Es scheint eine gewisse Konsolidierung auf dem Hörbuchmarkt eingekehrt zu sein. Nach den aktuellen Zahlen des Bundesverbandes der Musikindustrie sind die Umsätze mit Hörbüchern im letzten Jahr leicht zurückgegangen - nach Jahren des Wachstums. Wie bei der Musik wächst das Hörbuch-Streaming stark.
Für John Ruhrmann, Managing Director & Co-Founder Bookwire GmbH, liegt im originär digitalen Markt die Zukunft. „Smartphones und viele weitere digitale Abspielgeräte bieten die nötige Intimität und elaborierte Nutzerfreundlichkeit für die Hörer, die sich perfekt in den aktuellen Alltag der Menschen einpassen können.“ Das Hören sei für die Menschen heute zu einer willkommenen Alternative zu anderen medialen Konsumformen geworden.
Die derzeitige moderate Umsatzentwicklung führt Mathias Hoheisel, Abteilungsleiter Hörfunk Programmgruppe Produktion Wort beim WDR und Geschäftsführer Deutscher Hörbuchpreis e.V., auf die viele neuen Anbieter im digitalen Bereich zurück, dadurch seien die Einnahmen durch Abo Modelle oder Hörbuch-Flatrates für die Verlage gesunken. Hinzu komme ein steter Rückgang im physischen Bereich. Maik Reumann vom AUDIOBUCH Verlag sieht die Probleme bei den physischen Tonträgern, auch durch die Schwierigkeiten des stationären Einzelhandels bedingt. Das Wachstum in den digitalen Formaten bringe zwar neue Hörer – aber: „einige wenige Plattformen liefern sich hier einen starken Wettbewerb, der auch auf dem Rücken der Contentanbieter, also der Hörbuch-Verlage, ausgetragen wird“.
Die digitalen Angebote werden der Branche allerdings – wie Hörbuchpreis-Geschäftsführer Hoheisel betont - neue Kundengruppen bescheren. „Die Zukunft des Hörbuchmarktes sehe ich deshalb positiv.“ Nicht zuletzt die Verbreitung von Smart Speakern könnte die Hörbuchbranche beflügeln.
In diesem Bereich sieht auch Bookwire-Chef Ruhrmann eine große Zukunft. In verschiedenen Marktuntersuchungen in den USA, Großbritannien und Deutschland zeige sich allerdings, dass Smart Speaker derzeit noch wenig für Hörbuch-Inhalte genutzt werden. Nun gehe es darum, auf Smart Speakern Skills zu etablieren, die auch über den Smart Speaker hinaus, also auf dem Handy oder dem Tablet, Hörbücher und vergleichbare Inhalte präsentieren und die Nutzung dort attraktiv machen. Erste Ansätze seien vorhanden. „Das Potential ist aber noch nicht gehoben.“
Kilian Kissling, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, Argon Verlag GmbH, betont: "Alles mit einem Lautsprecher ist gut für uns." Allerdings möchte er differenzieren zwischen den Geräten selbst, die ja oft im Wohnzimmer stehen, und der jeweiligen Steuerungssoftware, die sich beispielsweise auch in Autos durchsetzen werde. "Das Auto ist für Hörbücher sehr viel relevanter als das Wohnzimmer."