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GEW beklagt Milliarden-schweren Investitionsstau

Warum die Smartphones der Schüler keine Bildungs-Probleme lösen

Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Quelle: Kay Herschelmann Marlis Tepe Vorsitzende Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 15.12.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Schulen müssen mit einer technischen Infrastruktur ausgestattet werden, die ein zeitgemäßes Lehren und Lernen ermöglicht", fordert die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Dafür müssten Milliarden in Technik, Qualifizierung und mehr Personal fließen. Der Nutzung der schülereigenen Smartphones steht sie skeptisch gegenüber.







Verschiedene Politiker fordern, im Unterricht verstärkt auf Smartphones zu setzen. Wie stehen Sie dazu?
Die Schulen müssen mit einer technischen Infrastruktur ausgestattet werden, die ein zeitgemäßes Lehren und Lernen ermöglicht. Von den Schülerinnen und Schülern zu verlangen, ihre privaten Smartphones und Tablets im Unterricht einzusetzen, ist der falsche Weg. Wir brauchen eine umfassende Lehr- und Lernmittelfreiheit, sonst wird die zunehmende soziale Spaltung der Gesellschaft im Unterricht noch weiter verfestigt oder sogar verstärkt.

Für eine umfassende Lehr- und Lernmittelfreiheit sind große Investitionen notwendig, die Bund, Länder und Kommunen nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung stemmen können.

Welche Maßnahmen zur Digitalisierung halten Sie an den Schulen für die vordringlichsten?
Wir brauchen einen Dreiklang aus Bereitstellung der technischen Infrastruktur (Soft- und Hardware), Qualifizierung und Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte sowie Konzepten für eine umfassende Medienbildung, die sowohl die Risiken als auch die Chancen der Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt in den Blick nimmt. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Schülerinnen und Schüler digitale Kompetenzen nur erwerben können, wenn sie sich sicher in der analogen Welt bewegen. Dazu gehören gute Kenntnisse sinnerfassenden Lesens sowie im Rechnen und Schreiben oder in Gesellschaftswissenschaften genauso wie soziale und musische Kompetenzen.

Der Bund will für einen sogenannten Digital-Pakt in den kommenden Jahren fünf Milliarden Euro für die Schulen zur Verfügung stellen. Wie bewerten Sie das? Insbesondere: Reicht das aus?
Der Digitalpakt ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber: Dieser Pakt deckt nur einen Teil der Infrastrukturmodernisierung an den Schulen des Landes ab. Was nützt die Breitbandverbindung, wenn der Putz von den Decken und Wänden der Klassenzimmer bröckelt. Wir brauchen ein umfassendes Sanierungs- und Modernisierungsprogramm für allgemein- und berufsbildende Schulen. Der Sanierungsstau beträgt rund 34 Milliarden Euro. Er kann nur aufgelöst werden, wenn Bund und Länder mit einem Zehn-Jahres-Programm an einem Strang ziehen. Für einen dauerhaften und nachhaltigen finanziellen Beitrag des Bundes an der Bildungsfinanzierung muss das Kooperationsverbot aufgehoben werden. Fünf Milliarden Euro für den Digitalpakt sind eine Hausnummer, mit der die Schulen vor Ort etwas anfangen können. Allerdings muss sichergestellt sein, dass die Gelder auch tatsächlich in den Schulen ankommen und Insellösungen vermieden werden.

Abgesehen von der technischen Ausstattung – wie werden die Lehrer fit für die digitale Zukunft?
Ohne qualifizierte Lehrkräfte gibt es keine Bildung für die digitalisierte Welt. Deshalb brauchen wir schlüssige Konzepte für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pädagoginnen und Pädagogen. In diesem Zusammenhang müssen beispielsweise Qualifizierungsprogramme für die Lehrkräfte aufgelegt und Module zum Thema „Digitalisierung in der Bildung“ in die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer aufgenommen werden. Gleichzeitig müssen zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden, damit diese mehr Zeit für die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler haben.

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