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Millionen Smart-TV-Geräte kommen in die Haushalte

Warum HbbTV für die Apps der beste Standard ist

Klaus Merkel, Institut für Rundfunktechnik GmbH Quelle: IRT Klaus Merkel Fachreferent IRT 10.09.2015
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HbbTV hat sich bereits durchgesetzt, sagt Klaus Merkel vom IRT. Gegenüber anderen Plattformen hat HbbTV viele Vorteile. Dennoch wünscht Merkel sich eine umfassendere Nutzung der HbbTV-Möglichkeiten von den Sendern.







14,7 Millionen HbbTV-Geräte gibt es laut einer GfK-Studie in Deutschland. Hat sich der Standard schon durchgesetzt?
Der HbbTV-Standard hat sich in Deutschland durchgesetzt. Bereits seit einiger Zeit sind praktisch alle überhaupt internetfähigen SmartTV-Geräte, die hier in den Handel kommen, mit HbbTV ausgestattet. HbbTV ist damit zu einem Standardfeature geworden, wie es bislang z.B. der Teletext war. Alle großen und viele kleineren Rundfunkveranstalter nutzen diesen Standard auch und bieten vielfältige HbbTV-Dienste an. Dennoch besteht natürlich weiteres Wachstumspotential, denn erst gut 1/3 aller Haushalte besitzt einen SmartTV. Letztlich wird sich die smarte TV-Nutzung auf voller Breite durchsetzen, so dass noch viele Millionen HbbTV-taugliche TV-Geräte in die Haushalte kommen werden.

Namhafte Hersteller bieten alternative Plattformen für den Zugang zu interaktiven Inhalten an. Was unterscheidet HbbTV von anderen Standards?
In der Tat wird heute eine Fülle von Geräten und Systemen angeboten, mit denen sich Inhalte aus dem Internet auf allen möglichen Screens konsumieren lassen. Gegenüber allen diesen Plattformen hat HbbTV jedoch zwei wesentliche Alleinstellungsmerkmale: HbbTV ist, wie die grundlegenden DVB-Standards des digitalen Fernsehens generell, ein durch ETSI genormter offener Standard und wird als solcher von allen TV-Herstellern implementiert. HbbTV ist dadurch flächendeckend verfügbar und erfordert keine zusätzlichen Boxen oder Sticks, die an die TV-Geräte angeschlossen werden müssen. Inhalteanbietern ermöglicht der Standard HbbTV ihre Angebote nur einmal zu entwickeln, um flächendeckend auf allen HbbTV-Geräten gleichermaßen verfügbar zu sein. Das zweite Merkmal ist besonders für Rundfunkanbieter entscheidend: HbbTV bietet als einziges System im Markt die Möglichkeit, Rundfunkprogramme und Dienste aus dem Internet direkt miteinander zu vernetzen und damit einfache Zugangswege und einen höheren Gesamtnutzen für den Zuschauer zu schaffen. Nur über HbbTV kann so auf dem TV-Gerät ein umfassendes Medienangebot aus linearen und nicht linearen Inhalten geschaffen werden, das ohne Medienbruch nahtlos mit der Fernbedienung genutzt werden kann – was die optionale Einbindung eines „Second Screen“ nicht ausschließt.
 
Ist die Vielfalt der Standards nützlich oder hinderlich?
Schon der Begriff des Standards zielt auf eine Vereinheitlichung ab, die den Marktteilnehmern auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette helfen soll, ihre Produkte effizient im Wettbewerb platzieren zu können. Insofern ist eine Vielfalt an Standards hinderlich; konkret bindet sie z.B. bei den Diensteanbietern viele Ressourcen, die eingesetzt werden müssen, um die eigenen Angebote an die vielen verschiedenen Plattformen im Markt anzupassen. Der Wettbewerb großer Internetkonzerne wie Amazon, Google und Apple, die jeweils versuchen, Plattformen unter eigener Kontrolle möglichst breit im Markt zu etablieren, schlägt nun auch auf das TV-nahe Umfeld durch und führt dort zu einer Fragmentierung, die den anderen Marktteilnehmern nur Nachteile bringt.
 
Die wichtigsten deutschen Free-TV-Sender haben HbbTV-Angebote. Sind die Inhalte aus Ihrer Sicht attraktiv genug?
Insgesamt bieten die Sender in Deutschland eine Fülle an attraktiven HbbTV-Diensten, die von vielen Zuschauern auch regelmäßig genutzt werden. Dennoch wird das Potential von HbbTV heute noch nicht vollständig genutzt – gerade Angebote im Kontext des linearen Programms könnten noch erheblich ausgebaut werden. Nach wie vor werden oft Web-URLs in das Fernsehbild eingeblendet, anstatt die Zusatzinhalte direkt auf dem TV-Gerät verfügbar zu machen. Letztlich können viele Services des Internet nahtlos mit dem linearen TV verschmolzen werden; und damit sind auch neue Geschäftsmodelle möglich. Insofern würden wir uns tatsächlich eine noch umfassendere Nutzung des HbbTV-Standards wünschen.
 
Datenschützer sehen interaktive TV-Anwendungen kritisch. Wie sicher ist HbbTV?
HbbTV nutzt, ebenso wie alle anderen das Internet nutzende Systeme, die in  SmartTVs integriert oder an diese angeschlossen sind, Webdienste, Webprotokolle und Webserver. Eine Erfassung von Nutzungsdaten ist damit grundsätzlich möglich; dies ist natürlich eine Situation, die sich von der althergebrachten rein linearen TV-Nutzung unterscheidet und auf die sich alle Marktteilnehmer - inklusive der Datenschützer - einstellen müssen.  Im Vergleich zu allen anderen Systemen gibt es allerdings bei HbbTV keinen zentralen Plattformbetreiber, bei dem sich der Kunde anmelden muss und der Zugriff auf die gesamten Nutzungs- und Nutzerdaten hat. Die HbbTV-Nutzungsdaten werden nur beim jeweiligen Diensteanbieter erfasst, der in der Regel deutschem Datenschutzrecht untersteht und in seinen Datenschutzhinweisen über die Nutzung der Daten informiert. Insofern liegt der Datenschutz bei HbbTV im Wesentlichen in den Händen der einzelnen Anbieter.

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