Das Konzept "Small Scale DAB+" soll Digitalradio für lokale Programmmacher attraktiv machen. Wie attraktiv sind nach Ihrer Einschätzung solche lokalen Multiplexe in Ergänzung zu den regionalen und bundesweiten Multiplexen? Welchen Mehrwert bietet die Technik?
Small-scale DAB+ ist ein Konzept, mit dem in erster Linie eine DAB+ Versorgung für lokale und regionale Radios gemeint ist, die mit einer preisgünstigen Senderinfrastruktur realisiert werden kann. Damit kann der Einstieg in DAB+ für kleine Veranstalter, die über ein geringes Budget verfügen, erleichtert werden. Die Erfahrung aus unseren jahrelangen Versuchen in Rheinland-Pfalz ist, dass die Ersparnis in den Investitionen im Großen und Ganzen im Bereich der Multiplexgenerierung durch Einsatz der Open Source-Software, der ODR-mmbTools, liegt. Damit kann preisgünstig auf einem Linuxsystem aus den unterschiedlichen Audioquellen und Zusatzdiensten ein standardkonformes DAB+ Multiplexsignal erzeugt werden. Auf Seite des DAB+ Senders hatte es sich hingegen gezeigt, dass es für eine hohe Betriebssicherheit und ausgezeichnete Signalgüte empfehlenswert ist, einen professionellen DAB+ Kleinleistungssender zu kaufen.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile und Herausforderungen bei der lokalen Verbreitung und Vermarktung von Radioprogrammen via DAB+?
Im Zuge der Marktdurchdringung von DAB+, die überwiegend durch bundesweite und landesweite Programmangebote generiert wird, ist es wichtig, dass auch die lokalen Radioveranstalter eine Möglichkeit haben, auf den DAB+ Zug aufzuspringen. Die Herausforderung ist natürlich gerade für den lokalen Hörfunk, dass er in einer Simulcastphase sowohl seine UKW-Verbreitungskosten als auch die neuen DAB+ Verbreitungskosten zu tragen hat. In diesem Zeitraum ist die Bereitstellung einer preisgünstigen DAB-Senderinfrastruktur, z.B. als Small-scale DAB+ Konzept, umso wichtiger.
Kann das sächsische Pilot-Projekt der SLM auch bundesweit Furore machen und Nachahmer in anderen Regionen finden?
Es ist immer wichtig, dass interessante Entwicklungen wie das Small-scale DAB+ Konzept auch in der Praxis gezeigt werden können. Nur dadurch können Erfahrungen gesammelt und an interessierte Dritte weitergegeben werden. Aus diesem Grund haben wir unsere Small-scale DAB+ Sender in transportablen Flightcases untergebracht, damit wir dieses Konzept innerhalb kürzester Zeit an jedem beliebigen Ort aufbauen und z.B. bei Veranstaltungen – wie Radio Karlopolis – im Betrieb zeigen können. Nur damit kann das Interesse an der Umsetzung von Small-scale DAB+ in anderen Regionen geweckt werden.
Die DAB+ Inhaus-Versorgung liegt aktuell bereits bei über 90 Prozent. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die Perspektive für das Digitalradio auch im Vergleich zu UKW und Internetradio ein? Sollte jetzt ein politikgetriebenes Abschaltszenario für UKW durchgesetzt werden?
Es ist richtig, dass der bundesweite DAB+ Multiplex und viele landesweite DAB+ Multiplexe in bevölkerungsreichen Gebieten eine hohe Versorgung für portable Geräte im Haus sicherstellen. Allerdings sind sehr viele UKW-Programme, insbesondere der privaten Veranstalter, noch nicht über DAB+ zu empfangen. Zudem ist die DAB+ Radio-Penetration – im Gegensatz zu den UKW-Radios – noch äußerst gering, so dass zum jetzigen Zeitpunkt ein Abschaltszenario für UKW nicht durchsetzbar ist. Ich bezweifle, dass auch künftig ein politischer Zwang helfen würde, UKW ab einem bestimmten Zeitpunkt durch DAB+ zu ersetzen. Ich meine, dass der Markt und die betroffenen Radio-Veranstalter entscheiden müssen, wann einzelne UKW-Sender oder ganze UKW-Ketten abgeschaltet werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die lokalen Radioveranstalter einen bezahlbaren und attraktiven Platz in den DAB+ Bouquets finden, wofür das Konzept Small-scale DAB+ einen Ansatz bietet.