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Interview10.12.2015

Auch bei der Inklusion gilt: "Mia san mia"

Was Bayern München für Menschen mit Behinderung tut

Kim Krämer, Behindertenfanbeauftragter FC Bayern München (Bildmitte) mit Piräus-Fans Quelle: Kim Krämer Kim Krämer Behindertenfanbeauftragter FC Bayern München
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Eine große Anzahl von Sitzplätzen für Rollstuhlfahrer, Seh- und Hörbehinderte und ihre Begleiter stehen bei den Spieler des Rekordmeisters in der Münchner Allianz-Arena zur Verfügung. Ansprechpartner für alle Inklusionsfragen ist Kim Krämer, der sich seit 2010 beim FC Bayern um die Belange der Menschen mit Behinderung kümmert.





Ihr Verein hat einen eigenen Fan-Beauftragten für Menschen mit Behinderung. Welche Aufgaben erfüllt dieser?
Der FCB hat seit 2010 einen Behindertenfanbeauftragten. Momentan übe ich dieses Amt aus. Meine Aufgaben bestehen darin, Fans mit Behinderung (v. a. Rollstuhlfahrer, Seh- und Hörbehinderte) zu beraten und deren Fragen zu beantworten, z. B. zum Ticketing, Parken im Bereich der Arena, ÖPNV, Gastronomie. Anregungen und Kritik bearbeite ich selbst bzw. gebe sie an die zuständigen Direktionen und Abteilungen weiter. Ein sehr wichtiger Punkt meiner Tätigkeit ist das Monitoring der Allianz-Arena. Ich lege größten Wert darauf, dass alles reibungslos funktioniert. Daher stehe ich in permanentem Kontakt zu allen Entscheidungsträgern.

Zu den wichtigsten Angeboten zählen sicher die Aktivitäten beim Spiel. Welche Angebote werden im Stadion mit welchen Partnern umgesetzt?
227 Stadion-Plätze für Rollstuhlfahrer, 227 Sitzplätze für deren Begleitpersonen, 20 Plätze für Fans mit Sehbehinderung, 20 Plätze für deren Begleitpersonen, umfangreiches App-Angebot für Seh- und Hörbehinderte, Fanshops, FCB-Erlebniswelt (FC Bayern München), Audio-Deskription via Kopfhörer, großzügig dimensionierte Personenaufzüge, Behinderten-WC in ausreichender Anzahl, (Partner: Allianz Arena München Stadion GmbH), barrierefrei erreichbare Gastronomie, spezielle Führungen außerhalb der Spieltage für Rollstuhlfahrer (Partner: ArenaOne GmbH), 130 Behindertenparkplätze (Partner: APCOA), barrierefreie U-Bahnstation (Partner: MVV).

Welche Chancen bieten digitale Medien, um die Arbeit des Fan-Beauftragten für Menschen mit Behinderung zu vereinfachen?
Auf der Homepage des FC Bayern stehen alle relevanten Informationen zur Verfügung. Als Ergänzung verweise ich auch gerne auf die Website "www.barrierefrei-ins-stadion.de" und auf die Homepage des 1. Rollstuhlfahrerfanclubs des FCB (Rollwagerl 93 e.V.) "www.rollwagerl.de", mit dem ich als dessen 1. Vorsitzender partnerschaftlich zusammenarbeite. Nachdem heute fast jeder ein Smartphone hat, wurde darüber nachgedacht, spezielle Apps für Seh- und Hörbehinderte zu entwickeln (Anbieter: StadiumVision). Diese befinden sich zwar schon vielfältig in Gebrauch, sind jedoch noch verbesserungswürdig (z. B. Zeitlücke von mehreren Sekunden beim Audio-Deskriptionsservice). Die Fachleute arbeiten daran. Neben der klassischen E-Mail (handicap@fcb.de) und einer speziellen für Tickets (handicap-tickets@fcb.de) hat sich für Kurznachrichten WhatsApp bewährt.

Wie werden die Angebote von den Menschen mit Behinderung angenommen?
Die o. a. Angebote werden von den Fans mit Behinderung sehr gut angenommen. Bei den allermeisten Spielen kommt es bei der Ticket-Vergabe zu Engpässen. Ein weiteres Indiz ist die Mitgliederentwicklung des o. a. Fanclubs Rollwagerl 93 e.V., der nach der Eröffnung 200 Mitglieder hatte. Heute sind es 770, Tendenz: steigend.

Zuletzt eine persönliche Frage: Wie sind Sie zur Fanarbeit für Menschen mit Behinderung gekommen?
Mein Weg zur Behindertenfanbetreuung: Ich hatte vor einigen Jahren einen Unfall und bin seither zur Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen. Dies hinderte mich jedoch nicht, weiterhin die Spiele des FC Bayern zu besuchen, so oft es nur möglich war. Und wie das immer so ist, lernt man im Stadion den einen oder anderen Rollstuhlfahrer kennen, man unterhält sich, und bekommt mit, dass der bisherige Behindertenfanbeauftragte aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen musste. So trat man an mich heran, um mir die Nachfolge anzubieten, was ich im Juli dieses Jahres angenommen habe.

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