Ihre Stadt gehört zu den smartesten in Deutschland. Welche Anstrengungen haben Sie in der letzten Zeit dafür unternommen?
Die Stadt Aachen engagiert sich in vielfältigen Bereichen, um die Lebensqualität zu steigern, die Bürger*innen zu integrieren und die Wirtschaft zukunftsorientiert zu entwickeln. Ein wesentlicher Standortvorteil ist, dass Aachen als Technologie- und Innovationsmotor mit der renommierten RWTH Aachen und der starken Fachhochschule kontinuierlich technologische und sozioökonomische Innovationen hervorbringt, die in Kooperation mit den verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung und gemeinsam mit der lokalen Unternehmerschaft erprobt und pilotiert werden können. Im digitalHUB werden zudem neben den wissenschaftlichen Akteur*innen insbesondere Start-ups und Spin-offs zusammengebracht. In sogenannten Fokusgruppen widmet sich die Stadtverwaltung im digitalHUB zudem gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz, IoT oder Nachhaltigkeit, um gemeinsam Zukunftsvisionen zu realisieren.
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Welche Projekte wollen Sie als nächstes angehen?
Derzeit befindet sich ein stadtweiter Smart City Ideenwettbewerb in der Endphase. Die Stadtverwaltung hat gemeinsam mit dem digitalHUB dazu aufgerufen, innovative Ideen für Aachen zu entwickeln und im Rahmen des Wettbewerbs auszuarbeiten. Drei Gewinnerteams werden prämiert und bei der Weiterentwicklung ihrer Projektideen unterstützt mit dem Ziel, diese in der Stadt zu pilotieren und umzusetzen. Wir möchten so das Innovationspotential des Standortes heben und jungen Entwickler*innen die Möglichkeit geben, einen direkten Beitrag zur digitalen Entwicklung der Stadt zu leisten.
Um Digitalisierungsprozesse effizient zu steuern, hat sich die Stadtverwaltung daher mit einem eigenen Fachbereich für verwaltungsinterne Digitalisierung sowie Fachstellen für die Smart City Entwicklung auch strukturell bereits neu aufgestellt. Besonders wichtig ist uns dabei, den Nutzen einer effizienten, resilienten, zukunftsorientierten und an den Bürger*innen ausgerichteten digitalisierten Verwaltung besser heben zu können. Auch die Verkehrswende ist natürlich ein zentrales Thema in Aachen und geht mit digitalen Innovationen einher, die eine intelligentere und effizientere Verkehrssteuerung ermöglichen.
Einen besonderen Schwerpunkt werden wir im kommenden Jahr auf das Thema Künstliche Intelligenz legen. Wir beobachten, dass sich viele städtische Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung mit diesem Thema beschäftigen und bereits gemeinsam über mögliche Einsatzszenarien, Regelungen/Ethik und Grenzen diskutieren. Um die Diskussionen und Innovationspotenziale zu bündeln, werden wir im kommenden Jahr im OecherLab, einem zentralen Begegnungsraum in der Innenstadt, in den wir die Stadtgesellschaft zu wechselnden Zukunftsthemen einladen, ein Diskussions- und Entwicklungsforum zum Thema KI eröffnen. Es wird Exponate geben, die KI erlebbar machen, Panel-Diskussionen, Fachvorträge sowie Workshops und Austauschformate für Bürger*innen.
Das Ranking betrachtet deutsche Städte - wie sehen Sie Ihre Kommune im Europa-weiten Vergleich aufgestellt?
Als Grenzstadt im Dreiländereck mit den Niederlanden und Belgien profitiert die Stadt Aachen in hohem Maße von der euregionalen, d.h. grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit unseren direkten europäischen Nachbarn. Best Practices aus anderen Kommunen jenseits der Grenzen aufgreifen und für Aachen adaptieren, dabei bekannte Stolpersteine bei der Umsetzung innovativer Ideen vermeiden. Das sind die großen Vorteile, von denen die Stadtverwaltung Aachen profitieren kann, die sie aber auch selbst in gemeinsame Kooperationsprojekte einbringen kann. So haben sich beispielsweise die fünf Städte Maastricht (NL), Aachen (D), Hasselt (B), Heerlen (NL) und Lüttich (B) zusammengeschlossen, um gemeinsam die Möglichkeiten der urbanen Luftfahrt zu erforschen und zu testen. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der Blick über den deutschen Tellerrand auch Schwächen in unseren Digitalisierungsbemühungen aufzeigt. Andere Länder sind hier schon weiter, zum Beispiel bei der Umsetzung von E-Government-Angeboten. Mit Hilfe unserer starken wissenschaftlichen Partner*innen können wir vor allem im Bereich innovativer digitaler Lösungen für das städtische Leben aufholen - und das ist unser Ziel.
Welche Unterstützung würden Sie sich bei Ihren Maßnahmen von Land, Bund und EU wünschen?
Gemeinsam mit unserem Partnernetzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft sind wir in vielen öffentlich geförderten Projekten unterwegs, die unsere Digitalisierungsbemühungen unterstützen. Das ist eine große Bereicherung und bringt uns ein gutes Stück voran. Jetzt geht es aber auch darum, die digitalen Innovationen in die Realität umzusetzen und anzuwenden. Oft geht es dabei um große Neuerungen wie das autonome Fahren oder die Einführung der urbanen Luftmobilität. Aber auch die Umstellung klassischer Verwaltungsdienstleistungen auf digitale Prozesse ist hier zu nennen. Um die Potenziale der digitalen Transformation voll ausschöpfen zu können, müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Dies muss möglichst schnell und effizient geschehen - und manchmal vielleicht auch mit der nötigen Portion Flexibilität und Pragmatismus. In einigen Bereichen stehen wir dazu bereits in regem Austausch mit den Regulierungsbehörden und sind auch für weitere Entwicklungsschritte jederzeit bereit.