Die Filmförderung soll stärker auf eine geringere Anzahl von Projekten konzentriert werden – eine Chance oder eine Gefahr für den Qualitätsfilm?
Richtig ist, dass die Anzahl der Förderungsanträge in den letzten Jahren stark angestiegen ist. So verfügen die Vergabegremien über immer weniger Zeit zur Begutachtung. Das spräche für weniger Projekte. Das ist m.E. aber nicht die entscheidende Frage. Zur Sicherung des Qualitätsfilms wird es eher auf eine Neuaufteilung der Fördermittel und eine Reform der Gremienstrukturen und ihrer Zusammensetzung ankommen. DIE LINKE fordert, dass bei den künftigen Entscheidungen grundsätzlich fachliche Kriterien eine Rolle spielen sollen. Wenn das gelingt, ist die Anzahl der Projekte zweitrangig.
Über die Förderung eines Projektes sollen künftig kleinere Gremien entscheiden. Wie bewerten Sie das neue Modell?
Hier besteht meines Erachtens großer Veränderungsbedarf. Ich stimme mit den meisten Expert_innen darin überein, dass die Förderungspraxis effektiver ausgestaltet werden muss. Dazu gehört gewiss die Verkleinerung der Vergabegremien. Fünf bezahlte Sachverständige mit einer begrenzten Amtszeit von zwei Jahren scheinen mir ausreichend. Aber auch der Verwaltungsrat sollte kleiner und effektiver werden.
Künftig soll verstärkt in die Förderung von Drehbüchern investiert werden. Welche Defizite gab es bislang in diesem Bereich?
Obwohl bereits unter den jetzigen Bedingungen eine gewisse Förderung möglich ist, gehören die Drehbuchautor_innen zu den schwächeren Gliedern im Produktionsprozess. Das soll sich ändern. Wir wollen, dass die Drehbuchautor_innen, aber auch die Regisseur_innen künftig einen Anspruch auf fünf Prozent der Referenzmittel haben.
Gefördert werden können künftig auch Kurzfilme. Welchen Sinn hat die Förderung der Nische?
Vor allem der Dokumentarfilm, der Animationsfilm für Kinder und Jugendliche und der originäre Kinderfilm sind nahezu vom Aussterben bedroht. In diese Reihe gehört auch der Kurzfilm. Wenn die staatliche Förderpolitik hier nicht gegensteuert, wird die Genrevielfalt des deutschen Films bald der Vergangenheit angehören. Das wäre ein großer kultureller Verlust. Ich bin sehr dafür, den Anteil des Kurzfilms an den Referenzmitteln zu verdoppeln. Bei den anderen Genres plädiere ich sogar für eine Verdreifachung.
Erstmals beteiligen sich Videoabrufdienste an der für die Förderung maßgeblichen Filmabgabe. Welche Rolle spielen die neuen digitalen Dienste für die deutsche Filmwirtschaft?
Die primäre Stätte für den Film ist das Kino, als kultureller Ort des Erlebens. Das ändert freilich nichts an der wachsenden Bedeutung der digitalen Dienste. Sie sind bereits heute integraler Bestandteil der gesamten Verwertungskette. Deshalb müssen Kabelnetzbetreiber und Telekommunikationsanbieter zur Filmabgabe herangezogen werden.