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Lokal-TV funktioniert - irgendwie

Warum das Augenmerk auf Lokaljournalismus im Allgemeinen ausgedehnt werden muss

Dr. Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Quelle: Falk Weiß Dr. Anja Zimmer Direktorin Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) 16.11.2016
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Viele Lokal-Sender in Ostdeutschland feiern 20- oder 25-jähriges Bestehen", betont Dr. Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. In einer sich ändernden Medienwelt müssen alle Beteiligten neue Wege gehen.







Beim Lokal-TV-Kongress in Potsdam wurde die Frage gestellt, ob Lokal-TV als Geschäftsmodell überhaupt funktionieren kann. Wie sehen Sie das?
Darauf eine eindeutige Antwort zu finden ist schwierig. Viele Lokal-Sender in Ostdeutschland feiern 20- oder 25-jähriges Bestehen. Hätten sich die Sender so lange gehalten, wenn es nicht funktionieren würde? Also ja - es funktioniert irgendwie.

Andererseits haben es die Veranstalter mit schwierigen Bedingungen zu tun. Sie sind oft von Förderungen, nicht zuletzt der Landesmedienanstalten, abhängig und haben zum Teil mit Einnahmerückgängen zu kämpfen, weil die lokalen Werbemärkte unter Druck sind. Lokal-TV-Sender sind kommerzielle Anbieter, die auch Geld verdienen müssen. Hierzu ist es nötig, neue Wege der Finanzierung zu finden. Beim Lokal-TV-Kongress wurde deshalb nicht nur über Förderung gesprochen, sondern auch die Frage gestellt, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit man neue Kunden gewinnen und z.B. landesweite oder nationale Vermarktungstöpfe anzapfen kann.

In Deutschland gibt es regional verschiedene Fördermöglichkeiten für Lokal-TV. Welche Möglichkeiten gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich vorstellen?
Die mabb engagiert sich bereits seit vielen Jahren stark für Lokal-TV. Die Förderung besteht grob gesagt aus drei Säulen: Im Bereich Technik steht vor allem die Verbreitung der Programme, also die Steigerung der technischen Reichweite, im Fokus. Dazu unterstützen wir beispielsweise Projekte für Apps auf Smart-TVs für HbbTV Anwendungen. In Kooperation mit der MMV, den Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, fördert die mabb außerdem den Satellitenkanal BB-MV-Lokal-TV, einen Gemeinschaftskanal für lokales Fernsehen. Eine zweite Säule bildet der Bereich Aus- und Fortbildung, der den Mitarbeitern des Lokal-TVs verschiedene Weiterbildungsangebote ermöglicht. Die Förderung reicht von Angeboten mit klassischen Inhalten wie Schnitt, Texten und Drehen über aktuellere Themen wie Social Media bis hin zu Sendercoachings für Redaktionen, die Crossmedia in ihre Arbeitsabläufe integrieren wollen. Zu guter Letzt fördert die mabb themenspezifische Studien und Veranstaltungen wie den Regiostar, als Preis für besondere Leistungen im lokalen und regionalen Fernsehen, sowie den hier bereits genannten Kongress, den wir mit den fünf ostdeutschen Medienanstalten gemeinsam organisieren.

Von den Sendern wird verstärkt die Forderung nach einer inhaltlichen Förderung gestellt; sie wünschen sich, dass die gesetzlichen Regelungen dafür gelockert werden. Meines Erachtens sollten wir dann aber nicht nur an Fernsehen denken. Wir müssten vielmehr über Lokaljournalismus reden.

Seit Jahren hakt es bei der nationalen Vermarktung von Lokal-TV. Was müsste passieren, damit der Knoten platzt?
Als erstes müssen wir – und vor allem die Sender – nationale Kunden überzeugen, dass die lokalen Sender ein interessantes Werbefeld darstellen. Dazu braucht es ein gutes Programm und Werbekunden, die davon wissen. Beim Kongress war deshalb insbesondere Gattungsmarketing ein Diskussionspunkt. Darüber hinaus brauchen die Sender Strukturen, in denen sie nationale Vermarktung organisieren und sowohl technisch als auch finanziell abwickeln können. Das ist nicht einfach, weil man sich dazu über Grundzüge und Strukturen für eine gemeinsame Vermarktung einigen muss. Außerdem braucht man Geld und Personal.

Immer wieder wird mehr Kooperation zwischen den Lokal-TV-Anbietern anregt. Wie können und sollten die Sender aus Ihrer Sicht zusammenarbeiten?
Einen Punkt habe ich eben bereits angesprochen – senderübergreifende Vermarktung ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Aber auch im Programmbereich sehe ich durchaus Möglichkeiten. Die meisten Sender produzieren nur für einige Stunden Programm. Da liegt es nahe, über einen Programmaustausch oder über gemeinsame Sendungen nachzudenken. Technisch gesehen stellt ein Programmaustausch heute keine Hürde mehr dar, problematisch sind eher organisatorische und finanzielle Fragen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es sich lohnt.

Formate wie das Brandenburg-Journal haben gezeigt, dass es Gemeinschaftsprojekte gibt, die einen echten Mehrwert bieten. Leider haben sich viele Sender dort zuletzt nicht mehr so stark engagiert. Auch eine gemeinsame Plattform für lokale Inhalte – auch über reine TV-Inhalte hinaus – könnte ich mir gut vorstellen. Einiges tut sich auch bereits. Ich habe den Eindruck, dass Lokal-TV, und der Lokaljournalismus allgemein, in der medienpolitischen Diskussion deutlich an Stellenwert gewonnen haben.

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