Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Digitalradio-Forscher macht den Sachsen-Check

Welche Erfahrungen es anderswo bereits zu lokalen DAB+ Netzen gibt

Prof. Dr. Andreas Steil, Hochschule Kaiserslautern Quelle: Hochschule Kaiserslautern Prof. Dr. Andreas Steil Forscher Hochschule Kaiserslautern 31.01.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Small-scale DAB+ ist ein Konzept, mit dem in erster Linie eine DAB+ Versorgung für lokale und regionale Radios mit einer preisgünstigen Senderinfrastruktur realisiert werden kann. "Damit kann der Einstieg in DAB+ für kleine Veranstalter, die über ein geringes Budget verfügen, erleichtert werden." Das sagt Prof. Dr. Andreas Steil von der Hochschule Kaiserslautern, der seit vielen Jahren ähnliche Systeme in Rheinland-Pfalz federführend mitentwickelt hat. Das sächsische Modell sei wichtig, um interessante Entwicklungen wie das Small-scale DAB+ Konzept auch in der Praxis zu zeigen. "Nur dadurch können Erfahrungen gesammelt und an interessierte Dritte weitergegeben werden."







Das Konzept "Small Scale DAB+" soll Digitalradio für lokale Programmmacher attraktiv machen. Wie attraktiv sind nach Ihrer Einschätzung solche lokalen Multiplexe in Ergänzung zu den regionalen und bundesweiten Multiplexen? Welchen Mehrwert bietet die Technik?
Small-scale DAB+ ist ein Konzept, mit dem in erster Linie eine DAB+ Versorgung für lokale und regionale Radios gemeint ist, die mit einer preisgünstigen Senderinfrastruktur realisiert werden kann. Damit kann der Einstieg in DAB+ für kleine Veranstalter, die über ein geringes Budget verfügen, erleichtert werden. Die Erfahrung aus unseren jahrelangen Versuchen in Rheinland-Pfalz ist, dass die Ersparnis in den Investitionen im Großen und Ganzen im Bereich der Multiplexgenerierung durch Einsatz der Open Source-Software, der ODR-mmbTools, liegt. Damit kann preisgünstig auf einem Linuxsystem aus den unterschiedlichen Audioquellen und Zusatzdiensten ein standardkonformes DAB+ Multiplexsignal erzeugt werden. Auf Seite des DAB+ Senders hatte es sich hingegen gezeigt, dass es für eine hohe Betriebssicherheit und ausgezeichnete Signalgüte empfehlenswert ist, einen professionellen DAB+ Kleinleistungssender zu kaufen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile und Herausforderungen bei der lokalen Verbreitung und Vermarktung von Radioprogrammen via DAB+?
Im Zuge der Marktdurchdringung von DAB+, die überwiegend durch bundesweite und landesweite Programmangebote generiert wird, ist es wichtig, dass auch die lokalen Radioveranstalter eine Möglichkeit haben, auf den DAB+ Zug aufzuspringen. Die Herausforderung ist natürlich gerade für den lokalen Hörfunk, dass er in einer Simulcastphase sowohl seine UKW-Verbreitungskosten als auch die neuen DAB+ Verbreitungskosten zu tragen hat. In diesem Zeitraum ist die Bereitstellung einer preisgünstigen DAB-Senderinfrastruktur, z.B. als Small-scale DAB+ Konzept, umso wichtiger.

Kann das sächsische Pilot-Projekt der SLM auch bundesweit Furore machen und Nachahmer in anderen Regionen finden?
Es ist immer wichtig, dass interessante Entwicklungen wie das Small-scale DAB+ Konzept auch in der Praxis gezeigt werden können. Nur dadurch können Erfahrungen gesammelt und an interessierte Dritte weitergegeben werden. Aus diesem Grund haben wir unsere Small-scale DAB+ Sender in transportablen Flightcases untergebracht, damit wir dieses Konzept innerhalb kürzester Zeit an jedem beliebigen Ort aufbauen und z.B. bei Veranstaltungen – wie Radio Karlopolis – im Betrieb zeigen können. Nur damit kann das Interesse an der Umsetzung von Small-scale DAB+ in anderen Regionen geweckt werden.

Die DAB+ Inhaus-Versorgung liegt aktuell bereits bei über 90 Prozent. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die Perspektive für das Digitalradio auch im Vergleich zu UKW und Internetradio ein? Sollte jetzt ein politikgetriebenes Abschaltszenario für UKW durchgesetzt werden?
Es ist richtig, dass der bundesweite DAB+ Multiplex und viele landesweite DAB+ Multiplexe in bevölkerungsreichen Gebieten eine hohe Versorgung für portable Geräte im Haus sicherstellen. Allerdings sind sehr viele UKW-Programme, insbesondere der privaten Veranstalter, noch nicht über DAB+ zu empfangen. Zudem ist die DAB+ Radio-Penetration – im Gegensatz zu den UKW-Radios –  noch äußerst gering, so dass  zum jetzigen Zeitpunkt ein Abschaltszenario für UKW nicht durchsetzbar ist. Ich bezweifle, dass auch künftig ein politischer Zwang helfen würde, UKW ab einem bestimmten Zeitpunkt durch DAB+ zu ersetzen. Ich meine, dass der Markt und die betroffenen Radio-Veranstalter entscheiden müssen, wann einzelne UKW-Sender oder ganze UKW-Ketten abgeschaltet werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die lokalen Radioveranstalter einen bezahlbaren und attraktiven Platz in den DAB+ Bouquets finden, wofür das Konzept Small-scale DAB+ einen Ansatz bietet.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mike Lehmann
Geschäftsführer
DIVICON MEDIA

Mike Lehmann, Sprecher der Geschäftsführung DIVICON MEDIA HOLDING GmbH
DAB+ | Lokalradio

Wie erfolgreich wird das neue lokale DAB+?

Sendernetzbetreiber Divicon will echte ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mike Lehmann
Geschäftsführer
DIVICON MEDIA

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Rainer Poelmann
Geschäftsführer
REGIOCAST

Rainer Poelmann, Sprecher der Geschäftsführung der REGIOCAST
DAB+ | Lokalradio

Regiocast schickt zwei neue Sender auf ■ ■ ■

Warum die Radiomacher sich mehr Dynamik bei DAB+ ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Rainer Poelmann
Geschäftsführer
REGIOCAST

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Angelika Pörsch
Geschäftsführerin
SecondRadio

Angelika Pörsch, Geschäftsführerin SecondRadio
DAB+ | Lokalradio

Internetradio setzt bei DAB+ ■ ■ ■

SecondRadio kommt aus dem Web auf die Antenne

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Angelika Pörsch
Geschäftsführerin
SecondRadio

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.