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DAB-Only-Anbieter haben es noch sehr schwer

Was in Bayern für die regionalen Sender getan wird

Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Quelle: Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) Siegfried Schneider Präsident Landeszentrale für neue Medien (BLM) 14.01.2019
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In Bayern gibt es eine große Vielfalt auf dem Radiomarkt. "Die Mehrzahl der von der BLM genehmigten Hörfunkprogramme wird simulcast – also sowohl über UKW also auch über DAB – verbreitet", sagt BLM-Präsident Siegfried Schneider. Für die DAB-Only-Anbieter gibt es einige Aktivitäten. In Zukunft hofft die BLM vor allem auf mehr Reichweitenpotential durch neue gesetzliche Regelungen.







In Bayern hat ein Regionalsender die DAB+-Verbreitung aufgeben müssen. Wie schätzen Sie die Lage regionaler Anbieter auf DAB+ ein?
Die Mehrzahl der von der BLM genehmigten Hörfunkprogramme wird simulcast – also sowohl über UKW also auch über DAB – verbreitet. In den meisten dieser Fälle ist die technische Reichweite über DAB größer. Nachdem in Bayern schon jeder fünfte Haushalt (oder 22%) ein DAB-Gerät besitzt, können diese Sender durch DAB ihr Reichweitenpotential verbessern.

Anders ist die Situation bei Anbietern, die terrestrisch nur über DAB laufen – wie Kultradio, auf das Sie in Ihrer Frage anspielen. Solche DAB-Only-Anbieter haben es im Moment noch sehr schwer, profitabel zu arbeiten, wenn sich ihr Geschäftsmodell allein auf die DAB-Verbreitung stützt.

So bleibt es eine wichtige Aufgabe, die Ausstattung mit Endgeräten weiter zu verbessern. Daher war es ein wichtiger Schritt für DAB+, dass das Europaparlament Mitte November den European Electronics Communication Code (ECC) auf den Weg gebracht hat: Demnach müssen Autoradios in Neuwagen künftig digitalterrestrischen Radioempfang ermöglichen. Auf Bundesebene sollte nun auch im TKG festgelegt werden, einen Multinormchip in alle neuen Radiogeräte – also nicht nur in Autoradios – einzubauen. Schließlich will die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag das Digitalradio als niedrigschwelliges Medium weiterentwickeln.

Regionale Sender fordern, in die Vermarktung der beiden großen Anbieter RMS oder AS&S aufgenommen zu werden. Braucht es diesbezüglich Regulierung, um die kleinen Sender zu stärken?
Zunächst einmal ist Vermarktung grundsätzlich keine Sache der Regulierung, sondern Aufgabe der Unternehmen. Doch selbstverständlich ist es ein Anliegen der Landeszentrale, die vielfältige bayerische Lokalrundfunklandschaft zu fördern. Deshalb unterstützt die BLM den Vorstoß der DAB+-Digitalkombi-Deutschland, digital-terrestrisch verbreitete Sender in das Vermarktungsangebot der beiden nationalen Vermarkter aufzunehmen. Zweifelsohne sind werbefinanzierte Radioveranstalter auf eine Vermarktung ihrer Reichweiten angewiesen. Voraussetzung dafür sind Reichweitenzahlen. Die Gemeinschaft der Medienanstalten beteiligt sich daher seit 2016 innerhalb einer Forschungsgemeinschaft an der sogenannten „DAB+-Reichweitenstudie“, die in diesem Jahr in den Regelbetrieb der ma Audio überführt wird. Damit werden voraussichtlich ab Mitte des Jahres vermarktungsrelevante Kennziffern für DAB+ zur Verfügung stehen.

Regionale Sender beklagen, dass die MA zu wenig auf kleine Sender zugeschnitten ist. Wie könnten die Reichweiten von solchen Sendern besser abgebildet werden?
Der BLM ist bewusst, dass ein Radiosender erst eine bestimmte Wahrnehmungs- bzw. Nutzungsschwelle überwinden muss, um in der deutschlandweiten ma Radio gestützt abgefragt und ausgewiesen zu werden. Um eine gestützte Abfrage kleiner – oder besser gesagt noch wenig bekannter Sender – schneller zu ermöglichen, müsste eine erhebliche Aufstockung der Fallzahl in den betreffenden Regionen zusätzlich beauftragt werden. Das ist mit Kosten verbunden – ohne die Garantie, dass im Einzelfall ein Sender die Schwelle überschreitet.  

Die Funkanalyse Bayern kennt solche „Schwellen“ nicht. Dort werden seit 2017 alle lokalen, landes- und bundesweiten DAB+-Sender gestützt abgefragt und berichtet. Allerdings zeigen die Ergebnisse der Funkanalyse Bayern auch, dass eine gestützte Abfrage nicht automatisch zu vermarktungsrelevanten Zahlen führt. 

Insbesondere Anbieter, die regionale Programme über DAB+ verbreiten, haben Probleme – dagegen wachsen andererseits via DAB+ nationale Programm-Marken heran. Wie könnte DAB+ den traditionell stark regional geprägten deutschen Radiomarkt verändern?
Es stimmt – wir haben in Deutschland insgesamt eine einzigartige lokale, regionale und landesweite private Rundfunklandschaft. Der Hörfunkmarkt ist dabei in den einzelnen Ländern durchaus unterschiedlich geprägt. In Bayern ist das Angebot besonders vielfältig: So gibt es im Freistaat – neben vier bundesweiten Angeboten – mit Antenne Bayern ein landesweites UKW-Hörfunkangebot, das auch bundesweit Spitzenreiter ist. Dazu kommen landesweit vier Digitalprogramme. Außerdem sind da 53 UKW-Lokalprogramme, die zum größten Teil auch schon simulcast in regionalen DAB+-Multiplexen laufen, sowie 17 lokale Digital-Only-Programme. Diese Vielfalt zu bewahren und im besten Fall weiter auszubauen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Landeszentrale.

Auch aus diesem Grund hat Bayern sehr früh auf digitale Terrestrik gesetzt. Bei DAB+ ist es uns 2017 gelungen, mit dem Bayerischen Rundfunk ein Konzept zur gemeinsamen Infrastrukturnutzung zu entwickeln. Die privaten Anbieter bekommen so eine hohe Netzqualität zu vertretbaren Preisen, die sie sich wohl in der Simulcastphase sonst nicht leisten könnten. Wir können in Bayern also mit eigenen lokalen Netzen und den Netzen des BR alle bisherigen UKW-Sender abbilden, wenn sie wollen, und es bleibt noch Platz für neue Angebote. Bisher haben sich auf unsere Ausschreibungen alle UKW-Anbieter beworben.

Ob nationale DAB+-Programme den regionalen Radiomarkt verändern werden, bleibt abzuwarten. Wenn die DAB+-Programme relevante Reichweiten erzielen, kann das Einfluss auf den regionalen Radiomarkt nehmen. In welche Richtung sich das auswirkt, bleibt offen. Es wird stark davon abhängen, ob die nationalen DAB+-Programme und der regionale Radiomarkt um dieselben Hörer und Hörerinnen kämpfen oder ob eine insgesamt noch vielfältigere Radiolandschaft zusätzliche Hörevents schafft und neue Hörergruppen erschließt.

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