Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Auswirkungen der Digitalsteuer auf Standortwahl werden überschätzt

Was für welche Digitalsteuer spricht - und was dagegen

Richard Elhenický - Generalsekretär VÖS – Bund der Steuerzahler Quelle: VÖS – Bund der Steuerzahler Richard Elhenický Generalsekretär VÖS – Bund der Steuerzahler 29.03.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Die Effekte nationaler Alleingänge bei der Einführung einer Digitalsteuer werden zweifellos geringer ausfallen als bei einer EU-weiten Regelung", sagt Richard Elhenický, Generalsekretär beim VÖS – Bund der Steuerzahler in Österreich. Mit Blick auf große Lösungen ist er derzeit eher skeptisch.







Die EU-Digitalsteuer ist gescheitert. Wie bewerten Sie das?
Das Nichtzustandekommen einer EU-Digitalsteuer für Großunternehmen, die ohnedies nur eine geringfügige Steuer in Höhe von 3% auf Umsätze durch online-Werbung, zur Verfügung Stellung von online-Märkten und Datenverkäufe vorgesehen hätte, ist aus zwei Gründen bedauerlich: zum einen bleibt so die bestehende Ungleichheit im Handel zwischen herkömmlichen Unternehmen und Digitalunternehmen erhalten. Zum anderen hat es die EU neuerlich verabsäumt, gerade im wichtigen Bereich des Steuerrechtes geeint aufzutreten und nach außen eine einheitliche Position einzunehmen.

Einzelne Länder, wie etwa Frankreich und Österreich, wollen nun nationale Digitalsteuern einführen. Was helfen nationale Alleingänge in Zeiten einer globalen Digitalwirtschaft?
Die Effekte nationaler Alleingänge bei der Einführung einer Digitalsteuer werden zweifellos geringer ausfallen als bei einer EU-weiten Regelung. Die mögliche Beeinträchtigung bei der Standortwahl sollte aber nicht überschätzt werden, weil einerseits Digitalunternehmen ohnedies weitgehend unabhängig vom Standort sind und andererseits auch eine EU-weite Digitalsteuer durch Gründungen in Staaten, die diese Steuer nicht kennen, umgangen werden kann. Prinzipiell ist dieser Weg aus unserer Sicht zu befürworten.

Eine große Lösung soll nun im Rahmen der OECD angegangen werden. Sehen Sie in absehbarer Zeit Chancen für eine Einigung auf dieser Ebene?
Sollte es möglich sein, im Rahmen der OECD zu einer großen Lösung dieser Frage zu kommen, wäre das sicherlich zu begrüßen. Die bisherigen Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass auf dieser Ebene mit raschen oder auch in absehbarer Zeit erfolgenden Beschlüssen nicht zu rechnen ist. Die unter 4. geäußerten Bedenken bezüglich einer auf Europa beschränkten Regelung gelten auch hier.

Wie könnte sich auf anderem Wege mehr Steuergerechtigkeit für die Digitalriesen herstellen lassen? 
Unterschiedliche Steuersätze werden immer bewirken, dass Großunternehmen, die es sich leisten können, diesen Punkt bei ihrer Standortwahl besonders berücksichtigen werden. Doppelbesteuerungsabkommen vor allem mit Ländern, in denen große Digitalunternehmen ihren Sitz haben, könnten zur Problemlösung beitragen. Die Frage ist freilich, ob diese Länder zum Abschluss solcher Abkommen bereit sind. Gerade die USA, die ohnedies in ihrer derzeitigen Politik dazu tendiert, nationale über internationale Interessen zu stellen und die eine Reihe von großen Digitalunternehmen im Land haben, könnten sich hier quer legen, was den ohnedies beeinträchtigten Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und den USA weiter schaden könnte. Das Ausmaß weiterer Beeinträchtigungen der Wirtschaftsbeziehungen könnte leicht den zu erwartenden Gewinn aus einer EU-weiten Digitalsteuer oder anderen geeigneten Maßnahmen übersteigen. Die auch in den USA nicht unbekannte „sales tax“ kann helfen, eine bessere Steuergerechtigkeit herzustellen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Wolf Klinz
Europaabgeordneter
FDP

Dr. Wolf Klinz, Abgeordneter im Europäischen Parlament (FDP)
EU | Digitalsteuer

Nationale Digitalsteuern bringen keine ■ ■ ■

Welche Lösung international helfen könnte

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Wolf Klinz
Europaabgeordneter
FDP

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Martin Schirdewan
MdEP
Die Linke

Martin Schirdewan, Mitglied des Europaparlaments (Die Linke)
EU | Digitalsteuer

Königsweg wäre die Einführung einer ■ ■ ■

Über Briefkastenfirmen, Steuersümpfe und Steueroasen

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Martin Schirdewan
MdEP
Die Linke

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Bernd Lucke
MdEP
LKR

Prof. Dr. Bernd Lucke - MdEP (LKR)
EU | Digitalsteuer

Steuern sind nur ein nachgelagertes Problem

Wo die Digitalsteuer ihrer Probleme hat

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Bernd Lucke
MdEP
LKR

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.