Die öffentliche Hand fördert vielerorts den Einbau von Luftfiltern. Welchen Beitrag kann diese Technik dazu leisten, dass im Herbst Lockdown-Maßnahmen verhindert werden?
Der Einbau von Luftfilteranlagen ist da, wo sie noch nicht existieren, ganz sicher ein begrüßenswerter Schritt. Das Bundes-Umweltamt hat hierzu ja auch bereits ausführliche Empfehlungen rausgegeben. Tatsächlich sind aber in nahezu allen seit Mitte der 90er Jahre gebauten Kinos – und das sind schätzungsweise bis zu 80 % des Gesamtmarktes - bereits moderne RLT-Anlagen verbaut. Dies ist unter anderem eine der Erklärungen dafür, warum die Aerosolbelastung in Kinos auch vergleichsweise gering ist. Das Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin hat dies im Juni 2020 in einer Studie belegt. Insofern gibt es in der Kinobranche auch keinen großen Bedarf zur Installation zusätzlicher Technologien für den Luftaustausch.
Da wo diese modernen RLT-Anlagen noch nicht installiert sind, ist – soweit es baulich möglich ist – eine Nachrüstung und auch eine entsprechende finanzielle Förderung selbstverständlich wünschenswert.
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Mobile Luftfilter sind flexibel und schnell einsetzbar – welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei diesen Geräten für den Einsatz in kulturellen Einrichtungen?
Mobile Luftfilter sind in den wenigen Kinos, wo keine modernen RLT-Anlagen zum Einsatz kommen können, in jedem Fall eine sinnvolle Unterstützung, denn in den Kinosälen ist es – anders als zum Beispiel in öffentlichen Gebäuden wie Schulen – ja nicht möglich, durch das Öffnen von Fenstern zu lüften. Eine Herausforderung könnte die optimale Platzierung der mobilen Geräte im Raum sein, weil zum Beispiel vor dem Beginn eines Films nicht immer klar ist, wo Gäste im Kinosaal sitzen werden.
In jedem Fall gilt: Es muss alles unternommen werden, was dazu beiträgt, Kulturorte wie die Kinos geöffnet zu halten. Insofern sollte man, wenn es tatsächlich noch keine modernen RLT-Anlagen gibt, unbedingt versuchen, diese nachzurüsten und entsprechende Förderungen zu beantragen oder aber in jedem Fall ein Konzept erarbeiten, das mit mobilen Lüftern arbeitet. Auch diese mobilen Geräte sollten grundsätzlich gefördert werden können.
Gleiches gilt für den Einsatz von Messgeräten, wie zum Beispiel CO2-Ampeln, mit denen sich zügig feststellen und austarieren lässt, wie intensiv ein Raum belüftet werden muss. Solche Messungen sind zwar hilfreich bei der Beurteilung der Luftqualität eines Raumes, natürlich sind diese Geräte aber auch betreuungsintensiv. Und was passiert, wenn diese mitten im Film auf „Rot“ springen?“ Hinzu kommt, dass die Messung des CO2-Gehalts ja noch keine grundsätzliche Aussage zur Virenkonzentration in der Luft liefert. Tatsächlich ist uns bisher auch kein Kino bekannt, dass in Anbetracht der oben beschriebenen günstigen Belüftungssituation in den Kinos zusätzlich CO2-Ampeln installiert hat.
Die Corona-Warn-App des Bundes verzeichnete bis Juli insgesamt ca. 30 Mio. Downloads. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, damit die App ein wirkungsvolleres Instrument der Pandemie-Beherrschung würde?
Die Thematik der Warn-App ist komplex. Die Hemmschwellen lagen bisher ja sowohl in der nicht einwandfreien Funktionalität und den hohen Hürden im Datenschutz, die dazu geführt haben, dass die Nutzer eine Infektion mit SARS-CoV-2 hätten selbst anzeigen müssen. Eine höhere User-Zahl ließe sich wohl erreichen, wenn man die Nutzung und Installation der App für den Besuch sämtlicher Veranstaltungsorte verbindlich machen würde. Inwieweit dies tatsächlich zulässig und durchsetzbar ist, kann man aber gerade in der Diskussion um die Impfung beobachten. Ende offen ...