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Anonymes Fernsehen ist weiterhin gesichert

Wie HbbTV die Fernsehwelt verändert

Jürgen Sewczyk, Vorstandsmitglied und Leiter der AG Smart TV der Deutschen TV-Plattform Quelle: Deutsche TV-Plattform Jürgen Sewczyk Vorstandsmitglied und Leiter Deutsche TV-Plattform 03.09.2015
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Uwe Schimunek
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90 Prozent der neu verkauften Smart-TV-Geräte können HbbTV - und Jürgen Sewczyk, Vorstandsmitglied und Leiter der AG Smart TV der Deutschen TV-Plattform, sieht ein dynamisches Wachstum. Doch was bedeutet das für die Zuschauer?







14,7 Millionen HbbTV-Geräte gibt es laut einer GfK-Studie in Deutschland. Hat sich der Standard schon durchgesetzt?
Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV) ist ein europaweit anerkannter Standard, der zunehmend auch weltweit auf Interesse stößt. Deutschland ist da Vorreiter – auch weil seit 2011 immer mehr Smart-TV-Geräte HbbTV integriert haben und diese Funktion im Auslieferungszustand aktiviert ist. Das ist u.a. ein Verdienst der AG Smart TV der Deutschen TV-Plattform, in der Programmveranstalter, Gerätehersteller und Institutionen wie das IRT, das federführend bei der internationalen HbbTV-Organisation ist, eng zusammenwirken. Außerdem veröffentlicht die TV-Plattform regelmäßig aktuelle Daten zum Absatz von Smart-TV-Geräten und dem HbbTV-Anteil - inklusive Infografiken, die zum freien Download angeboten werden. Demnach liegt der Anteil der neu verkauften Smart-TVs mit HbbTV deutlich über 90 Prozent in Deutschland. Und auch die Nutzungszahlen der HbbTV-Dienste belegen das dynamische Wachstum und die Marktakzeptanz.

Namhafte Hersteller bieten alternative Plattformen für den Zugang zu interaktiven Inhalten an. Was unterscheidet HbbTV von anderen Standards?
„Alternativ“ impliziert einen Gegensatz zwischen HbbTV und App-Portalen beim smarten Fernsehen, der so nicht existiert. Die Verbraucher verstehen und nutzen längst Smart-TVs als Einheit von sich ergänzenden Services. So richtig smart ist das moderne Fernsehen erst mit Apps UND HbbTV-Diensten.

Unterschiede zwischen HbbTV-Diensten und TV-Apps gibt es aber in der Tat. HbbTV ist eine Zusatzfunktion, die der jeweilige Sender bietet und bei der man im laufenden Programm nahtlos in den Service des Veranstalters - etwa die Mediathek - umsteigen kann. Das funktioniert unabhängig vom jeweiligen Empfangsgerät auf die gleiche Weise: Per Knopfdruck auf die rote Teletext-Taste der TV-Fernbedienung. Die TV-Apps dagegen sind meist in einem Portal des Smart-TV gebündelt, können vom Nutzer um weitere Apps aus einem Marktplatz ergänzt und zumeist frei ausgewählt und angeordnet werden. Dieser Service des Herstellers ist aber von Gerät zu Gerät unterschiedlich – wobei die populärsten TV-Apps in nahezu allen Geräte-Portalen zu finden sind.

Ist die Vielfalt der Standards nützlich oder hinderlich?
Zunächst einmal gibt es einen Standard und das ist HbbTV, der übrigens nicht nur von Programmveranstaltern, sondern auch von Infrastrukturbetreibern bei Satellit, Kabel und Terrestrik für ihre Smart-TV-Angebote genutzt wird. In der Vergangenheit hatte fast jeder Hersteller für die smarten App-Portale eigene Lösungen, die keine branchenweiten Smart-TV-Standards sind. Das erforderte von Entwicklern und Anbietern diverse Anpassungen ihrer Apps.

Das ändert sich gerade aktuell, denn  die neueste Entwicklung bei den Smart-TV-Geräten findet im Bereich Betriebssysteme statt. Drei großen Hersteller nutzen Android andere haben  ihren eigene Smart-TV-Systeme wie Tizen, WebOS und FireOS. Alle Großen nutzen aber inzwischen HTML 5, das erleichtert nicht nur die Entwicklerarbeit und erhöht die App-Vielfalt, sondern leistet der Konvergenz aller Bildschirmgeräte Vorschub.

Die wichtigsten deutschen Free-TV-Sender haben HbbTV-Angebote. Sind die Inhalte aus Ihrer Sicht attraktiv genug?

Nur die wichtigsten Sender ist untertrieben – es sind mittlerweile fast 100 Programmveranstalter mit deutschsprachigen HbbTV-Angeboten! Das reicht von den großen Sendergruppen RTL, ProSiebenSat.1, ARD und ZDF über Spartensender und Shoppingkanäle bis zu Lokal-TV. Einige Sender nutzen HbbTV sogar, um ihr barrierefreies Angebot auszubauen oder mit dem Standard den alten Videotext neu zu gestalten. Neueste Untersuchungen der gfu zeigen, dass die Mediatheken am meisten genutzt werden und dort findet man bekanntlich alle Videos wenn mal wieder die Sendung verpasst wurde. Insgesamt eine attraktive Vielfalt, die sogar noch ausbaufähig ist. Möglich sind noch weitere Anwendungen wie aktuelle HbbTV-Angebote zu Programmhighlights – etwa das Mitraten bzw. Abstimmen bei Quiz- bzw. Showsendungen, ohne dass man Anrufen bzw. SMS schicken muss.

Datenschützer sehen interaktive TV-Anwendungen kritisch. Wie sicher ist HbbTV?
Datenschützer sehen Datenflüsse immer kritisch, und manchmal fragt man sich, wer oder was soll eigentlich vor wem geschützt werden! Im Ernst: Sicherheit von Smart-TVs und der Datenschutz für Verbraucher spielen von Anfang an eine große Rolle. Schließlich geht es beim smarten Fernsehen um einen für die Zuschauer attraktiven Zusatznutzen und mehr Inhaltevielfalt bei gleichzeitig intuitiver Bedienung. Da ziehen alle drei Beteiligten – also Gerätehersteller, HbbTV- und App-Anbieter – an einem Strang. Abgesehen davon, dass alle Anbieter das strenge deutsche Datenschutzrecht einhalten, hat sich die Zahl der Einstellmöglichkeiten für die Zuschauer deutlich erhöht. So können die Nutzer sowohl im Menü der Smart-TVs, bei den HbbTV-Diensten und auch vielen Apps selbst bestimmen, ob sie Speicherung in Form von Cookies und Datenübermittlung zulassen. Anonymes Fernsehen ist weiterhin gesichert!

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