Welche technischen Mittel setzen Sie ein, um den Verkehr auf den Autobahnen besser fließen zu lassen?
Die Autobahnen in Sachsen-Anhalt so grundsätzlich so dimensioniert, dass ohne Unfälle oder Baustellen keine Verkehrsprobleme zu erwarten sind. Für den Normalbetrieb werden also keine ergänzenden technischen Mittel benötigt. Da die Trassen infolge der weiter steigenden Verkehrsbelastung, vor allem durch schweren Lkw-Verkehr, jedoch einem hohen Verschleiß unterliegen, müssen sie kontinuierlich gewartet, regelmäßig instandgesetzt und von Zeit zu Zeit erneuert werden. Baustellen lassen sich daher auch künftig nicht vermeiden. Zudem gibt es, unabhängig von Baustellen, unfallträchtige Bereiche. Weil Unfälle oftmals auf Unachtsamkeit, nicht angepasste Fahrweise und andere individuelle Ursachen zurückzuführen sind, ist es erforderlich, Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf bestehende Beeinträchtigungen, wie Baustellen und Staus, aber auch besondere Witterungsverhältnisse hinzuweisen. Hierbei finden insbesondere die Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf der A 2 (Landesgrenze Niedersachsen bis Lostau) und A 14 (Wanzleben bis Schönebeck) zur verkehrsbezogenen Geschwindigkeitsregulierung und Stauwarnung sowie das im Bereich Halle-Leipzig vorhandene Verkehrsmanagementsystem mit den sogenannten dWiSta-Tafeln – das sind dynamische elektronische Anzeigetafeln zur Wegweisung mit integrierter Stauanzeige – Anwendung. Baustellen werden je nach Staugefährdungsgrad bereits ab einer Entfernung von sechs Kilometern mittels Verkehrszeichen im zwei-Kilometer-Abstand angekündigt. Im Zuge dessen wird außerdem die zulässige Geschwindigkeit reduziert. Bei Baustellen in vorhersehbar staugefährdeten Autobahnabschnitten wird zusätzlich mit elektronischen Vorwarntafeln explizit auf die Staugefahr hingewiesen.
Welche Möglichkeiten bieten digitale Technologien für die Stau-Warnung und wie werden diese in Ihrem Bundesland genutzt?
Die Nutzung digitaler Technologien setzt zunächst eine intensive Verkehrserfassung voraus. Das erfolgt durch ein Netz automatischer Zählstellen entlang der Autobahnen, das zukünftig immer weiter ausgebaut wird. Neben der Datenerfassung durch feste Zählstellen, wird der Verkehr an den jeweiligen Messquerschnitten der mobilen Anlage registriert und sofort in automatische Geschwindigkeits- und Stauwarnanzeigen umgesetzt. Diese Systeme werden vor allem im Bereich von staugefährdeten Abschnitten vor Baustellenbereichen eingesetzt. Sachsen-Anhalt betreibt in Peißen eine Verkehrsmanagementzentrale. Von hier aus werden alle Leitsysteme koordiniert und die Verkehrsbeeinflussungsanlagen überwacht, um sie bei Bedarf manuell der jeweiligen Verkehrslage anpassen zu können.
Welche Rolle spielen rundfunkbasierte Technologien für die Verkehrssicherheit und die Stauvermeidung?
Rundfunkbasierte Technologien werden durch die Landesmeldestelle des Innenministeriums in Zusammenarbeit mit den Rundfunksendern genutzt, wobei hier vorrangig die Polizeidienststellen die Informationen zur Verfügung stellen. Größere Baumaßnahmen im Autobahnnetz werden immer über Pressemitteilungen angekündigt. Neben allgemeinen Informationen zur Baumaßnahme sind darin auch Baubeginn und die voraussichtliche Dauer der Arbeiten enthalten. Auch auf geänderte Verkehrsführungen und Umleitungen wird hier hingewiesen.
In einzelnen Bundesländern gibt es ein ausgeklügeltes Baustellenmanagement für Autobahnen. Wie ist das in Ihrem Bundesland?
Natürlich wird auch in Sachsen-Anhalt ein detailliertes Baustellenmanagement betrieben. Hierbei ist zwischen dem globalen Baumanagement sowie dem Baustellenmanagement von Einzelmaßnahmen zu unterscheiden. Das globale Management beinhaltet die Planung der lang- und mittelfristig erforderlichen Baumaßnahmen in ihrer optimalen räumlichen und zeitlichen Abfolge zur Sicherstellung der Funktions- und Leistungsfähigkeit der Autobahnen. Hierzu wurde in Sachsen-Anhalt ein differenziertes Konzept für die nächsten Jahre aufgestellt. Das hat zum Ziel, die baulichen und verkehrlichen Problemstellungen wirtschaftlich und organisatorisch in Einklang zu bringen. Dieses Konzept unterliegt natürlich fortlaufenden Aktualisierungen, um den sich verändernden baulichen Zuständen von Autobahnabschnitten – auch und vor allem vor dem Hintergrund vorhandener Alkali-Kieselsäure-Reaktions-Schädigungen – Rechnung tragen zu können. Das Baustellenmanagement von Einzelmaßnahmen hingegen bezieht sich auf die optimale zeitliche und verkehrliche sowie sichere Durchführung von einzelnen Baumaßnahmen. Auf der Grundlage der Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA) und des Leitfadens für das Arbeitsstellenmanagement auf Bundesautobahnen der Bundesanstalt für Straßenwesen wird jede Maßnahme individuell den Erfordernissen auch unter Nutzung digitaler Systeme angepasst.
Im kommenden Jahr geht das automatische Notrufsystem eCall an den Start. Die anfallenden Daten könnten auch zur Stauvermeidung genutzt werden – wie stehen Sie dazu?
Die Daten vom eCall-System werden an die Leitstellen der Landkreise übertragen und stellen für die Rettungskräfte eine sehr gute und schnelle Informationsübermittlung dar. Nach dem Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes Sachsen-Anhalt (SOG LSA) obliegt den Landkreisen auch die Eilzuständigkeit für die Absicherung von akut auftretenden Gefahren. Fest steht, eine Gefahrenstelle kann durch eCall schneller erkannt und somit auch schneller beseitigt werden. Das trägt letztendlich auch zu einer Verringerung von Staus bei. Generell lassen sich Staus aus meiner Sicht hierdurch nicht vermeiden. Das ist nur möglich, wenn leistungsfähige Alternativrouten zur Umfahrung der gemeldeten Gefahrenstellen vorhanden sind. Dies ist jedoch bei Autobahnen in der Regel nicht der Fall.