premier League aufgrund des neuen Fernsehvertrages künftig die Bundesliga leerkaufen?
Die Einnahmendifferenz zwischen der Bundesliga und der Premier- League ist schon heute gewaltig. Dennoch gehört die Bundesliga sportlich zu den Top-Ligen in Europa. Es gibt als keinen Grund zur Panik. Natürlich werden die englischen Klubs noch stärker auf dem Transfermarkt aktiv sein. Ablösesummen und Spielergehälter werden steigen. Schneller abwandern werden die Spieler, die nicht unbedingt zu den Top-Leuten der Liga zählen und diejenigen, die am Karriereende noch einmal einen üppigen Vertrag abschließen wollen. In der Leistungsspitze kann der Wettbewerb kaum härter werden, als er heute schon ist. Talente müssen genau überlegen, wo sie sich sportlich weiterentwickeln können und nicht nur finanziell.
Braucht die Bundesliga ein neues TV-Vermarktungsmodell, um nicht ins Hintertreffen zu geraten?
Klar ist, dass die Lücke nicht zu groß werden darf. Deshalb muss auch die Bundesliga ihre Erlöse steigern. Aber es wäre grundfalsch ein bewährtes Vermarktungsmodell über Bord zu werfen. Wird der Verteilungsschlüssel falsch justiert, dann wird die Bundesliga endgültig zur Zweiklassengesellschaft. Das Gros der Klubs lebt von der Attraktivität der Bundesliga. Eine möglichst große Leistungsdichte sorgt für Spannung und steigende Erlöse. Selbst die großen Vereine sind davon abhängig, dass sie hierzulande gefordert werden und sich sportlich weiter entwickeln. Andere nationale Verbände orientieren sich am System der Bundesliga. Der aktuelle Verteilungsschlüssel sollte nicht geändert werden.
Wäre die Aufhebung der bestehenden 50+1 Regel eine geeignete Möglichkeit, um Investoren den Einstieg in die Bundesliga zu erleichtern?
Wenn nur noch ökonomische Interessen die Geschicke eines Vereins lenken, bleibt der Sport auf der Strecke. Ich halte die 50+1-Regel für sehr sinnvoll. Investoren können auch ohne Stimmenmehrheit Einfluss nehmen und auf vielfältige Weise von der Attraktivität des Profifußballs profitieren. Wichtig ist doch auch für sie, dass der Sport attraktiv bleibt und Millionen Zuschauer mitfiebern. Dafür braucht es natürlich auch ökonomischen Sachverstand. Aber vor allem braucht es Herzblut und Engagement. Dies stellen die vielen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Vereinen sicher.
Welche sportlichen, wirtschaftlichen und administrativen Konzepte verfolgt Ihr Verein, um in der Bundesliga aber auch international erfolgreich zu sein?
Die TSG 1899 Hoffenheim ist sehr gut aufgestellt. Wir haben in Dietmar Hopp eine Privatperson als Mehrheitsgesellschafter, die diesen Klub seit Jahrzehnten fördert und unterstützt, ohne eigene wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Wir haben Strukturen und Prozesse etabliert, die es uns ermöglichen, schnelle Entscheidungen zu treffen und konsequent nach vorne zu arbeiten. Hier wurden infrastrukturell perfekte Voraussetzungen geschaffen und der Verein rangiert bei der Nachwuchsförderung in der Spitzengruppe der Bundesliga. Wir entwickeln unsere Erlösquellen erfolgreich weiter, denn wir wollen nachhaltig wirtschaften. Dabei haben wir was Sponsoring, Merchandising und Ticketing anbelangt nicht die Potenziale, an die Top-Klubs heranzureichen. Deshalb ist die Talentförderung elementar für unsere Zukunftsfähigkeit. Und Zukunft heißt für uns erfolgreich in der Bundesliga zu bestehen. Die internationalen Wettbewerbe sollten für uns immer mal wieder in Reichweite kommen, damit wir Chancen nutzen können.