Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen einen wahren Innovations- und Digitalisierungsschub ausgelöst. Wie verändert diese gerade die Caravaning-Branche und wie nachhaltig schätzen Sie diesen Prozess ein?
Wie alle Branchen, mussten auch wir uns mit Ausbruch der Corona-Pandemie schnell an neue Gegebenheiten anpassen. Handelsplätze blieben vorübergehend geschlossen, Messepräsenzen waren das Jahr über nicht denkbar – und sind es auch aktuell noch nicht. Deshalb haben wir digitale Angebote geschaffen, um trotz Einschränkungen vor allem mit unseren Kunden und Händlern in engem Kontakt zu bleiben. Auch wenn sich die Situation hoffentlich bald bessert und analoge Formate wieder möglich werden – langfristig werden wir von solchen Angeboten weiterhin profitieren. Ein hybrider Mix aus analogen und digitalen Touchpoints wird künftig ein wichtiger Erfolgsfaktor sein. Denn nicht nur wir, sondern auch Kunden sind nun an digitale Alternativen gewöhnt und werden entsprechende Services erwarten und verstärkt nutzen.
Darüber hinaus hat die Corona-Krise, und der damit einhergehende Wunsch nach unabhängigem und sicherem Reisen, aber vor allem für eine steigende Nachfrage in der ohnehin seit Jahren boomenden Reisemobilbranche gesorgt.
Smart Home und das vernetzte Haus ist bereits seit Jahren in aller Munde. Sie setzten diesen Trend im Bereich des Caravanings – spätestens, seitdem Sie im Jahr 2017 Ihre groß angelegte Studie „Connected Mobile Home“ herausgegeben haben. Was haben Sie aus dieser Studie gelernt?
Mit der Studie hat Hymer damals eine umfassende Marktuntersuchung zum Thema „Konnektivität in der Reisemobilbranche“ vorgestellt. Gemeinsam mit dem renommierten Center of Automotive Management und dessen Leiter Prof. Dr. Bratzel haben wir uns damals als branchenweit erstes Unternehmen sowohl mit den Trends und den Wünschen der Kunden befasst als auch deren Rentabilität wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse haben uns gezeigt, dass sich Connectivity-Funktionen und -Services in den kommenden Jahren zum erfolgsentscheidenden Wertschöpfungs-merkmal entwickeln werden.
Gerade der Bereich Interface & Vernetzung, aber auch die einfache, zentrale Bedienbarkeit über individualisierte Applikationen hat für unsere Kunden dabei einen hohen Stellenwert.
Und genau diese Erkenntnisse haben wir genutzt, und sie bereits letztes Jahr in einem fertigen Produkt – der HYMER Connect App – zusammengeführt. Es ist die derzeit erste Konnektivitätslösung ihrer Art, die als smartes Ökosystem sowohl den Zugriff auf Fahrzeuginformationen als auch Steuerung von Wohnraumkomponenten in einer App vereint. Marktfertig und ab Februar 2021 im Handel erhältlich, wird unsere HYMER B-Klasse MasterLine mit integrierter HYMER Connect Funktion damit das erste „echte Connected Mobile Home“ am Markt sein.
Fassen wir die Thematik noch ein wenig breiter. Wie sieht Ihrer Einschätzung nach „Mobiles Reisen“ in den kommenden Jahren aus?
Auch in Zukunft wird das Thema Konnektivität eine wichtige Rolle spielen und mobiles Reisen noch bequemer und zugänglicher machen. So arbeiten wir aktuell beispielsweise daran, über die HYMER Connect App auch standortbasierte Services, wie die Anzeige und Beschreibung von Points of Interest, einzubinden. Aber auch die Verknüpfung mit Camping-Dienstleistern, die beispielsweise eine Buchung von Stellplätzen aus dem Fahrzeug heraus ermöglichen, ist bereits in Planung.
Mobiles Reisen wird sich aber auch in puncto Ausbau und Design verändern. Unsere konkrete Vision dazu haben wir mit dem HYMER VisionVenture bereits 2019 erlebbar gemacht. Das gemeinsam mit BASF entwickelte Konzeptfahrzeug zeigt, wie Vanlife 2025 aussehen kann: Mit Karosserieteilen aus dem 3D-Drucker, innovativem Materialieneinsatz, wodurch die Integration von dünnen Schiefer Naturstein-Elementen möglich wird und Infrarotstrahlen reflektierendem Lack, für eine energieeffiziente Fahrzeugkühlung.
Die Versorgung mit 5G soll sich in der nächsten Zeit stark verbessern. Welche Chancen ergeben sich für Sie daraus?
Für das Thema Konnektivität und alle damit einhergehenden Entwicklungen im Bereich mobiles Reisen ist ein flächendeckende 5G Abdeckung natürlich enorm wichtig. Eine zuverlässige Netzabdeckung ermöglicht nicht nur die bequeme Campingplatzsuche und Stellplatzanmietung auf Reisen. Sie öffnet auch die Tür für neue Nutzungsformen wie beispielsweise Remote Working. Homeoffice im Reisemobil, flexibel und unabhängig, ist gerade in der jetzigen Situation ein spannendes Thema.