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Interview09.08.2016

Grüne kritisieren mangelnde Planungssicherheit für DVB-T2

Was das Ende der digitalen Terrestrik sein könnte

Tabea Rößner, MdB Sprecherin für Medien, Kreativwirtschaft und digitale Infrastruktur Obfrau im Ausschuss für Kultur und Medien, Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Quelle: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tabea Rößner MdB Sprecherin für Medien, Kreativwirtschaft und digitale Infrastruktur Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Bislang ist terrestrisches Digital-TV auch ein Umsonstfernsehen. Im Zuge der Umstellung auf DVB-T2 müssen neue Geräte gekauft werden - für Tabea Rößner, medienpolitscher Sprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bundestag "eine ziemlich ärgerliche Nebenwirkung". Doch das ist nicht das einzige, was sie stört.





Seit Mai 2016 läuft in vielen Regionen Deutschlands der Pilotbetrieb für DVB-T2 HD. Wie schätzen Sie grundsätzlich die Fortführung der Fernsehterrestrik in Deutschland ein?
Terrestrisches Fernsehen ist bislang das einzige „Umsonst“-TV gewesen: Jede und jeder kann es empfangen, ohne ein Abonnement abzuschließen oder einen Kabelanschluss zu bezahlen. Man benötigt lediglich ein entsprechendes Empfangsgerät. Dass im Zuge der Umstellung auf DVB-T2 viele Menschen neue Geräte kaufen müssen, weil die alten für den neuen Codec nicht ausgelegt sind, ist, gelinde ausgedrückt, eine ziemlich ärgerliche Nebenwirkung. Erschwerend kommt hinzu, dass immer noch unklar ist, ob die derzeit für den terrestrischen Rundfunk verwendeten Frequenzen über das Jahr 2030 hinaus weiter zur Verfügung stehen werden – oder ob es zu einer neuen Versteigerung von Spektrum an Mobilfunkunternehmen kommt, die dafür auf EU-Ebene schon heute massiv werben. Diese mangelnde Planungssicherheit macht es für Verbraucher und Sender gleichermaßen unattraktiv, in DVB-T2 zu investieren.

Ab Juli 2017, so hat jetzt der Plattformbetreiber Freenet-TV bekannt gegeben, werden die privaten Programme nur gegen eine Jahresgebühr von 69 Euro zu empfangen sein. Was halten Sie von den Plänen?
69 Euro sind schon sehr viel, das ist ganz klar. Ich sehe da nicht, warum das so viel kosten soll. Vor allem, dass pro Gerät gezahlt werden soll, macht es schnell sehr teuer. Und für viele Menschen ist das noch ein wichtiger Empfangsweg, etwa in Berlin ist DVB-T noch weit verbreitet. Man könnte auch argumentieren, dass das duale System doch gerade das Zusammenspiel vom gebührenfinanziertem, öffentlich-rechtlichen Fernsehen sowie dem privaten Rundfunk, die sich durch Werbung finanzieren, voraussetzt. Immerhin nutzen auch die privaten Sender ein öffentliches Gut, nämlich die Frequenzen. Die Genehmigung dafür erfolgte auch unter der Voraussetzung, dass die entsprechenden Programme frei empfangbar sind. Das ist ja nun mit DVB-T2 zumindest teilweise nicht mehr der Fall. Jedenfalls will der Anbieter Freenet TV ja jetzt weitere Angebotsalternativen prüfen, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer mehr Auswahlmöglichkeiten, auch beim Preis, haben. Insofern haben wir ja mit der Kritik schon mal etwas angestoßen, es ist Bewegung drin.

Kann unter diesen Umständen DVB-T2 ein Erfolg werden oder scheitert die Terrestrik?
Wenn Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur für neue Fernsehgeräte oder Decoder zahlen müssen, um DVB-T2 überhaupt empfangen zu können, sondern auch noch eine „Entschlüsselungsgebühr“, um Programme in HD sehen zu können, steht in der Tat zu befürchten, dass viele sich von vornherein lieber für das Kabel entscheiden. Das wäre dann das Ende des einstmals als „Überall-Fernsehen“ beworbenen DVB-T. Ich würde das bedauern – ausschließen kann ich es nicht.

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