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Interview10.08.2016

CDU in Sachsen-Anhalt fürchtet Einschränkung des freien Rundfunkempfangs

Warum DVB-T2 dennoch ein Erfolg werden könnte

Markus Kurze, Vorsitzender des Vorstandes der Versammlung der Medienanstalt Sachsen-Anhalt und Medienpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt Quelle: CDU Sachsen-Anhalt Markus Kurze Vorsitzender Medienanstalt Sachsen-Anhalt
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Grundsätzlich sieht der CDU-Politiker Markus Kurze die Freenet-TV-Pläne positiv, "da dies neben der Empfangbarkeit der öffentlich-rechtlichen Sender auch die der privaten Programme als entscheidende Voraussetzung für eine merk­bare DVB-T 2-Nutzung ermöglicht". Aber es gibt auch Wermutstropfen.





Seit Mai 2016 läuft in vielen Regionen Deutschlands der Pilotbetrieb für DVB-T2 HD. Wie schätzen Sie grundsätzlich die Fortführung der Fernsehterrestrik in Deutschland ein?
"
Digitalterrestrisches Antennenfernsehen muss auch in Zukunft in Sachsen-Anhalt verfügbar bleiben.“ Das sage nicht bloß ich, sondern das ist ein Zitat aus unserem Koalitionsvertrag, welches die gesell­schaftliche Bedeutung dieses Übertragungsweges belegt und natürlich für die gesamte Bundesrepublik gilt. Er sichert als robuste Technologie die Grundversorgung aller Beitragszahlenden mit öffentlich-rechtlichen Programmen und ist damit eine Alternative zu Kabel und Satellit. Nicht zuletzt weil auch drei lokale private Programme in Sachsen-Anhalt via DVB-T übertragen werden.

Dass nun auch die Terrestrik den Entwicklungsschritt zu HD-Programmen unternimmt, ist im Wett­bewerb mit Kabel, Satellit und Internet nötig. Ich begrüße dies ausdrücklich, sehe aber auch in dem notwendigen Austausch der alten DVB-T-Empfangstechnik die größte Herausforderung für das neue System. Hier hoffe ich aber auf gute Informationskampagnen der Sender und die Bereitschaft der Zuschauenden, für den Mehrwert HD auch einmalig in DVB-T2-Empfangstechnik zu investieren. Dieses ist bereits ab ca. 60,00 Euro zu bekommen.

Ab Juli 2017, so hat jetzt der Plattformbetreiber Freenet-TV bekannt gegeben, werden die privaten Programme nur gegen eine Jahresgebühr von 69 Euro zu empfangen sein. Was halten Sie von den Plänen?
Bisher gab es in den neuen Ländern - außerhalb Berlins - gar keine DVB-T-Verbreitung bundesweiter privater Programme. Auch in den alten Bundesländern plante RTL wegen der gegenüber Kabel und Satellit erheblich höheren Kosten die - ohnehin auf Ballungsräume begrenzte - DVB-T-Verbreitung ein­zustellen.

Mit Freenet-TV wurde die Terrestrik für die privaten Sender wieder interessant. Erstmals werden auch in ostdeutschen Ballungsräumen private Sender in HD Qualität empfangbar sein, also ein „Mehr“ angeboten. In den alten Bundesländern wird ein freier SD- zugunsten eines verschlüsselten HD-Empfanges eingestellt, also ein „Mehrwert“ angeboten. Ob dies „Mehr“ das geplante Entgelt recht­fertigt, muss jeder für sich entscheiden.

Grundsätzlich sehe ich die Freenet-TV-Pläne positiv, da dies neben der Empfangbarkeit der öffentlich-rechtlichen Sender auch die der privaten Programme als entscheidende Voraussetzung für eine merk­bare DVB-T 2-Nutzung ermöglicht. Natürlich gibt es auch Wermutstropfen. Zum einen würde ich das Freenet-TV-Angebot gern auch in der Fläche ausgebaut sehen. Zum anderen sehe ich mit etwas Sorge, dass mit „Freenet-TV“ - ähnlich wie bei „HD +“ - der Empfang von privaten HD-Programmen auf allen drei Rundfunkübertragungs­wegen nur noch gegen Entgelt möglich und der freie Rundfunkempfang eingeschränkt wird. Hierüber werden wir reden müssen.

Kann unter diesen Umständen DVB-T2 ein Erfolg werden oder scheitert die Terrestrik?
Neben den etwa 20 beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen HD-Programmen können ca. 63 Mio. Einwohnermit Freenet-TV bis zu 20 weitere HD-Privatsender empfangen. Diese gilt es als potentielle Kunden für das terrestrische Angebot zu gewinnen. Ein weiterer Kaufanreiz sollte zudem die mobile Empfangbarkeit außerhalb der Wohnung sein. Hier hoffe ich mit dem Einstieg von Freenet, also einem Unternehmen aus der Mobilfunkbranche, dass künftig auch Smartphones und Tablets mit DVB-T2 / Freenet-TV-Nutzungsmöglichkeit angeboten werden. Dann könnten interessante Sendungen ohne Datenratenproblem weitestgehend ortsunabhängig auch über diese sehr beliebten Endgeräte geschaut werden. Die Ausgangslage berechtigt daher wohl, an den Erfolg und damit die Zukunft der Terrestrik zu glauben.

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