Auf der Automotive-Tagung des Digitalradio-Weltverbandes WorldDAB in München wurde gefordert, DAB+ in jedes Auto serienmäßig einzubauen. Unterstützen Sie diese Forderung?
An DAB+ führt aus meiner Sicht kein Weg mehr vorbei. Dem sollten die deutschen Automobilhersteller Rechnung tragen, in ihren Modellen DAB+ Autoradios als Standard anbieten und nicht wie heute nur optional mit zum Teil hohen Aufpreisen.
Woran liegt es, dass in Deutschland erst gut 20 Prozent der Neuwagen mit DAB+ ausgerüstet werden?
Das ist leider noch viel zu wenig – vor allem angesichts der großen Rolle, die das Radiohören im Auto spielt: Immerhin rund 15 Prozent unserer Radionutzung findet im Auto statt, so ein aktuelles Ergebnis aus der Funkanalyse Bayern. Sehr erfreulich ist, dass mittlerweile 20 Prozent der Personen ab 14 Jahren in Bayern über ein Digitalradio-Gerät verfügen, ein Wert, der sich seit dem vergangenen Jahr annähernd verdoppelt hat. Auch die Ausstattung von DAB+ Geräten im Auto hat im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich zugenommen, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie das bei stationären Geräten der Fall ist. Das liegt auch daran, dass DAB+ Radios nicht zur Standardausstattung im Auto gehören und nur mit Aufpreis zu haben sind.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Autobauer und Autohändler von DAB+ noch stärker zu überzeugen?
Eigentlich sprechen die positiven Signale aus den vergangenen Monaten schon für sich: Etwa die Vergabeentscheidung der Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) der Medienanstalten für den zweiten bundesweiten DAB+ Multiplex. Auch lokale oder landesweite Ausschreibungen für Digitalradioangebote stoßen auf Interesse. Ich gehe also fest davon aus, dass die Nachfrage nach DAB+ in der Bevölkerung weiter steigt und damit auch der Druck auf Händler und Hersteller wächst. Dann wird sicher auch bei ihnen ein neues Denken stattfinden.
Sollte Deutschland nach Norwegen, der Schweiz und UK vsl. das vierte Land werden, das UKW zugunsten von DAB+ abschaltet? Wann könnte dafür der richtige Zeitpunkt sein?
UKW wird es noch längere Zeit geben.Wir tun aber alles dafür, dass die DAB+ Reichweite und Nutzung in der Bevölkerung steigt: Beispielsweise gib es seit Ende 2016 eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk und der BLM im Hinblick auf die Verbreitung von DAB+ Programmen im Freistaat. Ihr wesentlicher Inhalt ist, dass in den regionalen DAB+ Netzen des BR je nach Region zwischen 2 und 10 private Hörfunkprogramme neben den Programmen des BR ausgestrahlt werden. Immer dort, wo die Netzstrukturen strukturell gleich sind, werden wir also zusammenarbeiten. Durch diese Kooperation wird den privaten Hörfunkanbietern eine ideale Netzqualität zu einem vertretbaren Preis angeboten. Parallel zu solchen Entwicklungen wird UKW nach und nach an Bedeutung verlieren – ganz so, wie es übrigens vor mehr als 50 Jahren gelaufen ist, als UKW die Mittelwelle ablöste.