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Musikalische Übersättigung erschwert Marktforschung

Wie Radio die Musik zum Hörer bringt

Mark Schweitzer, Musikchef von RPR1. Quelle: RPR1. Mark Schweitzer Musikchef RPR1. 16.08.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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RPR1-Musikchef Mark Schweitzer hält es mit Blick auf Studienergebnisse, nach denen das Interesse an neuer Musik mit dem Alter nachlässt, für wichtig, "den Leuten neue Musik nahezubringen." Gerade durch die Vielfalt entstehen für Radiosender dabei ganz neue Herausforderungen.







Nach einer Deezer-Studie hören Deutsche im Schnitt mit 31 Jahren auf, neue Musik zu entdecken – wie bewerten Sie das?
Ich glaube, dass das einfach den Lebensumständen der Menschen in diesem Alter geschuldet ist. Mit 31 haben viele feste Beziehungen oder sind verheiratet. Kinder sind unterwegs und die Prioritäten verschieben sich. Während viele Musikfans mit 20 noch die Sommer auf Musikfestivals verbracht haben, werden zehn Jahre später ganz andere Dinge wichtig. Dazu kommt, dass sich Musikgeschmäcker oft in jüngeren Jahren bilden und man dann meist musikalisch geprägt ist. Ich kann mir vorstellen, dass gerade die rasanten Genre-Entwicklungen und die vielen Newcomer, die aus dem Boden schießen, viele Menschen vollkommen überfordern.

Als Begründung geben die Probanden unter anderem die schiere Masse an verfügbarer Musik an – warum kann ausgerechnet Vielfalt zum Ende der Neugier führen?
Weil es einfach sehr unübersichtlich wird. Man muss sich nur die deutsche Hip Hop-Szene ansehen. Z.B. den Cloud Rap. Hier gibt es mittlerweile richtig viele Interpreten und man hat das Gefühl, dass jede Woche neue dazu kommen. Und wir reden hier nur von einem Sub-Genre. Im elektronischen Bereich ist es nicht anders. Vieles klingt hier gleich. Da müssen selbst professionelle Musikredakteure diszipliniert dran bleiben, um alles zu kennen und abzuspeichern.

Was bedeutet die mangelnde Neugier der deutschen ab Anfang 30 für ein Radioprogramm?
Es bedeutet, dass Radiomoderatoren Musikkompetenz besitzen und diese vor allem auch an die Hörerinnen und Hörer weitertransportieren müssen. Wir führen durch das Programm und müssen die Menschen mitnehmen. Durch die Übersättigung wird es immer schwieriger über die Marktforschung mit den Probanden zu kommunizieren und z.B. bei Musiktests aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen. Die meiste Musik ist immer erst dann statistisch wertig, wenn sie Monate alt ist. Hier ist auch bei der Musikauswahl sehr viel Gefühl und „Bauch“ gefragt.

58 % der Befragten geben an, sich zu wünschen, mehr Musik zu entdecken – welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Dass es weiterhin wichtig ist, den Leuten neue Musik nahezubringen. Allerdings in der richtigen Dosierung und moderativ so aufbereitet, dass die neuen Songs Interesse wecken und es spannend ist, sich damit zu befassen.

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