Beim Lokal-TV-Kongress in Potsdam wurde die Frage gestellt, ob werbefinanziertes Lokal-TV als Geschäftsmodell überhaupt funktionieren kann. Wie sehen Sie das
Alle Erfahrungen bisher haben gezeigt, dass professionelles Lokalfernsehen allein mit dem Geschäftsmodell Werbung nicht funktioniert. Möglicherweise gibt es einige wenige Standorte bzw. Ballungsräume, in denen professionelles Lokalfernsehen kostendeckend angeboten werden kann, dann allerdings ohne die Kosten der Satellitenverbreitung.
In Deutschland gibt es regional verschiedene Fördermöglichkeiten für Lokal-TV. Welche Möglichkeiten gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich vorstellen?
In Bayern bestehen eine Reihe unterschiedlicher Fördermöglichkeiten für lokales Fernsehen: Nach Art. 23 Bayerisches Mediengesetz (BayMG) stehen in diesem Jahr staatliche Mittel in Höhe von 9,0 Mio. Euro für die Förderung der technischen Verbreitung von lokalen und regionalen Fernsehangeboten über Satellit zur Verfügung. Eine Förderung der Programmherstellung ebenfalls gemäß Art. 23 BayMG in Höhe von 1,8 Mio. Euro erfolgt aus dem Haushalt der Landeszentrale. Von diesen 1,8 Mio. Euro gehen 850.000 Euro an die 16 lokalen Hauptanbieter, 800.000 Euro an die neun Spartenanbieter, sowie 200.000 Euro an das Gemeinschaftsprogramm Plenum TV. Dazu kommt in Bayern seit 1994 der sog. Finanzierungsbeitrag. Nach dem Rundfunkstaatsvertrag der Länder in Verbindung mit dem Bayerischen Mediengesetz müssen die beiden großen bundesweiten Fernsehanbieter einen finanziellen Beitrag zur Sicherung der Finanzierung der lokalen/regionalen und landesweiten Fensterprogramme leisten. Der Finanzierungsbeitrag für die lokalen Angebote belief sich in diesem Jahr auf ca. 3,85 Mio. Euro. Und schließlich gibt es in Bayern noch eine Programmförderung durch die im Jahr 2016 besonders hochwertige Sendungen bzw. Sendereihen mit insgesamt 225.000 Euro gefördert wurden. Diese Förderung kommt nur Spartenanbietern zu Gute.
Prinzipiell wäre es auch denkbar, Lokalfernsehen aus einem geringen Anteil des Rundfunkbeitrags zu fördern, da lokale Fernsehangebote im lokalen Bereich eine Art Grundversorgung sicherstellen. Dieses Fördermodell nach Schweizer Vorbild haben die Landesmedieanstalten immer wieder in die medienpolitische Diskussion eingebracht.
Seit Jahren hakt es bei der nationalen Vermarktung von Lokal-TV. Was müsste passieren, damit der Knoten platzt?
Hier kommen mehrere Probleme zusammen: Einerseits fehlen den national agierenden Werbetreibenden einheitliche und anerkannte Reichweitenzahlen für das lokale Fernsehen. GfK-Zahlen für das lokale Fernsehen sind den Anbietern aber wiederum zu teuer. Dazu kommt, dass für das Erreichen der Werbeziele der national Werbetreibenden Lokal TV nicht unbedingt notwendig ist. Dafür stehen zahlreiche nationale TV-Sender zur Verfügung. Zudem haben auch die nationalen TV-Vermarkter offensichtlich wenig Interesse an der überregionalen Werbevermarktung von Lokal TV. Bei der Summe dieser Gründe spricht wenig dafür, dass sich das Problem in nächster Zeit lösen lässt.
Immer wieder wird mehr Kooperation zwischen den Lokal-TV-Anbietern angeregt. Wie können und sollten die Sender aus Ihrer Sicht zusammenarbeiten?
Eine Zusammenarbeit bietet sich in der Vermarktung und inhaltlich durch einen Programmaustausch an. Beides sieht die BLM positiv und unterstützt entsprechende Bemühungen. So wird auf Bezirksebene z.B. von den drei lokalen Sendern in Niederbayern bereits ein Programmaustausch betrieben. Auch in Unterfranken gibt es entsprechende Beispiele.
Dazu kommt, dass wir in Bayern mit Plenum TV ein bayernweites Format haben, das zentral produziert und lokal ausgestrahlt wird. Plenum TV produziert im Jahr 30 Beiträge von 3 bis 4 Minuten Länge aus dem Bayerischen Landtag und liefert diese in jeweils 16 verschiedenen lokalisierten Versionen den lokalen Anbietern zu.