Vor 5 Jahren begann die Einführung von DAB+ in Deutschland. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Wir werden bis Ende dieses Jahres 110 Sender-Standorte aufgeschaltet haben. Damit ist eine DAB+ Verbreitung von fast 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit dem Bundesmux erreicht. Die Bundes- und Fernstraßen werden zu 98 Prozent abgedeckt sein. Das ist unser ehrgeiziges Ziel gewesen. Wir haben es erreicht und wir werden dann bis zum Übergang 2019/2020 mit über 98 Prozent Abdeckung tatsächlich eine Vollversorgung haben.
Im Digitalradio finden die Hörer eine Programmvielfalt, die zunimmt. In München sind zum Beispiel 49 Sender regional empfangbar. Es gibt Gespräche zum Aufbau eines zweiten Bundesmux, die Landesmedienanstalten haben das bereits angemeldet. 2017 könnte die Ausschreibung für 16 weitere bundesweite Hörfunk-Programme erfolgen.
Das ist die Zwischenbilanz. Und die ist, wie ich finde, ziemlich positiv.
Es gibt neue Anbieter und Formate im Markt – zum 1. September startet das Schwarzwaldradio als erstes bundesweites Urlaubsradio im nationalen Programmangebot. Wie attraktiv ist der Bundesmux derzeit?
Erst zur IFA werden wir die erste valide Nutzungsanalyse von Digitalradio der ag.ma haben. Ich bin recht optimistisch, regionale Studien deuten das an. Wir sehen, dass es eine Nachfrage auch von privaten Veranstaltern gibt. Es wird sich noch herausstellen, ob alle Betreiber zufrieden sind und ihr Programm refinanzieren können.
Wie kann es gelingen, noch mehr regionale private Veranstalter ins Digitalradio zu überführen?
Wir sehen doch jetzt bereits, dass die sprichwörtliche Front bei den Privaten bröckelt. Das werden wir auch bei den Interessenten für den zweiten nationalen Bundesmux erleben.
Die unterschiedlichen Interessen sind immer noch da. Es gibt immer noch die Fronten – aber sie weichen auf. Die Privaten entdecken das Digitalradio und die Refinanzierungsmöglichkeiten für ihre Programme. Das sehen wir auf der ganzen Welt - etwa in Großbritannien, Australien oder in der Schweiz.
Aber es ist natürlich immer noch so – wer eine UKW-Frequenz besitzt, hat relativ wenig Konkurrenz. Das ist das Grundproblem der Privaten und dafür habe ich durchaus Verständnis. Schließlich müssen die privaten Anbieter sich mit Werbung refinanzieren. Das wird mit größerer Konkurrenz schwieriger. Aber dagegen steht die Steigerung der Programmvielfalt für den Hörer und Nutzer – und das lässt sich werblich weiter vermarkten.
Seit einigen Wochen gibt es in Berlin das neue Digitalradio-Büro. Was sind dessen Aufgaben – und wie ist der bisherige Verein Digitalradio Deutschland in diese Arbeit eingebunden?
Unser Ziel ist es, die Marketing- und Kommunikationsarbeit gegenüber dem Publikum und der Industrie zu bündeln und damit deutlich zu verbessern. Getragen wird das Büro vom Digitalradio Deutschland e.V. – in dem auch die ARD Mitglied ist. Mitglieder des Vereins sind öffentlich-rechtliche und private Programmveranstalter, Netzbetreiber, Gerätehersteller, Landesmedienanstalten etc. In enger Abstimmung der Mitglieder werden hier die Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen rund um das Digitalradio koordiniert.
Ein letztes Wort zum UKW-Abschalttermin, den die Geräteindustrie vehement fordert. Gibt es da etwas Neues?
Ich habe den Abschalttermin im Jahr 2025 seit Jahren vehement befürwortet. Ob dieser 2025 kommt oder 2030 - das ist nicht entscheidend. Man muss nachdrücklich kommunizieren, dass UKW eine Technologie der Vergangenheit ist. Nachfolger von UKW ist DAB+ als die Technologie der Zukunft - immer im hybriden Ansatz in Verbindung mit dem Internet als zusätzlichem Verbreitungskanal.
Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, z. B. Geräte im Markt, Nutzung, Programmvielfalt etc., dann wird man sich die Frage stellen müssen, ob der Parallelbetrieb mit UKW nicht viel zu teuer ist. Das ist der Punkt, an dem der Wechsel zur Abschaltung von UKW eingeleitet werden kann.