Befürchten Sie, dass die Mannschaften der Premier League aufgrund des neuen Fernsehvertrages künftig die Bundesliga leerkaufen?
Sicher werden die englischen Topclubs wirtschaftliche Bedingungen bieten können, die anderen Ligen nicht zur Verfügung stehen. Trotzdem glaube ich nicht, dass ein Angebot des Tabellenzehnten der englischen Liga tatsächlich für Top-Spieler von Interesse sein könnte. Zudem würden gezahlte Ablösesummen in einer kreativen Liga wie der Bundesliga auch neue Möglichkeiten schaffen. Die grundlegenden wirtschaftlichen Erlöse in den Ligen bleiben aber natürlich trotzdem ein Problem. Die DFL muss beim nächsten TV-Vertrag daran arbeiten, diese Schere etwas zu schließen. Ich denke, dass am Ende ein jährlicher Erlös von deutlich mehr als einer Milliarde Euro erzielbar sein müsste. Da die Höhe der Vermarktungseinnahmen unmittelbar von der Stärke der Pay-TV-Sender abhängt, hat die Bundesliga die Chance, diese Schere mittelfristig zu schließen. In England ist die Sättigung im Pay-TV-Markt mit elf Millionen Abonnenten bald erreicht – in Deutschland ist bei 4,3 Millionen noch deutlich Spielraum nach oben. Das wird zu neuen Geschäftsmodellen, Konkurrenz und letztlich zu höheren Erlösen führen.
Braucht die Bundesliga ein neues TV-Vermarktungsmodell, um nicht ins Hintertreffen zu geraten?
Das Verteilungs- und Vermarktungsmodell sollte unverändert bleiben, weil es die besten Erlöschancen bietet und am gerechtesten ist.
Wäre die Aufhebung der bestehenden 50+1 Regel eine geeignete Möglichkeit, um Investoren den Einstieg in die Bundesliga zu erleichtern?
Die aktuelle Modifizierung der 50+1 Regel ist ein guter Kompromiss. Eine weitere Aufweichung dieser Regel würde Investoren, die lediglich kurzfristige Gewinnmaximierungen suchen, eine zu große Möglichkeit einräumen, entsprechende kurzfristige Investitionsstrategien umzusetzen.
Welche sportlichen, wirtschaftlichen und administrativen Konzepte verfolgt Ihr Verein, um in der Bundesliga aber auch international erfolgreich zu sein?
Der VfL Wolfsburg setzt auf den kontinuierlichen, mittelfristigen und konsequenten Aufbau sportlicher Qualität. Insbesondere legen wir großes Augenmerk auf konsequente Nachwuchsförderung. Wirtschaftlich sehen wir enormes Entwicklungspotential in der internationalen Expansion. Die Bundesliga ist eine internationale Plattform, der VfL ist eine internationale Marke. Bereits jetzt haben wir eine Vielzahl internationaler Sponsoren, deren Werbebotschaften wir über unser zweites TV-Signal in Asien, Süd- und Nordamerika sowie dem arabischen Raum ausstrahlen.