Welche technischen Mittel setzen Sie ein, um den Verkehr auf den Autobahnen besser fließen zu lassen?
Mecklenburg-Vorpommern ist das am dünnsten besiedelte und am ländlichsten geprägte deutsche Bundesland. Die Mehrzahl der Bevölkerung wohnt entlang der Ostseeküste. Die hierdurch vorhandene relativ gleichmäßige Verkehrsbelastung auf dem rund 550 km langen Bundesautobahnnetz in Mecklenburg-Vorpommern unterscheidet sich hinsichtlich Stauempfindlichkeit signifikant von Ballungsräumen wie Hamburg oder Berlin.Verkehrsbehinderungen entstehen in der Regel durch Baustellen oder Verkehrsunfälle. Insofern sind spezielle technische Einrichtungen zur Gewährleistung der Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs im Autobahnnetz für den Regelbetrieb nicht erforderlich. Außerdem sind in Mecklenburg-Vorpommern Ferienreisestrecken definiert, auf denen zur Vermeidung von Stauerscheinungen im Juli und August keine verkehrsraum-einschränkenden Baumaßnahmen durchgeführt werden.
Welche Möglichkeiten bieten digitale Technologien für die Stau-Warnung und wie werden diese in Ihrem Bundesland genutzt??
Die Besonderheit in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zu anderen Bundesländern der saisonal stark schwankende Verkehr in den Tourismusregionen entlang der Ostseeküste. Den Schwerpunkt bilden hierbei die Ostseeinseln Rügen und Usedom und die Halbinsel Darß-Zingst. Um hier auf den Zubringerstrecken im Bundes- und Landesstraßennetz die Stauerscheinungen zu reduzieren, kommen Verkehrs- bzw. Netzbeeinflussungsanlagen zum Einsatz. So wird zum Beispiel auf der Rügenbrücke (B96) als Hauptverbindung zur Insel Rügen verkehrsabhängig der dritte Fahrstreifen jeweils für die stärker belastete Fahrtrichtung freigegeben. Die Steuerung erfolgt über eine Verkehrsmanagementzentrale. Im Bereich der Insel Usedom erfolgt die Netzbeeinflussung auf der Basis von Verkehrsdaten-sensoren automatisiert über dynamische Wegweiser mit integrierten Stauinformationen. Diese Anlage befindet sich noch in der Erprobungsphase und soll nach weiterer Optimierung der Systemsteuerung möglichst bald ihre volle Wirksamkeit entfalten. Für den Großraum Rostock inklusive Fischland-Darß-Zingst besteht eine verkehrsrechnergestützte Darstellung der aktuellen Verkehrslage im Internet. Außerdem werden aktuelle und geplante Baustellen, Brückenöffnungszeiten der Klappbrücken an den Zufahrten zu den Inseln Usedom, Rügen und Zingst sowie Hinweise auf staugefährdete Bereiche auf dem Internetportal der Straßenbauverwaltung veröffentlicht.
Welche Rolle spielen rundfunkbasierte Technologien für die Verkehrssicherheit und die Stauvermeidung?
Rundfunkinformationen über unvorhersehbare Verkehrsstörungen durch Verkehrsunfälle, extreme Witterungsbedingungen oder andere Zwischenfälle erfolgen durch den Verkehrswarndienst des Lagezentrums beim Innenministerium. Für planbare Verkehrsraumeinschränkungen durch Baustellen oder Veranstaltungen erhalten die Lokalredaktionen der regionalen Presse und die Rundfunkanstalten Informationen von den Straßenbauämtern bzw. den Veranstaltern.
In einzelnen Bundesländern gibt es ein ausgeklügeltes Baustellenmanagement für Autobahnen. Wie ist das in Ihrem Bundesland?
Für das Arbeitsstellenmanagement auf Bundesautobahnen in Mecklenburg-Vorpommern sind die Regelungen des entsprechenden Bundes–Leitfadens verbindlich eingeführt. Baustellenmeldungen erfolgen an das Baustelleninformationssystem des Bundes. Für die optimale Gestaltung der Bau- und Betriebspläne werden die verkehrlichen Auswirkungen durch IT- gestützte Verfahren bereits bei der Planung der Baumaßnahmen ermittelt und entsprechend berücksichtigt.
Im kommenden Jahr geht das automatische Notrufsystem eCall an den Start. Die anfallenden Daten könnten auch zur Stauvermeidung genutzt werden – wie stehen Sie dazu?
Das emergency call – System (eCall) ist ein wichtiges Projekt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission und soll die Einleitung von Rettungsmaßnahmen bei Verkehrsunfällen beschleunigen, um die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten zu senken. Ob dieses Systems auch für die Erstellung von Bewegungsprofilen verwendet und daraus Daten für eine Verkehrsbeeinflussung generiert werden dürfen, ist datenschutzrechtlich offen. In Mecklenburg-Vorpommern wird für erkennbar staugefährdete Bereich mittelfristig das für den Bereich Usedom in der Erprobung befindliche Netzbeeinflussungssystem zur Anwendung kommen.