Die ARD hat beim vieldiskutierten „Themenabend-Terror“ einen fiktiven Stoff mit einer Zuschauerabstimmung verbunden. Inwieweit ist das Medium TV geeignet für die Debatte um komplexe ethische Themen?
Natürlich sind die Möglichkeiten des Fernsehens begrenzt, um komplexe juristische und ethische Fragen angemessen zu bearbeiten. Dennoch ist es der Sendung gelungen, schwierige Entscheidungen bei Dilemmatasituationen im Rahmen einer fiktiven Spielfilmhandlung an einem konkreten Beispiel eindrucksvoll zu problematisieren.
Kritiker bezeichneten den Themenabend als „Populisten-Porno“, andere hielten dem Format zugute, dass tagelang über Grundgesetz und Werte diskutiert wurde. Wie sehen Sie das?
Ich begrüße, dass dieses wichtige Thema in einem größeren öffentlichen Rahmen debattiert und reflektiert worden ist. Es handelt sich schließlich um höchst relevante Fragen von öffentlichem Interesse, die einen unmittelbaren Bezug zur politischen und juristischen Praxis haben.
Wie sehr können solche interaktive TV-Formate den demokratischen Kurs verändern?
Das würde ich nicht überbewerten. Schließlich hat es sich um die Verfilmung eines Theaterstücks gehandelt, das auch emotional eine hohe Wirkungsemotion aufwies. Hierbei haben sicher auch Komponenten wie die Sympathie oder Antipathie gegenüber dem Angeklagten eine Rolle gespielt, die in einem realen Gerichtsverfahren keine Bewertungsgrundlage für die Urteilsfindung sein sollten.
Top-Quoten und riesiges Medienecho. Wie sehr muss das klassische Fernsehen polarisieren, um sich in der neuen, digitalen Medienvielfalt zu behaupten?
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat nicht die Aufgabe zu polarisieren, sondern primär zu informieren und Debatten anzustoßen. Das ist auch meiner Sicht beim "Themenabend-Terror" gut gelungen, zumal die Debatte in der anschließenden Talkrunde "Hart, aber fair" nach dem Spielfilm weitergeführt wurde und auch im ZDF einen Tag später im Heute-Journal interessante Informationen von einem Juristen nachgelegt wurden. Beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist der Quotendruck auch nicht so hoch wie bei den privat-kommerziellen Anbietern. Insofern sollte hier die Qualität der Berichterstattung im Vordergrund stehen.