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Fernsehen als Vorbild für Digitalisierung

Wo die Grünen in Hessen den Schlüssel für die Zukunft des Radios sehen

Jürgen Frömmrich, medien- und netzpolitischer Sprecher der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Hessen Quelle: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Jürgen Frömmrich medien- und netzpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Hessen 30.10.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Bei der Digitalisierung müssen private und öffentlich-rechtliche Sender zusammenarbeiten, meint Jürgen Frömmrich, medien- und netzpolitischer Sprecher der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Hessen. Vorbild für das Radio könnte das Fernsehen sein, denn: "hier ist die Umstellung geschafft worden".







Der VPRT fordert bei der Digitalisierung besonderes Augenmerk auf die vielfältige private Radiolandschaft zu legen und verweist dabei auf das Grundgesetz. Muss und kann die Politik das Privatradio tatsächlich schützen?
Neben dem öffentlich-rechtlichen ist auch der private Rundfunk wichtiger Bestandteil der dualen Rundfunkordnung. Er trägt zur Sicherung der Meinungs- und Programmvielfalt in unserer Medienlandschaft bei. Dabei ist regionale Berichterstattung wünschenswert und wird auch von den Hörerinnen und Hörern sehr geschätzt. Die Politik hat die Aufgabe, auch den privaten Rundfunk durch faire Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Wie lässt es sich gesellschaftspolitisch erklären, dass Radio für den Eintritt in die digitale Welt einen Rettungsschirm verlangt, während andere Branchen den Folgen der Digitalisierung schutzlos ausgeliefert sind?
Das digitale Zeitalter ist zwar längst angebrochen, steckt aber vielerorts und in vielen Branchen noch in den Kinderschuhen. Im Bereich Breitbandausbau und fortschreitende Digitalisierung bleibt noch viel zu tun, gerade in ländlichen Regionen. Dass viele Branchen sich dabei finanzielle Unterstützung wünschen, ist nachvollziehbar. Allerdings können wir das nicht immer umsetzen und sämtliche Bereiche unterstützen – insbesondere nicht im gewünschten Umfang. Diese Abwägung ist immer auch Teil von Gesprächen. Es geht auch darum, die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Eine besondere zusätzliche finanzielle Förderung oder gar einen „Rettungsschirm“ halte ich aber nicht für nötig und sinnvoll. Private und öffentlich-rechtliche Sender müssen zusammenarbeiten, um die Umstellung zu schaffen.

Die privaten Radioveranstalter sehen sich finanziell gegenüber den öffentlich-rechtlichen Sendern  benachteiligt und wollen „Positivanreize“ für den digitalen Umstieg. Welche Förderung könnten Sie sich vorstellen?
Dass es im Bereich Radiodigitalisierung großen Nachholbedarf gibt, ist unstrittig. Wie gesagt, muss die Politik gute Rahmenbedingungen gestalten – auch für Radiosender. Für eine stärkere Nutzung digitaler Angebote müssen auch die Hörerinnen und Hörer noch stärker ins Boot geholt werden. Ihnen sollte der Mehrwert näher gebracht werden, den sie von digitalem Radio haben. Die Umstellungsdiskussionen, die die Fachwelt führt, sind in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt.

Fast 85% der Haushalte in Deutschland empfangen inzwischen digitales Fernsehen. Hier ist die Umstellung geschafft worden – nicht zuletzt auch weil die Kunden für sich einen Mehrwert gesehen haben. Außerdem ist es inzwischen kaum noch möglich, einen Fernseher zu kaufen, der nicht DVB-T integriert hat und internetfähig ist, womit Surfen und Videostreaming möglich sind. Insofern ist es sinnvoll, dass Empfangsgeräte – vor allem Autoradios – entsprechend ausgestattet werden, um digitalen Hörfunk überhaupt empfangen zu können. Denn erst dadurch und den weiteren Ausbau der Sendekapazitäten wird eine flächendeckende Nutzung überhaupt ermöglicht. Die Menschen müssen wissen, was ihnen bevorsteht und wie sie am Umstieg teilhaben können.

Während Handel und Industrie einen klaren Abschalttermin für UKW fordern, wollen die Privatradios solange es geht an ihrem analogen Geschäftsmodell festhalten und auch die ARD will sich nicht festlegen, hat unter diesen Vorzeichen terrestrisches digitales Radio in Deutschland überhaupt eine Chance?
Radio ist und bleibt ein wichtiges und sehr erfolgreiches Medium mit hoher Reichweite – auch und gerade in Bezug auf regionale Informationen. Die Umstellung ist nötig und wird erfolgen. Wie bei anderen Medien auch, hat sich das Nutzungsverhalten in den letzten Jahren massiv verändert. Auch Rundfunk läuft inzwischen viel mehr über das Internet. So bieten viele Sender zusätzliche digitale Spartensender an. Auch die Diversifizierung des eigenen Senderangebotes und zusätzliche Angebote auf der eigenen Homepage können Reaktionen auf die neuen Herausforderungen sein.

Während die Einführung von Digitalradio läuft, werden in Deutschland immer noch UKW-Frequenzen vergeben oder verlängert. Halten Sie das für zielführend, wenn es um die Zukunft des Radios geht?
Solange es bei der Abdeckung von Digitalradio und der Verbreitung von Empfangsgeräten noch so viel Nachholbedarf gibt, UKW noch die meistgenutzte Technik ist und gleichzeitig auch neue, insbesondere lokale Sender Frequenzen brauchen, ist es nötig, auch weiterhin UKW-Frequenzen zu vergeben. Inzwischen hat jeder zehnte Haushalt ein DAB-Gerät. Über 70% hören aber noch über UKW. Aus diesen Gründen muss die Umstellung technisch wie auch bei den Nutzerinnen und Nutzern weiter vorangebracht werden.

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