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Gaming gesünder als Fernsehen

Warum auch Ältere immer mehr spielen und was sie besonders gut können

Prof. Dr. Oliver Korn, Professor for Human Computer Interaction der Hochschule Offenburg Quelle: Hochschule Offenburg Prof. Dr. Oliver Korn Professor for Human Computer Interaction Hochschule Offenburg 13.12.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Spielen ist "im Alter ein hervorragendes kognitives Training. Selbstverständlich sollte es körperliche Aktivität nicht ersetzen, sondern ergänzen", sagt Experte Prof. Dr. Oliver Korn von der Hochschule Offenburg. Er nennt mehrere Gründe, warum es immer mehr ältere Gamer gibt. Und erklärt, wie das die Spiele verändert.







Ein Senioren-Team auf der Dreamhack - ist E-Sport endlich die Sportart, die sich bis ins hohe Alter professionell betreiben lässt?
Fast jede Sportart lässt sich bis ins hohe Alter professionell betreiben – nur müssen die Ziele den körperlichen Möglichkeiten angepasst werden. Während die Kraft im Alter nachlässt, steigt in der Regel die Reaktionszeit. Es macht also wenig Sinn, bei Action- oder RTS-Games alte gegen junge Gamer antreten zu lassen. Bei rundenbasierten Strategiespielen hätte das dagegen durchaus seinen Reiz. Ansonsten ist das Spielen im Alter ein hervorragendes kognitives Training. Selbstverständlich sollte es körperliche Aktivität nicht ersetzen, sondern ergänzen. Im Vergleich zum Fernsehen ist meines Erachtens Gaming deutlich gesünder.

Die Medienberichterstattung lenkt den Blick auf das Phänomen Silver Gaming, dass inzwischen auch statistisch belegt ist – warum wenden sich zunehmend auch Ältere dem Gaming zu?
Da gibt es zwei ursächliche Trends: Zum einen wird die Generation, die mit Games aufgewachsen ist, langsam älter. Ich habe mit 12 auf dem ZX 81 mit Computerspielen begonnen – auch über ein viertel Jahrhundert später habe ich nicht damit aufgehört. Mit 70 spiele ich bestimmt immer noch, und das geht vielen so. Man hört ja auch nicht damit auf, zu lesen oder Filme zu sehen. Auf der anderen Seite gibt es zunehmend Spiele, die bewusst eine ältere Zielgruppe ansprechen. Farmville war ein gutes Beispiel, aber auch viele Puzzle-Spiele funktionieren gut. Solitaire ist längst nicht mehr das einzige „Casual Game“ für ältere Spieler. Auch die Verbreitung von Smartphones ist ein Grund: damit besitzt jeder eine kleine leistungsfähige Spielekonsole.

Wie könnte sich durch die neue Altersstruktur künftig die Art der Spiele und/ oder der Devices verändern?
Die Spiele werden „erwachsener“. Schaut man sich Titel an wie „The Witcher III“ ist das jetzt bereits der Fall. Ähnlich wie beim Film, der sich von Arthaus bis Blockbuster diversifiziert hat, läuft es mit Indie-Spielen versus AAA-Games in der Spielebranche. Diese Vielfalt ist positiv. Auch komplexere Frauenfiguren in Games reflektieren die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels. Auch werden in Spielen zum Beispiel homosexuelle Partnerschaften zunehmend eine natürliche Option. Auf die Devices werden solche positiven Entwicklungen aber keine große Auswirkung haben. Spieledesigner nutzen das, was da ist. Mit dem Erfolg von VR und AR wird es mehr Spiele in diesem Bereich geben, durch die altersbedingt höhere Anfälligkeit für Cybersickness wird es aber länger dauern, bis sich diese auch bei älteren Spielern durchsetzen.

Wie wirkt sich das Alter auf Gefahren wie Spielsucht aus?
Altern wirkt sich tendenziell positiv auf Süchte aus – eine große Gefährdung liegt in der Jugend, wenn Dinge „einfach mal ausprobiert“ werden. Im mittleren Alter, der „Rushour des Lebens“, ist die Zeit das Problem. Daher ist eher der leicht verfügbare und schnell konsumierbare Alkohol problematisch als Spiele, die Zeit und Konzentration erfordern. In der Phase zum Ruhestand hin können Spiele wieder ein größeres Suchtpotenzial entfalten, da sie eventuell eintretende, persönlich wahrgenommene Statusverluste im beruflichen Bereich (etwa bei Altersteilzeit oder Ruhestand) kompensieren können. Ich denke aber, dass auch hier die Gefahr durch Games im Vergleich zu anderen Süchten wie Glückspiel, Alkohol und sonstige Drogen eher als gering einzustufen ist.

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