In Bayern hat ein Regionalsender die DAB+ Verbreitung aufgeben müssen. Wie schätzen Sie die Lage regionaler Anbieter auf DAB+ ein?
Regionale stand alone DAB+ Sender brauchen einen langen Atem, bis es zu einer Refinanzierung der Investitionen kommt. Das wird sich ändern, wenn - wie angekündigt - viele DAB+ Sender in NRW on air gehen werden und der zweite Bundesmuxx endlich startet. Das Ende von Kultradio ist ein herber Rückschlag, DAB+ braucht solche innovativen Programme.
Regionale DAB+ Sender und auch Programmanbieter aus dem bundesweiten DAB+ Multiplex fordern, in die Vermarktung der beiden großen Anbieter RMS oder AS&S aufgenommen zu werden. Können Sie uns aus Ihrer Sicht die Blockadehaltung der RMS und AS&S erläutern?
Die Blockade von AS&S und RMS ist systembedingt. Die DAB+-Sender sollten sich nicht der illusionären Verkennung hingeben, es läge an Hörerzahlen, Altersdurchschnitt etc, also den üblichen ma-Kriterien. Die Blockade liegt in erster Linie an der Marktbeherrschung der UKW-Sender. Die neue Vielfalt über DAB+ und auch durch Internet-Radios hat und wird zu deutlichen Verschiebungen des Hörermarktes führen. Die Werbeerlöse werden auf mehr und andere Player verteilt werden. Diejenigen die dann abgeben müssten wehren sich dagegen und das sind die marktbeherrschenden UKW-Sender, öffentlich-rechtlich oder privat. Aus deren Sicht verständlich, aber kartellrechtlich problematisch, da es sich um ein Duopol von AS&S und RMS handelt und zusätzlich um ein Oligopol der Media-Agenturen
Wie kann diese Blockadehaltung Ihrer Meinung nach aufgebrochen werden oder braucht es hier ggf. auch eine Regulierung, um die DAB+ Sender zu stärken?
In Deutschland wird schon viel zu viel reguliert. Wenn es um die nationale Vermarktung geht muss das bestehende Kartellrecht nur angewendet werden.
Allerdings, wenn die KEF über 600 Millionen Gebührengelder € für die ARD und DLF für DAB+ freigibt, stellt sich die Frage nach Gerechtigkeit im dualen Rundfunksystem. Hier hat der VAUNET 2017 ( damals noch VPRT ) einen Vorschlag zur Finanzierung der technischen Infrastruktur der privaten DAB+ Sender in der Migrationsphase gemacht. Bei der jetzt anstehenden Ausschreibung der 5G Frequenzen werden voraussichtlich Milliarden € erlöst. Ein winziger Teil dieser Gelder sollte auch für die Finanzierung der digitalen Infrastruktur von DAB + genutzt werden.
Radio-Anbieter im DAB+ beklagen, dass die MA zu wenig auf kleine Sender und auch DAB+ only Sender zugeschnitten ist. Wie könnten die Reichweiten von solchen Sendern besser abgebildet werden?
Je geringer das Sendegebiet desto stärker die möglichen statistischen Abweichungen, das führt zu starken Schwankungen bei kleinen Sendern und auch bei DAB+, weil die noch geringe Gerätedurchdringung in der klassischen Befragung nicht berücksichtigt wird. Hier wird es in Zukunft Verbesserungen geben die DAB+ Studie soll ja in diesem Jahr auch in die ma Audio integriert werden.
Insbesondere Anbieter, die regionale Programme über DAB+ verbreiten, haben Probleme - dagegen wachsen andererseits via DAB+ nationale Programm-Marken heran. Wie könnte DAB+ den traditionell stark regional geprägten deutschen Radiomarkt verändern?
Starke regionale und lokale Radiomarken werden, wenn auch abgespeckt, im deutschen Radiomarkt prägend bleiben. Daneben wird es viele „ Special Interest"- und Sparten-Radios geben, die sich über die Größe der nationalen Reichweite und über die Besonderheit der Zielgruppe gut refinanzieren lassen. Unterm Strich:
Mut zur Veränderung ist gefragt!

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