Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Forscher findet Facebook-Daten-Skandal nicht überraschend

Was Medien, Nutzer und der Staat tun sollten

Prof. Dr. Oliver Hinz, Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement Goethe-Universität Frankfurt Quelle: Goethe-Universität Frankfurt Prof. Dr. Oliver Hinz Professor Goethe-Universität Frankfurt 03.04.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Dass die Daten und die Möglichkeiten der Personalisierung von Facebook die Begehrlichkeiten der werbenden Industrie und der Wahlkämpfer wecken, ist naheliegend", konstatiert der Frankfurter Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Oliver Hinz. Das Geschäftsmodell von FB sieht er kurzfristig grundsätzlich nicht infrage gestellt.







Viele Medienunternehmen verbreiten Inhalte auf Facebook oder nutzen das Netzwerk als Diskussionsplattform für ihre Nutzer. Inwieweit ist das in Anbetracht des aktuellen Datenskandals noch ein Modell für die Zukunft?
Zunächst einmal ist aus meiner Sicht der aktuelle „Skandal“ nicht sehr überraschend. Dass die Daten und die Möglichkeiten der Personalisierung von Facebook die Begehrlichkeiten der werbenden Industrie und der Wahlkämpfer wecken, ist naheliegend. Der Skandal verdeutlicht aber noch einmal, dass Daten, Analyse und Personalisierung einen mächtigen Dreiklang bilden können.

Ich sehe momentan nicht, dass der aktuelle Datenskandal das Geschäftsmodell von FB kurzfristig grundsätzlich in Frage stellt. Allerdings verdeutlicht der Vorfall, dass Unternehmen wie Facebook mehr in Datenschutz investieren müssen und sich selbst auch einer Unternehmensethik verpflichten müssen und z.B. die Frage beantworten müssen, für wen und was sie werben wollen. Mittel- und langfristig kann der Skandal natürlich schon dazu führen, dass Facebook zunehmend einen schlechten Ruf bekommt und (potenzielle) Nutzer und/oder werbende Unternehmen sich von der Plattform abwenden.

Zahlreiche Medien produzieren Inhalte extra für Facebook oder passen Inhalte für die Plattform an. Ergibt sich aus Ihrer Sicht tatsächlich eine Win-Win-Beziehung, oder profitiert nur Facebook?
Obwohl Aktivitäten in sozialen Medien oft nicht performance-orientiert ausgewertet werden, gibt es Hinweise, dass sich das Engagement z.B. auf Facebook für Unternehmen lohnt. Offensichtlich haben auch – zumindest Teile der – Konsumenten und Facebook-Nutzer ein Interesse sich, mit Unternehmen und Marken über soziale Medien auszutauschen. Niemand zwingt, z.B. die 600 Tausend Follower von About You, diese Informationen zu abonnieren.

Facebook verfügt, insbesondere da auch Instagram und WhatsApp zum Konzern gehören, über mächtige Datenmengen. Sehen Sie deswegen Regulierungsbedarf?
Zuerst sollte Facebook inhärentes Interesse haben, vernünftig mit den gesammelten Daten und seiner Macht insgesamt umzugehen. Die ökonomischen Konsequenzen des aktuellen Datenskandals mit einer Vernichtung von 50 Mrd. USD Börsenwert und möglichen Strafzahlungen in Milliardenhöhe zeigen, dass dies nicht nur Moral und Ethik gebieten, sondern auch wirtschaftliche Abwägungen. Falls dies Facebook nicht in absehbarer Zeit gelingt, halte ich strengere Regulierungen für gerechtfertigt. Diese könnten es natürlich dem Konzern erschweren, seine Werbemaschinerie derart profitabel am Laufen zu halten.

Auch auf dem Werbemarkt nehmen Netzkonzerne wie Facebook und Google eine sehr starke Stellung ein. Sollte hier regulatorisch eigegriffen werden?
Das Potenzial, aber auch das Problem, von Big Data ist, dass ein Analyst mit der wachsenden Menge an Daten mächtiger wird. Da es nur wenige Unternehmen mit diesen Datenmengen gibt und geben kann, kann man zumindest einmal darüber nachdenken, ob reguliert werden müsste. Dazu müsste zunächst einmal geklärt werden, wem die Daten gehören. Da gibt es international sehr unterschiedliche Ansichten. Wenn die Daten den Konsumenten gehören, sollten die Konsumenten darüber entscheiden können, wer Zugang zu den Daten hat. Die PSD2-Richtlinie im Bereich Banking wäre ein Beispiel für eine solche Regulierung. Aus wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten könnte aber auch eine generelle Öffnung der Daten für andere Unternehmen diskutiert werden. Insgesamt ist das aber ein sehr schwieriges Feld, weil es ein internationales Problem ist und ich nicht sehe, dass sich z.B. die USA, die EU und China auf eine gemeinsame Position verständigen können.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Heinz-Peter Labonte
Vorsitzender
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK)

Heinz-Peter Labonte - Vorsitzender Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK)
ARD | ZDF

Keine Rundfunkgebühren mehr für ■ ■ ■

ARD und ZDF sollten Zeichen setzen und sich ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Heinz-Peter Labonte
Vorsitzender
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jimmy Schulz
Vorsitzender
Bundestagsausschuss Digitale Agenda

Jimmy Schulz (FDP), Vorsitzender des Bundestagsausschusses „Digitale Agenda“
Datenskandal | Facebook

Hat das Modell Facebook noch eine Zukunft?

Wie ein Markt gefördert werden könnte und welche ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jimmy Schulz
Vorsitzender
Bundestagsausschuss Digitale Agenda

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Christian Henne
Geschäftsführer
MUNICH DIGITAL INSTITUTE GmbH

Christian Henne, Geschäftsführer MUNICH DIGITAL INSTITUTE GmbH
Datenskandal | Facebook

Medien in einseitigem ■ ■ ■

Welche Strategien Medienhäuser dringend ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Christian Henne
Geschäftsführer
MUNICH DIGITAL INSTITUTE GmbH

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.