ARD und Deutschlandradio starten am 5. Mai eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne für Digitalradio. Wie bewerten Sie die Pläne der Öffentlich-Rechtlichen?
Vorwiegend positiv! Wir sind schon lange der Ansicht, dass Digitalradio eine größere mediale Aufmerksamkeit und eine breite Marketing-Kampagne benötigt. Obwohl in den letzten Monaten das Sendenetz und insbesondere das öffentlich-rechtlichen Programm-Angebot ausgebaut wurden, sind die Vorteile der Digitalradio-Technik noch nicht ausreichend bei den Nutzern bekannt. Wir unterstreichen immer wieder, dass der Geräteverkauf nicht einseitig über gesetzliche Vorgaben befördert werden kann. In erster Linie kaufen die Hörer neue Geräte, wenn Sie vom Mehrwert der darüber nutzbaren Dienste überzeugt sind. Insofern kommt diese Initiative von ARD und Deutschlandradio genau richtig und wir freuen uns auf die Chancen, die damit einhergehen.
Eingeführt werden soll auch ein neues Logo, dass bereits im Vorfeld in der Branche für Verunsicherung sorgt, da die privaten Markteilnehmer, die Industrie und die Medienanstalten nicht in die Pläne involviert waren. Welche Position hat dazu der ZVEI und wird der ZVEI das neue Logo unterstützen?
Das kann ich so nicht bestätigen. Die Sender haben uns frühzeitig über ihre Absicht, ein neues Logo zu kreieren und damit eine umfassende Kommunikationskampagne zu starten, informiert. Wir hatten sogar die Gelegenheit, uns mit einem gewissen zeitlichen Vorlauf einen Eindruck von den Plänen zu verschaffen. Inzwischen liegen alle Informationen vor und es wurde ein unkompliziertes System etabliert, das es Herstellern und Handel ermöglicht, das Logo ebenfalls zu nutzen. Wichtig ist jetzt, dass möglichst viele Marktpartner mitgehen, damit die neue Marke flächendeckend etabliert wird. Immerhin gab es ja bereits ein DAB+-Logo – daher ist es wichtig, die neue Bildsprache jetzt konsequent durchzusetzen. Verschiedene Logos für eine gleiche Technologie zu nutzen, würde unnötige Verwirrung schaffen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die neue Grafiksprache sich bis zur IFA bzw. dem Weihnachtsgeschäft umfassend durchsetzt.
Wie bewerten Sie grundsätzliche die Entwicklung bei DAB+, wie sind Stand und Perspektiven für die digitale Terrestrik?
Die DAB+-Entwicklung in Deutschland geht in die richtige Richtung: Der Geräte-Absatz nimmt stetig zu – 2016 wurden 1,2 Millionen Geräte verkauft, eine Steigerung des DAB+-Gerätesegments um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr –, genauso wie Programmangebot und Sendenetzabdeckung. Spannend ist nun noch die Frage, inwieweit sich der DAB+-Standard auf europäischer Ebene für den digitalen Radioempfang durchsetzt. Das ist für die Geräteindustrie wichtig, damit Radios für alle Märkte mit der gleichen Empfangstechnik produziert und entsprechende Skalierungseffekte erzielt werden können. Aber auch für die Autofahrer, die Länder-überschreitend den DAB+-Empfang nutzen wollen, ist dieser Aspekt von Bedeutung.
Voraussetzung für eine mittel- und längerfristige Perspektive ist die Verfügbarkeit der terrestrischen Frequenzen. Hier obliegt der Regulierung die Verantwortung, im Sinne der europäischen Verbraucher zu planen und die Frequenzen zu verwalten, das heißt zu wahren. Verbraucher, die heute in neue Geräte investieren, dürfen nicht das Nachsehen haben, wenn der Technik morgen die Frequenzbasis entzogen wird. Das gilt gleichermaßen für das terrestrische Fernsehen.
Mit Vorschlägen zur Forschungs- und Technologiepolitik ist der ZVEI Schrittmacher des technischen Fortschritts. Welche Entwicklungen, Technologien und Produkte sind beim Thema Audio künftig zu erwarten?
Schon heute hat die Verbreitung von Hörfunk über IP einen wachsenden Stellenwert, zum Beispiel in Form von Radio-Apps oder den sehr beliebten Streaming-Diensten. Dieser Trend wird mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Breitband-Internet noch zunehmen. Der klassische Rundfunk verliert aber deswegen nicht an Bedeutung, vielmehr existieren beide Verbreitungsformen parallel. Langfristig könnten hybride Modelle der Signal-Auslieferung entstehen, die das Beste aus beiden Systemen vereinen.


