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Interview05.06.2020

Bei Digitaler Hochschule NRW arbeiten alle staatlichen Einrichtungen zusammen

Wie alle NRW-Hochschulen von einer bundesweit einzigartigen Kooperation profitieren

Isabel Pfeiffer-Poensgen - Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Quelle: Bettina Engel-Albustin / MKW 2017 Isabel Pfeiffer-Poensgen Ministerin für Kultur und Wissenschaft Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
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"In der aktuellen Corona-Pandemie zeigt sich, wie leistungsfähig die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen bereits im Bereich der Digitalisierung sind", konstatiert Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. Binnen kürzester Zeit sei auf einen digitalen Lehrbetrieb umgestellt worden. Zu den umfangreichen Investitionen gab es noch eine „Corona-Soforthilfe für die Digitalisierung in Lehre und Studium“.





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Neue Zielgruppen, individuellere Lehre, schlankere Verwaltung - wo stehen die Hochschulen in Ihrem Bundesland in Sachen Digitalisierung?
2016 haben die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen die „Digitale Hochschule NRW“ (DH.NRW) gegründet, um den Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam zu begegnen. Darin arbeiten 42 Universitäten, Fach-, Kunst- und Musikhochschulen aus Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft daran, die Digitalisierung der Hochschulen zu koordinieren und zu entwickeln, Innovationspotenziale zu nutzen sowie Bereiche wie Lehre, Studium, Forschung oder Infrastruktur zu unterstützen. Ein solches Projekt, in dem alle staatlich getragenen Hochschulen eines Landes im Bereich der Digitalisierung zusammenarbeiten, ist bundesweit einmalig.

Die Digitalisierung und die damit verbundene Ortsunabhängigkeit bieten die große Chance, dass die Hochschulen zukünftig vermehrt hochschulübergreifend zusammenarbeiten. Nicht jede Hochschule muss zum Beispiel einen eigenen E-Mail- oder Speicherdienst betreiben. Durch die Cloudtechnologie können Kapazitäten flexibler genutzt und verteilt werden. Insbesondere kleine und mittlere Hochschulen, die ansonsten nicht die Kapazitäten hätten, profitieren von solchen landesweiten digitalen Diensten und Angeboten.

In der aktuellen Corona-Pandemie zeigt sich, wie leistungsfähig die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen bereits im Bereich der Digitalisierung sind. Binnen kürzester Zeit haben sie für das Sommersemester 2020 auf einen digitalen Lehrbetrieb umgestellt. Die Kapazitäten für Videokonferenzsysteme wurden erheblich erhöht, die Lehrenden bieten den Studierenden Veranstaltungen per Video-live-Streaming an und neue E-Learning-Angebote wurden produziert. Es ist beeindruckend, wie flexibel und schnell die Hochschulen auf diese Herausforderung reagiert haben.

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Die Digitalisierung kann den Hochschulbetrieb effizienter machen - zunächst braucht es aber Investitionen. Wie unterstützen Sie die Hochschulen in Ihrem Bundesland dabei?
In einer landesweiten Digitalisierungsoffensive stellt das Land den Hochschulen ab 2019 jährlich 50 Millionen Euro und ab 2022 jährlich 35 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Da die Digitalisierung den Alltag an den Hochschulen langfristig verändert, handelt es sich hierbei um eine dauerhafte Finanzierung. Das Land und die DH.NRW unterstützen die Hochschulen dabei, ihre Lehr- und Lernangebote digital auszurichten sowie Studienstrukturen, Lehrpläne und Unterstützungsangebote weiterzuentwickeln. Hierbei setzen wir als Land auf hochschulübergreifende Projekte sowie offene Bildungsressourcen. So finanzieren wir mit der Förderlinie „OERContent.nrw“ (Open Education Ressources) die Produktion hochschulübergreifender E-Learning-Angebote mit rund 10,5 Millionen Euro über einen Förderzeitraum von zwei Jahren. Das ist bundesweit die größte Förderlinie für offene Bildungsressourcen.

Zudem modernisieren wir die Bibliotheksmanagementsysteme an den Hochschulen und stellen dafür in den nächsten fünf Jahren mehr als zehn Millionen Euro zur Verfügung. Die Hochschulbibliotheken werden künftig mit einer landesweiten cloudbasierten Bibliothekssoftware arbeiten. Die ersten Bibliotheken werden das System voraussichtlich im Frühjahr 2021 in Betrieb nehmen.

Um die Hochschulen bei den Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie zu unterstützen, stellt das Ministerium für Kultur und Wissenschaft darüber hinaus eine „Corona-Soforthilfe für die Digitalisierung in Lehre und Studium“ in Höhe von 20 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen kurzfristig bereitgestellten Mitteln können die Hochschulen beispielsweise Aufzeichnungs- und Streaminghardware, Softwarelizenzen oder Infrastrukturen für digitale Prüfungen anschaffen.

Das digitale Lernen braucht technisch gut ausgerüstete Studierende. Wie lässt sich dabei eine Verstärkung der sozialen Spaltung verhindern?
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat die Hochschulen im vergangenen Jahr mit rund 18 Millionen Euro aus der Digitalisierungsoffensive darin unterstützt, ihre digitalen Lehr- und Lerninfrastrukturen zu verbessern. Hierzu gehört beispielsweise die Schaffung von digitalen Arbeitsplätzen in Bibliotheken, die natürlich auch von Studierenden genutzt werden können, die selbst keine modernen Endgeräte besitzen oder über keine gute private Datenverbindung verfügen. Zudem wurde der Ausbau der WLAN-Infrastruktur mit rund sechs Millionen Euro unterstützt, damit die Studierenden auf dem Campus digitale Dienste nutzen können. Viele Hochschulen bieten den Studierenden bereits Leihgeräte an und wollen diesen Service in Zukunft weiter ausbauen.

Bei der Digitalisierung setzen die Hochschulen häufig auf Kooperationen, zugleich sollen sie aber ihr Profil im Wettbewerb stärken. Wie lässt sich der Widerspruch von Kooperation und Konkurrenz auflösen?
In der Digitalisierung steckt die Chance einer vermehrten hochschulübergreifenden Zusammenarbeit. Dies gilt insbesondere im Bereich der IT-Infrastruktur und bei landesweiten Kompetenzzentren. Hierbei stehen die Hochschulen nicht miteinander im Wettbewerb. Während sie zum einen ihr Profil im Bereich Studium und Forschung durch Spezialisierung bei Studienangeboten oder Forschungsthemen schärfen, profitieren sie zum anderen von der gemeinsamen Zusammenarbeit im Bereich der digitalen Infrastrukturen. Daher stehen Kooperation und Wettbewerb im Bereich der Digitalisierung nicht im Widerspruch.

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