In vielen deutschen Amtsblättern gibt es umfangreiche lokaljournalistische Beiträge in einem nichtamtlichen Teil. Welche Konkurrenz entsteht dadurch für die private Presse?
Amtsblätter haben einen klaren Auftrag: Sie informieren die Bürger einer Kommune über Beschlüsse des Stadt- oder Gemeinderats, veröffentlichen amtliche Informationen über Bauvorhaben oder Infrastrukturplanungen. Von Amtsblättern ist jedoch keine unabhängige, journalistisch oder gar kritische Berichterstattung über das Handeln der Kommunalverwaltung zu erwarten. Das ist die Aufgabe der Zeitungen, der regionalen Sender, der Internetmedien – also von denen, die als professionelle Redaktionen mit journalistischen Kriterien arbeiten. Das muss auch künftig so bleiben.
Auch Betriebe in Besitz der öffentlichen Hand drängen mit Angeboten auf den Markt – etwa Kundenmagazinen oder Digitalen Publikationen. Wie bewerten Sie das?
Dass staatliche oder staatsnahe Unternehmen über ihre Aktivitäten informieren, ist unerlässlich. Dass sie das mit journalistischen Mitteln in Magazinen und digitalen Publikationen tun, gehört im digitalen Zeitalter dazu. Unternehmen sind keine „closed shops“, sondern sollten sich transparent darstellen.
Viele Tageszeitungen schließen ihrerseits Lokalredaktionen. Welchen Anteil haben die Verlage selbst am Trend zum öffentlich finanzierten Lokaljournalismus?
Dass es einen Trend zum öffentlich finanzierten Lokaljournalismus gibt, wie Sie sagen, möchte ich stark bezweifeln. Aber klar ist: Die Medienkonzentration und die seit Jahren andauernde Sparpolitik der Zeitungsverlage zulasten der Lokalredaktionen wirken sich negativ auf die Meinungsvielfalt aus. Darauf weisen wir die Verlage schon seit Langem hin.
Inwiefern sollte Lokaljournalismus in wirtschaftlich weniger attraktiven Regionen öffentlich gefördert werden?
Von einem staatlich geförderten Lokaljournalismus halte ich nichts. Zum einen gibt es bei einer solchen Konstruktion Probleme mit der notwendigen Unabhängigkeit der Redaktionen, zum anderen wäre das ein fatales Signal an die Zeitungsverleger, die dann weiter Redaktionen ausdünnen könnten. Nein, die privatwirtschaftlich organisierten Verlage stehen in der Verantwortung für den Lokaljournalismus.
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