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Betreiber dürfen nicht ihren Angeboten den Vorzug geben

Welche Regulierung Smart Speaker brauchen - und welche nicht

Dr. Lars Peters, Vorsitzender der Fokusgruppe Audio im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) Quelle: BVDW Dr. Lars Peters Vorsitzender der Fokusgruppe Audio Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) 02.10.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"In vielen Häusern und Wohnungen wurden Küchenradios bereits durch Amazon Echo oder Google Home ersetzt", konstatiert Dr. Lars Peters vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW). Nun ist ihm vor allem wichtig, dass es für alle Interessenten einen freien Zugang zu allen Audio-Skills gibt.







Noch sind Smart Speaker nicht sehr verbreitet, doch schon heute sind Audio-Inhalte sind die meistgenutzten Inhalte. Welche Chancen und Risiken sehen Sie für die Audio- und Radio-Branche?
Der sehr dynamische Start, den die Smart Speaker in Deutschland und anderen Ländern hingelegt haben, macht klar, dass wir uns mitten in einem medialen Umbruch befinden. Der natürlichste Kommunikationskanal zwischen den Menschen, die gesprochene Sprache, funktioniert nunmehr auch zwischen Mensch und Maschine. Damit gewinnen natürlich auditive Inhalte an Bedeutung. Da gleichzeitig der Abruf von Audio-Content immer individueller und zeitunabhängiger möglich wird (also das, was die Nutzer an Netflix & Co. so lieben), wächst die Nachfrage zusätzlich. In vielen Häusern und Wohnungen wurden Küchenradios bereits durch Amazon Echo oder Google Home ersetzt, da sie so einfach zu bedienen sind und viel mehr können, als nur eine räumlich begrenzte Anzahl von Radiosendern abzuspielen. Da über die Smart Speaker bereits heute auch Dinge im Haushalt per Sprache gesteuert werden können (Türen, Lampen, Ofen etc.) und diese Entwicklung die Zukunft ist, sind die Chancen für die Geräte und damit auch für die Audio- und Radio-Branche geradezu grenzenlos.

Damit die Nutzer die Möglichkeiten voll ausnutzen können, müssen natürlich Daten gesammelt werden. Hier – wie überall, wo Daten aggregiert und weiterverarbeitet werden – besteht durchaus die Gefahr des Missbrauchs. Außerdem begeben sich Nutzer und Anbieter von Audio-Skills bzw -Actions in die Abhängigkeit einiger großer (amerikanischer) Plattformen. Die könnten prinzipiell jederzeit nach Belieben das jetzt weit offenstehende Tor schließen und ihr Quasi-Monopol ausbauen.

Ein Drittel der Audio-Nutzer lässt sich über den Smart Speaker Nachrichten vorlesen – welchen Regulierungsbedarf sehen Sie hier?
Zunächst einmal bewerte ich es überaus positiv, wenn die Menschen nicht nur Unterhaltungs-, sondern eben auch Informationsangebote gezielt abrufen – im Bewegtbild wie im Audio. Natürlich ist es eine Frage, welche Nachrichten sie dann bekommen. Aber vor dieser Frage standen bzw. stehen die Rezipienten am Zeitungskiosk auch. Regulierungsbedarf sehe ich daher lediglich in der Richtung, dass es für alle demokratisch zulässigen Anbieter einen Zugang zu den Smart Speakern geben muss und dass die technischen Betreiber nicht ihren Angeboten den Vorzug geben dürfen. Und wenn die Nutzer sagen müssen, „Alexa, gib mir meine Tageszusammenfassung von der Süddeutschen Zeitung“, dann ist das auch nicht aufwändiger als am Zeitungskiosk – und sie ersparen sich sogar den Gang dorthin. So viel Eigenverantwortung bei der Auswahl der Medieninhalte sollte man den Menschen schon überlassen und nicht staatlich verordnen.

Wie sollten andere sogenannte „Skills“ von Drittanbietern reguliert werden, die Zugang zu Audio-Inhalten bieten?
Nochmal: So lange es für alle Interessenten einen freien Zugang zu allen Audio-Skills gibt, sehe ich keinen weiteren Regulierungsbedarf. Dennoch gilt die Besonderheit zu beachten, dass etwa bei Audio-Suchen über die Smart Speaker nur eine Auswahl von Anbietern genannt werden können, wohingegen man bei einer Google-Suche im Web zwischen viel mehr Treffern auswählen kann. Insofern darf bei Audio-Suchen nicht nur der Einsatz von Werbegeldern darüber entscheiden, ob ein Skill in den Auswahloptionen genannt wird. Hier kommt es auch etwas auf die Medienkompetenz der Nutzer an, sich nicht mit der erstbesten Option zufriedenzugeben, sondern bewusst weitersuchen zu lassen.

Fast drei Viertel der Deutschen sorgen sich bei Smart Speakern um den Datenschutz. Wie bewerten Sie das?
Gerade die Deutschen sind sehr sensibel beim Thema Datenschutz. Da sehe ich uns als Digitalbranche in der Verantwortung, in Bezug auf Art und Umfang der Datenverarbeitung transparent aufzuklären. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Anwender dem durchaus positiv gegenüberstehen, sofern der Mehrwert des Dienstes entsprechend überzeugt. Bei Smart Speakern ist das offenbar noch nicht der Fall, denn ganze 83 Prozent der Befragten des Online Audio Monitors 2018 sagten, dass sie die persönlichen Nutzungsvorteile der Geräte für sich nicht erkennen würden. Ich gehe daher davon aus, dass die Anzahl der Datenschutz-Bedenkenträger in dem Umfang sinken wird, in dem die Anzahl der Personen steigt, die Smart Speaker ausprobieren und so ihren Mehrwert erkennen. Diesbezüglich haben wir noch lange nicht alle technischen Möglichkeiten und „Skills“ gesehen bzw. gehört. Daher bin ich hier durchaus optimistisch.

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