Beim Lokal-TV-Kongress in Potsdam wurde die Frage gestellt, ob werbefinanziertes Lokal-TV als Geschäftsmodell überhaupt funktionieren kann. Wie sehen Sie das?
Ein Blick auf die wirtschaftliche Lage des lokalen Fernsehens in Deutschland zeigt, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für privates regionales und lokales Fernsehen nach wie vor sehr schwierig sind. Insgesamt arbeitet lokales Fernsehen seit Jahren nicht kostendeckend, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Lokal-TV lässt sich nicht ausreichend über Werbung finanzieren. Das liegt auch daran, dass lokales Fernsehen nicht im Fokus national agierender Mediaagenturen steht.
In Deutschland gibt es regional verschiedene Fördermöglichkeiten für Lokal-TV. Welche Möglichkeiten gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich vorstellen?
Die Lokal-TV Landschaft in Deutschland weist große strukturelle Unterschiede auf und ist ausgesprochen heterogen. Während es in Bayern und Berlin/Brandenburg über 20 lokale Fernsehsender/TV-Programme und in Sachsen sogar mehr als 50 Programme gibt, sind es in Hamburg und Schleswig-Holstein insgesamt drei Programme. Der Medienstaatsvertrag HSH sieht generell keine Förderung von lokalen TV-Angeboten vor. Eine Infrastrukturförderung, wie sie in Bayern zur Diversifikation und Stärkung des lokalen Rundfunkangebots eingesetzt wird, schließt der Medienstaatsvertrag HSH für kommerziell ausgerichtetes lokales Fernsehen aus.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es mittelfristig sinnvoll ist, lokale TV-Angebote über vergleichsweise teure klassische Distributionswege zu verbreiten, oder ob sie nicht verstärkt als OTT-Angebote und über entsprechende Plattformen verbreitet werden sollten. Dies können HbbTV-basierte Plattformen wie das von der BLM initiierte Portal „Lokal-TV über Satellit“ oder die über DVB-T angebotene Multithek der Media Broadcast sein, aber ebenso Angebotsplattformen im offenen Internet. Solche Ansätze und Distributionsplattformen zu unterstützen scheint mir sinnvoll.
Seit Jahren hakt es bei der nationalen Vermarktung von Lokal-TV. Was müsste passieren, damit der Knoten platzt?
In der zunehmenden Bedeutung von digitalen Plattformen liegt meines Erachtens auch eine Chance für eine nationale Vermarktung von Lokal-TV. Die Bündelung auf digitalen Plattformen verbessert nicht nur die Auffindbarkeit von Programmen, sie ermöglicht auch die Adressierbarkeit von Werbung auf nationaler und regionaler Ebene. Eine Vermarktung über eine OTT-Plattform, die nicht allein mit klassischen, sondern auch mit Online-Werbeformen arbeitet, könnte ein Ansatz für eine zukunftsorientierte Vermarktung von Lokal-TV sein. Ausspielplattformen wären dann gegebenenfalls zugleich Vermarktungsplattformen.
Immer wieder wird mehr Kooperation zwischen den Lokal-TV-Anbietern anregt. Wie können und sollten die Sender aus Ihrer Sicht zusammenarbeiten?
Bereits seit 2012 kooperieren eine Reihe von Lokal-TV-Veranstaltern mit der Buchungsplattform SRF Media, die als Vermarktungsservice der Regionalfernsehanbieter fungiert. Sie erschließt vor allem für die mittelständische, werbungtreibende Wirtschaft Werbeplätze innerhalb der lokalen und regionalen TV-Programme und sollte zugleich eine nationale Vermarktung aller Sender ermöglichen. Bei der regionalen Vermarktung hat die Plattform zu Verbesserungen geführt, national durchgesetzt hat sie sich meiner Einschätzung nach noch nicht. Auch hier bin ich der Meinung, dass digitale Programmplattformen, die neue und online-basierte Werbeformen ermöglichen, auf lange Sicht ein erfolgversprechender Weg sein könnten.