Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Langfristig droht Google-Monopol auch in der Luft

Hyperschnelles Drohnen-Internet setzt etablierte Provider unter enormen Druck

Volker Tripp, Advocacy Manager Digitale Gesellschaft e.V. Quelle: Privat Volker Tripp Advocacy Manager Digitale Gesellschaft e.V. 09.03.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Es könnte die Lösung für strukturschwache Regionen sein: Konzerne wie Google und Facebook arbeiten an Programmen für die Internet-Verbreitung aus der Luft. Volker Tripp, Advocacy Manager Digitale Gesellschaft e.V., sieht Chancen, aber auch Gefahren.







Welche Vor- oder Nachteile hat der Einsatz von Drohnen bei der flächendeckenden Versorgung mit hyperschnellem Internet?
Auf den ersten Blick bietet ein Internetzugang per Drohne viele Vorteile. Hindernisse, wie wir sie heute beim Breitbandausbau vorfinden, gäbe es schlicht nicht: Straßenbauarbeiten für die Verlegung von Glasfaserkabeln würden überflüssig werden. Die Probleme beim Anschluss auf der letzten Meile würden wegfallen – es wäre nicht mehr nötig, die alten Kupferleitungen durch Glasfaser oder durch unzulängliche und wettbewerbsfeindliche Hilfstechnologien wie VDSL2-Vectoring zu ersetzen.

Außerdem könnten auf diese Weise selbst entlegene Regionen oder Entwicklungsländer, die bislang gar nicht oder nur in geringem Maße an das Internet angeschlossen sind, flächendeckend mit ultraschnellen Netzzugängen ausgestattet werden. Auch mit Blick auf die Netzneutralität wäre eine solche drahtlose Versorgung vorteilhaft. Das Breitbandkonzept der Bundesregierung sieht bislang einen marktgetriebenen Ausbau vor. Es soll also vor allem Sache der Telekommunikationsunternehmen sein, in Deutschland für eine vollständige Abdeckung mit schnellem Internet zu sorgen. Im Gegenzug war die Bundesregierung bereit, sich auf EU-Ebene für die Einführung eines Zwei-Klassen-Netzes und damit für die Erosion der Netzneutralität einzusetzen. Diese Verknüpfung würde bei einer Versorgung mit Internet per Drohne wegfallen und so einem weiteren Abbau der Netzneutralität entgegenwirken.

Allerdings gibt es auch Nachteile. Als Netzanbieter wäre Google nicht mehr nur Online-Dienst, sondern zugleich auch Access-Provider. Sämtliche Datenströme, auch solche von und zu konkurrierenden Online-Diensten, würden über Infrastruktur von Google laufen. Damit würde Google noch weitaus mehr Nutzerdaten anhäufen können als bisher und noch weitaus umfassendere Einblicke in Surfverhalten, Interessen und Persönlichkeit der Nutzerinnen und Nutzer erhalten.

Was bedeuten die Pläne für die deutschen Internet-Provider?
Die Pläne setzen deutsche Provider einem enormen Innovationsdruck aus, da Internet per Drohne deutlich billiger in die Fläche zu bringen wäre als über die bislang üblichen Anschlüsse. Zwar arbeiten auch deutsche Provider an der 5G-Technologie, allerdings müssten sie viel mehr Sendemasten als bisher aufstellen und sie alle mit Glasfaseranschlüssen versorgen.

Gerade in schlecht erschlossenen Räumen ist dies für klassische Provider wenig attraktiv. Da selbst große Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom zudem nicht über die Investitions- und Forschungsmittel von Google verfügen, wird es schwer, wenn nicht gar unmöglich werden, echte Konkurrenzangebote an den Markt zu bringen. Das könnte dazu führen, dass Google langfristig ein Monopol für die Versorgung mit schnellem Internet erwirbt.

Welche Auswirkungen hätten die Vorhaben in einer flächendeckenden Ausbaustufe -  etwa auf den Luftverkehr oder den Platz in den Frequenzbändern?
Luftverkehr findet typischerweise in Flughöhen bis maximal 15 km statt. Googles Drohnen sollen in Höhen um die 20 km unterwegs sein. Direkte Konflikte dürfte es daher eher selten geben, etwa wenn es – wie im Mai 2015 im Fall einer Testdrohne – zum Absturz kommt. Was die Frequenzbänder angeht, so benötigt die 5G-Technologie einen sehr breiten, zusammenhängenden Frequenzraum, der zurzeit noch nicht definiert ist. Hier werden neue Frequenzversteigerungen erforderlich werden, vermutlich oberhalb des bislang im Mobilfunk bevorzugten Bereichs bis 6 GHz.

Mit welchen rechtlichen Hürden hätte ein Anbieter in Deutschland zu rechnen?
Für die gewerbliche Nutzung einer Drohne braucht der Betreiber eine Haftpflichtversicherung sowie eine Aufstiegserlaubnis der zuständigen Landesluftfahrbehörde. Unbemannte Luftfahrtsysteme sind in Deutschland zudem grundsätzlich verboten, wenn ihre Gesamtmasse mehr als 25 kg beträgt oder der Betrieb außerhalb der Sichtweite des Steuerers erfolgt.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jan Hesselbarth
Erster Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Bundesverband für Unbemannte Systeme (BUVUS)

Jan Hesselbarth, Erster Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes für unbemannte Systeme (BUVUS)
Netze

BUVUS sieht große Vorteile beim ■ ■ ■

Warum dafür neue Normen und Regularien ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jan Hesselbarth
Erster Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Bundesverband für Unbemannte Systeme (BUVUS)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Matthias Still
Sprecher
Bundesverband für Unbemannte Systeme (BUVUS)

Matthias Still, Sprecher Bundesverband für Unbemannte Systeme (BUVUS)
Netze

Verband hält Drohnen-Internet ohne ■ ■ ■

Wie die neue Technologie den Markt verändern könnte

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Matthias Still
Sprecher
Bundesverband für Unbemannte Systeme (BUVUS)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Reto Büttner
Bitte auswählen
Schweizerischer Verband Ziviler Drohnen (SVZD)

Reto Büttner, Vize-Präsident, Schweizerischer Verband Ziviler Drohnen (SVZD) - www.drohnenverband.ch
Netze

Internet-Drohnen müssen ■ ■ ■

Welche Vor- und Nachteile das Internet mit ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Reto Büttner
Bitte auswählen
Schweizerischer Verband Ziviler Drohnen (SVZD)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.