Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Die Front der Privaten bröckelt

Deutschlandradio-Intendant zieht Bilanz über 5 Jahre DAB+

Dr. Willi Steul, Intendant Deutschlandradio Quelle: Deutschlandradio Dr. Willi Steul Intendant Deutschlandradio 25.08.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul zieht eine positive Bilanz von fünf Jahren DAB+. Die komplette Netzabdeckung ist bald erreicht und programmlich gibt es Vielfalt. Und nun weichen auch alte Fronten auf: "Die Privaten entdecken das Digitalradio und die Refinanzierungsmöglichkeiten für ihre Programme."







Vor 5 Jahren begann die Einführung von DAB+ in Deutschland. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Wir werden bis Ende dieses Jahres 110 Sender-Standorte aufgeschaltet haben. Damit ist eine DAB+ Verbreitung von fast 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit dem Bundesmux erreicht. Die Bundes- und Fernstraßen werden zu 98 Prozent abgedeckt sein. Das ist unser ehrgeiziges Ziel gewesen. Wir haben es erreicht und wir werden dann bis zum Übergang 2019/2020 mit über 98 Prozent Abdeckung tatsächlich eine Vollversorgung haben.

Im Digitalradio finden die Hörer eine Programmvielfalt, die zunimmt. In München sind zum Beispiel 49 Sender regional empfangbar. Es gibt Gespräche zum Aufbau eines zweiten Bundesmux, die Landesmedienanstalten haben das bereits angemeldet. 2017 könnte die Ausschreibung für 16 weitere bundesweite Hörfunk-Programme erfolgen.
Das ist die Zwischenbilanz. Und die ist, wie ich finde, ziemlich positiv.

Es gibt neue Anbieter und Formate im Markt – zum 1. September startet das Schwarzwaldradio als erstes bundesweites Urlaubsradio im nationalen Programmangebot. Wie attraktiv ist der Bundesmux derzeit?
Erst zur IFA werden wir die erste valide Nutzungsanalyse von Digitalradio der ag.ma haben. Ich bin recht optimistisch, regionale Studien deuten das an. Wir sehen, dass es eine Nachfrage auch von privaten Veranstaltern gibt. Es wird sich noch herausstellen, ob alle Betreiber zufrieden sind und ihr Programm refinanzieren können.

Wie kann es gelingen, noch mehr regionale private Veranstalter ins Digitalradio zu überführen?
Wir sehen doch jetzt bereits, dass die sprichwörtliche Front bei den Privaten bröckelt. Das werden wir auch bei den Interessenten für den zweiten nationalen Bundesmux erleben.
Die unterschiedlichen Interessen sind immer noch da. Es gibt immer noch die Fronten – aber sie weichen auf. Die Privaten entdecken das Digitalradio und die Refinanzierungsmöglichkeiten für ihre Programme. Das sehen wir auf der ganzen Welt - etwa in Großbritannien, Australien oder in der Schweiz.

Aber es ist natürlich immer noch so – wer eine UKW-Frequenz besitzt, hat relativ wenig Konkurrenz. Das ist das Grundproblem der Privaten und dafür habe ich durchaus Verständnis. Schließlich müssen die privaten Anbieter sich mit Werbung refinanzieren. Das wird mit größerer Konkurrenz schwieriger. Aber dagegen steht die Steigerung der Programmvielfalt für den Hörer und Nutzer – und das lässt sich werblich weiter vermarkten.

Seit einigen Wochen gibt es in Berlin das neue Digitalradio-Büro. Was sind dessen Aufgaben – und wie ist der bisherige Verein Digitalradio Deutschland in diese Arbeit eingebunden?
Unser Ziel ist es, die Marketing- und Kommunikationsarbeit gegenüber dem Publikum und der Industrie zu bündeln und damit deutlich zu verbessern. Getragen wird das Büro vom Digitalradio Deutschland e.V. – in dem auch die ARD Mitglied ist. Mitglieder des Vereins sind öffentlich-rechtliche und private Programmveranstalter, Netzbetreiber, Gerätehersteller, Landesmedienanstalten etc. In enger Abstimmung der Mitglieder werden hier die Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen rund um das Digitalradio koordiniert.

Ein letztes Wort zum UKW-Abschalttermin, den die Geräteindustrie vehement fordert. Gibt es da etwas Neues?
Ich habe den Abschalttermin im Jahr 2025 seit Jahren vehement befürwortet. Ob dieser 2025 kommt oder 2030 - das ist nicht entscheidend. Man muss nachdrücklich kommunizieren, dass UKW eine Technologie der Vergangenheit ist. Nachfolger von UKW ist DAB+ als die Technologie der Zukunft - immer im hybriden Ansatz in Verbindung mit dem Internet als zusätzlichem Verbreitungskanal.

Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, z. B. Geräte im Markt, Nutzung, Programmvielfalt etc., dann wird man sich die Frage stellen müssen, ob der Parallelbetrieb mit UKW nicht viel zu teuer ist. Das ist der Punkt, an dem der Wechsel zur Abschaltung von UKW eingeleitet werden kann.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Sara Detzel
Marketing Consultant
GfK

Sara Detzel, Marketing Consultant bei der GfK

DAB+ hat die 3-Millionen-Marke geknackt

GfK veröffentlicht neue ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Sara Detzel
Marketing Consultant
GfK

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Rainer Vogt
Head of Broadcast Sales
KATHREIN

Rainer Vogt, Head of Broadcast Sales - Regional Sales Europe & Middle East Project Engineer

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dipl. Ing. (FH) Michael Richter
Vorstandsvorsitzender
Digital Radio Plattform

Michael Richter, Vorstandsvorsitzender der Digital Radio Plattform e. V.
Digitalradio | DAB+

Die Weichen sind auf DAB+ gestellt

Was jetzt noch fehlt, um die UKW-Versorgung ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dipl. Ing. (FH) Michael Richter
Vorstandsvorsitzender
Digital Radio Plattform

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.