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Interview11.12.2015

HSV-Spiele via App und Radio

Was der Bundesliga-Rekord-Verein für Menschen mit Behinderung tut

Fanny Boyn, Inklusionsbeauftragte HSV Quelle: HSV Fanny Boyn Inklusionsbeauftragte HSV
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Barrierefreier Zutritt zum Stadion für Rollstuhlfahrer, Plätze für Fans mit Seh- und Hörbehinderung und ein Livekommentar - beim HSV erleben alle behinderten und nichtbehinderten Fans gemeinsam die Spiele.





Ihr Verein hat einen eigenen Fan-Beauftragten für Menschen mit Behinderung. Welche Aufgaben erfüllt dieser?
Seit dem 01.10.2014 gibt es einen geringfügig beschäftigen Inklusionsbeauftragten beim HSV. Davor waren ehrenamtliche Engagements üblich, die aber nur schwer in die Arbeitsabläufe der Fanbetreuung zu integrieren waren. Durch die aktuelle Zugehörigkeit im Team der Fanbeauftragten - eine feste Sprechzeit unter der Woche, die Begleitung der Heimspiele, Leitung eines Arbeitskreises etc. - wurde die Tätigkeit sukzessiv professionalisiert. Bei der Begleitung der Spieltage sind vier Hauptzonen von Bedeutung: die Rollipodeste, Blindenplätze, der Gehörlosenblock und der Einlass an der Rampe am Stadioneingang. Besonders zur Stadionöffnung ist es wichtig, am Einlass Präsenz zu zeigen und gegebenenfalls Hilfestellung anzubieten. Dadurch, dass dieser Eingang von den meisten Menschen mit einer Behinderung genutzt wird, ist eine Kontaktaufnahme leicht möglich und umsetzbar. Bei den Blindenplätzen geht es vor allem um die Kontaktaufnahme zu den Blindenreportern und dem Ordner, der während des Spiels eine freie Sicht auf das Spielgeschehen gewährleisten muss. Auf den Rollipodesten geht es ebenfalls um Präsenz und Ansprechbarkeit. Es gibt für mich als Inklusionsbeauftragte eine feste wöchentliche Sprech- und Bürozeit. Hier werden neben der Beantwortung sämtlicher Anfragen, der Vor- und Nachbereitung der Spieltage, die Zusammenarbeit mit den Fanbeauftragten intensiviert und gemeinsame Teamsitzungen abgehalten. Unser SAI, der „ständige Arbeitskreis Inklusion“ findet einmal monatlich unter meiner Leitung statt. Hier wird an verschiedenen Themenbereichen gearbeitet und die unterschiedlichen Perspektiven zusammengetragen. Ziel soll es sein, die noch vorhandenen Barrieren stückweise abzubauen und das Erlebnis „Faszination Fussballstadion“ möglichst barrierefrei zu gestalten.

Zu den wichtigsten Angeboten zählen sicher die Aktivitäten beim Spiel. Welche Angebote werden im Stadion umgesetzt?
Unsere Angebote bzw. Aktivitäten beziehen sich hauptsächlich auf die Zeit vor und nach dem Spiel. So gibt es feste Ordner an der Rollirampe. Durch diesen persönlichen Bezug wird die Kommunikation und Verbundenheit weiter gesteigert. Die Ordner kennen „ihre“ Rollifahrer und sind für einen problemlosen, barrierefreien Zugang ins Stadion verantwortlich. Weiterhin stellt der HSV ehrenamtliche Helfer, die die Rollstuhlfahrer an ihre Plätze schieben und sie ggf. mit Getränken und Speisen versorgen.

Bei jedem Heimspiel stellen wir für unsere sehbehinderten Fans 14 Plätze mit Live Kommentar zur Verfügung. In Kooperation mit der Universität Hamburg übernehmen Studenten ehrenamtlich die Rolle der Radioreporter und kommentieren live via Headset den gesamten Spielverlauf. Während des Spiels erleben alle behinderten und nichtbehinderten Fans zusammen das Spiel und feiern natürlich möglichst unsere Siege.

Welche Chancen bieten digitale Medien, um die Arbeit des Fan-Beauftragten für Menschen mit Behinderung zu vereinfachen?
Digitale Kommunikationstechniken werden auch in unserem Stadion bereits eingesetzt, gilt es aber gerade für den Inklusionsbereich zukünftig noch weiter zu entwickeln. So gibt es für alle HSV-Fans die App des HSV-Radio. Hier wird ein kostenloser Live-Stream angeboten und so garantiert keine Szene verpasst. Unser Kommentator Broder-Jürgen Trede kommentiert live von der Pressetribüne. Von ihm bekommt man eine 90-minütige Live-Reportage serviert, die keine Emotion auslässt und immer direkt am Spielgeschehen ist. Für unsere Fans mit Hörbeeinträchtigung ist zukünftig angedacht, eine App zu gestalten, die in Notfallsituationen, aber auch bei Änderungen und Anzeigen während des Spiels (Ein- u. Auswechslungen/ Zuschauerzahlen/ Zwischenstände in anderen Stadien) vibriert.

Wie werden die Angebote von den Menschen mit Behinderung angenommen?
Bestehende Angebote werden von unseren Fans sehr gerne in Anspruch genommen und besonders im Rahmen des monatlich stattfindenden Arbeitskreises diskutiert. Hier werden u.a. neue Ideen und Ideen zur Weiterverbesserung kommuniziert und entwickelt.

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