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DAB+ mit Programm-Vielfalt attraktiv machen

Was detektor.fm sich von der jetzt startenden Pilotphase erhofft

Christian Bollert, Geschäftsführer detektor.fm Quelle: detektor.fm Christian Bollert Geschäftsführer detektor.fm 18.12.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Seit unserem Sendestart wundern wir uns darüber, dass die Debatte über den Erfolg von DAB+ in Deutschland so technisch diskutiert wird", sagt Christian Bollert, Geschäftsführer detektor.fm. Deswegen begrüßt er es, dass es endlich einmal einen so konsequenten inhaltsgetriebenen Vorstoß einer Landesmedienanstalt gibt. Nun ist er gespannt, "ob es uns gelingt, die mögliche zusätzliche Reichweite dann auch in Werbegelder umzusetzen."







Das DAB+ Versuchsprojekt der SLM steht kurz vor dem Start. Was hat Sie als Programmveranstalter bewogen, am lokalen DAB+ Projekt mitzuwirken?
Für uns als digitale Podcast- und Radioplattform ist der DAB+-Versuch der SLM ein spannender Ansatz. Seit unserem Sendestart wundern wir uns darüber, dass die Debatte über den Erfolg von DAB+ in Deutschland so technisch diskutiert wird. Aus unserer Sicht ist der Inhalt und das konkrete Angebot der entscheidende Faktor für den Erfolg von DAB+. Da sind in der Vergangenheit wertvolle Jahre verschenkt worden. Der DAB+-Versuch der SLM ist nun die Chance für diverse Programme diesen technischen Verbreitungsweg inhaltlich mit Leben zu füllen und wirklich neuartige Angebote jenseits bestehender UKW-Sender zu schaffen. Es ist sehr schön, dass es endlich einmal einen so konsequenten inhaltsgetriebenen Vorstoß einer Landesmedienanstalt gibt. Der ein Ansatz über programmliche Vielfalt die Attraktivität von DAB+ zu steigern, hätte aus unserer Sicht auch deutschlandweit Charme und mir fallen da auch schnell fünf bis zehn extrem hörenswerte Sender ein.

Welche Erwartungen knüpfen Sie an die 24-monatige Testphase bezüglich Reichweite, Wahrnehmung und Marktrelevanz?
Wir selbst sind gespannt auf die Rückmeldung auf unser eigenes detektor.fm-Programm. Verbinden wir doch neue Popmusik aus dem Netz mit hintergründigen journalistischen Themen und unterscheiden uns damit markant von den anderen Angeboten im Sendegebiet. In die 24-monatige Testphase gehen wir vollkommen ergebnisoffen. Für uns wird es spannend zu beobachten, ob wir in den beiden Zielgebieten des Testlaufs (Leipzig und Freiberg) signifikant an Hörern zulegen werden. Für uns ist es natürlich auch sehr wichtig, ob es uns gelingt, die mögliche zusätzliche Reichweite dann auch in Werbegelder umzusetzen.

Die DAB+ Inhaus-Versorgung liegt aktuell bereits bei über 90 Prozent. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die Perspektive für das Digitalradio auch im Vergleich zu UKW und Internetradio ein?
Das können wir hoffentlich nach der zweijährigen Testphase etwas realistischer einschätzen. Unser Programm wird bisher ausschließlich als Onlineradio vertrieben und ist dort live und als Podcast sehr beliebt. Entscheidend dürfte sein, ob die Hörer sich in den kommenden Jahren in spürbarer Zahl DAB+-Geräte anschaffen und nutzen oder eben nicht. Sollte es keine schnelle Verbreitung von DAB+-Geräten geben, wird sich vermutlich der IP-Standard noch schneller durchsetzen. Von dieser Entwicklung hängt es letztlich auch ab, ob und wie lange UKW noch weiterbetrieben wird.

Sollte jetzt von der Politik ein UKW-Abschaltszenario in Gang gesetzt werden?
(Siehe Norwegen und Schweiz)

Aus meiner Sicht ist es für ein konkretes Szenario noch zu früh. Mit Lettland gibt es ja auch ein Land, was sich gerade nach dem Testlauf von DAB+ verabschiedet hat. UKW-Sender haben dank UKW heute ein funktionierendes Geschäftsmodell und eine stabile regionale oder lokale Verbreitung. Ich kann die Kollegen bei den privaten Sendern verstehen, die davor warnen jetzt einen UKW-Stopp politisch festzulegen. Denn natürlich gefährdet man damit bestehende UKW-Geschäftsmodelle. Noch ist es einfach zu unklar, ob DAB+ gerade rechtzeitig oder zu spät im Markt ankommt. Onlinebasierte Audiogeräte wie Amazon Echo, Google Home oder Apples HomePod sind definitiv eine Bedrohung für UKW und DAB+. Hier haben mittlerweile die großen Tech-Konzerne ein riesiges Interesse an einem wachsenden Markt. Dieser dürfte dann deutlich fragmentierter sein als ein UKW- oder DAB+-Markt. Schauen wir mal, wie schnell außerdem 5G als Mobilfunkstandard in Deutschland ankommt und was das für die Nutzung von Radio, Podcasts und Audio bedeutet. Es dürfte jetzt auf jeden Fall die letzte Chance sein, die DAB+ noch einmal bekommt. Anfang der 2000er Jahre hat man es in Deutschland mit DAB mit einer technischen Argumentation verpatzt. Wenn DAB+ nun ein Erfolg werden soll, dann wird das nur über den Inhalt und solche Testphasen wie von der SLM auf regionaler und deutschlandweiter Ebene funktionieren.

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