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Fünf Milliarden vom Bund reichen nicht

Brandenburgs Bildungsminister über die Digitalisierung in der Schulbildung

Günter Baaske Minister für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg Quelle: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Günter Baaske Minister Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg 16.12.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Mit dem neuen Rahmenlehrplan bekommt Medienbildung in Brandenburg ein großes Gewicht. Eine digitale Spaltung befürchtet Bildungsminister Günter Baaske übrigens nicht durch einen Mangel anGeräten sondern eher, weil "ein Drittel der Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe digital hauptsächlich konsumiert, während die anderen zwei Drittel die Technik auch für das Lernen und das aktive Gestalten nutzen".







Verschiedene Politiker fordern, im Unterricht verstärkt auf Smartphones zu setzen. Wie stehen Sie dazu?
Angesichts der jährlich durch die Studien belegten Tatsache, dass fast alle Jugendlichen im Alter von 12-19 Jahren solch ein Gerät besitzen, spricht viel dafür, Schulen bei der Entwicklung intelligenter Nutzungskonzepte zu unterstützen. Aber: Keiner darf aufgrund sozialer Faktoren ausgeschlossen sein. Und die Nutzung muss sicher und pädagogisch sinnvoll sein.

Ein Problem aus Sicht der Kritiker – nicht alle Kinder haben Smartphones. Wie kann frühzeitige digitale Spaltung der Gesellschaft verhindert werden?
Die digitale Spaltung liegt eher darin begründet, dass laut Studien tendenziell ein Drittel der Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe digital hauptsächlich konsumiert, während die anderen zwei Drittel die Technik auch für das Lernen und das aktive Gestalten nutzen. Der sichere Umgang mit Computer- und Informationstechniken spielt eine immer wichtigere Rolle in der gesamten Bildungsbiographie. Gute Computer- und informationsbezogene Kompetenzen sind deshalb von großer Bedeutung für die Berufschancen junger Menschen. Demgegenüber ist das Nicht-Verfügen über ein digitales Endgerät eine lösbare Aufgabe. Da kann Schule helfen und ausgleichen.

Welche Maßnahmen zur Digitalisierung treiben Sie in Ihrem Bundesland vorrangig voran?
In Brandenburg ist durch das Basiscurriculum Medienbildung als Teil des neuen Rahmenlehrplans 1-10 eine entscheidende Weichenstellung vorgenommen worden. Der neue Rahmenlehrplan wird zu Beginn des Schuljahres 2017/18 in Kraft treten und sieht die fachübergreifende Umsetzung der Medienbildung in allen Unterrichtsfächern verpflichtend vor. Fachliche Basis dafür ist das Basiscurriculum Medienbildung. In diesem werden erstmals verbindlich Kompetenzen formuliert und durch konkrete Standards definiert, die für die Schülerinnen und Schüler zum Ende der Primar- und zum Ende Sekundarstufe I gelten.  Das Basiscurriculum ist übrigens zu 80 Prozent deckungsgleich mit dem am 8. Dezember 2016 verabschiedeten Kompetenzrahmen der KMK zu „Bildung in der digitalen Welt“. Die Umsetzung in alltägliche Unterrichtspraxis unterstützt das Land mit dem Projekt „Medienfit Grundschule“. Parallel dazu wurde im Land Brandenburg seit 2012 unter der Überschrift „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ die Vernetzung und Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Partnern der Medienbildung intensiviert und systematisch ausgebaut. Eine weitere Innovation ist der Bereich Schulverwaltung Online. Da sind wir sehr gut aufgestellt. Da wird unsere Lösung auch von anderen Ländern übernommen.

Der Bund will für einen sogenannten Digital-Pakt in den kommenden Jahren fünf Milliarden Euro für die Schulen zur Verfügung stellen. Wie bewerten Sie das? Insbesondere: Reicht das aus?
Grundsätzlich positiv. Wir müssen nun in Gesprächen festlegen, wo, auf welche Weise und zu welchen Konditionen die Mittel eingesetzt werden. Dass die fünf Milliarden nicht reichen werden, den Veränderungsprozess zu finanzieren, ist offenkundig.

Abgesehen von der technischen Ausstattung – wie werden die Lehrer fit für die digitale Zukunft?
Die Lehrerinnen und Lehrer werden dann fit, wenn sie sich in Teams auf den digitalen Weg machen, gemeinsam lernen, digitale Welten erkunden und passgenau Unterstützung erhalten. Wichtig ist dabei, dass auch bei der Digitalisierung die Veränderung im eigenen Kopf beginnt und dann der persönliche Austausch mit anderen Anwendern, die Interaktion mit Kolleginnen und Kolleginnen sowie Schülerinnen und Schülern, folgen kann. Es gilt gleichermaßen die Nutzung so alltagssicher zu machen, dass Frustrationen vermieden werden und die digitale Ebene als Bereicherung und Entlastung, nicht als Überforderung und Belastung, empfunden wird.

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